Der Wind der Veränderung in Bayerbach

oder ein Haufen Umbauarbeit und schöne Tage in Polen


Sommer 2024


Mit vielen Gedanken und Ideen kehre ich zurück nach Bayerbach. Die Türkei und Rumänien liegen tausende Kilometer hinter mir. Und so komme ich an, sitze auf meiner schönen Schaukel, ratsche mit dem einen und anderen und das Bild wird klarer. So, als ob sich die Nebel verziehen und ich genauer weiß, was ich denn da will.

 

 

 

 

Bayerbach bleibt, aber es wird kleiner, um einiges kleiner. Meine Vorzelthütte kommt weg und zurück bleibt ein riesiger Terrassenplatz, mein schnuckeliger Wohnwagen und meine Rückzugsschaukel, auf der schon so viele gute Ideen Einzug hielten. Also in die Hände gespuckt (nicht wirklich) und ausgemistet. Bleiben darf nur das, was in den Wohnwagen reinpaßt, so das dieser auch noch ein schöner Aufenthaltsort bleibt. Von so manchem trenne ich mich, wo ich noch vor Jahren dachte, das brauche ich aber unbedingt. Und dann lag es doch nur in der Ecke, in einem Kastl unbenützt herum, manches Buch nicht mehr gelesen und mancher Schriftkram längst zum Wegschmeissen. Die Schränke im Wohnwagen sind gut gefüllt, aber nicht überfüllt und da wo man normalerweise seine Töpfe und Pfannen aufbewahrt finde ich jetzt Bohrmaschine und Schrauben. Meine kleine Bastelstube verkleinert auf Schublade und Schrank und meine große Säge unterm Bett.

 

 

 

 

 

Dann kommt ein junger Rumäne und baut die Hütte ab. Alle Ideen mit verschieben und gut verkaufen funktionierten letztlich nicht. Der junge Rumäne baut sie sich im eigenen Land wieder auf. Ein Tinyhouse für seine Arbeitszeit. Ich gönn es ihm von Herzen und bin froh, dies unbewegliche Teil nicht mehr zu besitzen. Die Restarbeit, die bleibt ist genug.

 

 

 

 

 

 

 

 

Terrassen werden abgebaut und in verkleinerter Form wieder aufgebaut. So mancher Schweißtropfen ziert die Brettls, aber sie trocknen in der Hitze schnell weg. Die Zeit rennt und am Ende steht alles so, wie es bleiben kann. Nur noch ein Platz, den ich bezahlen muß und nicht zwei, jippiii! Und alles was dort steht, kann ich selber bewegen. Mal wieder ein Schritt Richtung unabhängig und frei, Richtung wenig und noch weniger. Seelchen strahlt und fühlt sich so was von erleichtert. Mein „Buckel“ und mein Knie meckert ein bißchen beim schwere Steine tragen und Terrasse montieren. Zwischendurch gibt es gute Treffen mit lieben Menschen und Brummeli braucht ein neues Abgasrückführungsventil. Die Steuerklärung wird vertagt und nicht nur Wasserplatsch dürstet es nach kühlem Nass.

 

 

 

 

 

Mc Pomm oder polnische Seen? Frei stehen ist in Mc Pomm schwieriger und bei den polnischen Seen weiß ich schon um viele gute Plätze. Also Brumm schnurr Richtung Nordosten. In Kroatien schrecken mich die Preise und die vielen, vielen Menschleins die gerade dort ihr Sommerglück suchen. Ich laß ihnen ihre Plätze.

 

 

 

 

 

 

Noch bin ich nicht so ganz richtig im Schreibmodus angekommen. Denn das mit der Veränderung hinterläßt auch Spuren in mir. Einfach so weiterschreiben wie bisher,- Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen. Ich frage mich das vor allem dann, wenn nix wirklich Neues auf dem Plan steht. Meine Naturbegeisterung ist allseits bekannt, meine Liebe für verwunschene Plätze irgendwo im Nirgendwo auch. Meine Sehnsucht nach Stille und Ruhe ohne sinnloses Musikgedudel scheint immer wieder durch. Daneben das leise Plitsch-platsch vom Paddel, das sonore Brummen beim Unterwegssein, das Geflatter meines Sonnenschirms im Wind und last not least das Klimpern auf der Tastatur. Und über allem ein schöner Platz weit, weit weg!

So sitze ich gerade an der Weichsel vor Malbork nach Paddeltagen, Radausflügen und Schwimmerlis im kühlen Nass. Mal mit Weitblick über die Felder, direkt am ruhig vorbeiziehendem Fluß und dann wieder in einer kleinen Waldnische. Mal mit Tagesgästen um mich herum, die freundlich hallo und auf Wiedersehen sagen. Auch sie nutzen den freien Nachmittag zum Schwimmen und Plantschen. Abends kehrt dann Ruhe ein und ich habe den See für mich.

 

 

 

 

 

Kleiner Wermutstropfen, am zweiten Paddeltag verrenke ich mich ein bißchen. Autsch, die Hüfte tut weh. Also wechsel ich Radelfahren und Platschen miteinander ab und es wird besser. Geduld ist hier das Zauberwort und langsam tun!!!! So genieße ich diesen Samstag an einem nicht so begehrten Platz, erledige noch ein bißchen Schriftkram, bevor ich mich auf mein Radel schwinge. Morgen gehts dann wieder zu einem schönen Paddelplatz.

 

Leben, so wie es sich entfaltet und sortiert nach Notwendigkeiten. So wie es an einem verwunschenen Platz aufblüht und so wie es mir tiefe, tiefe innere Fragen stellt, aber keine oder noch keine Antworten liefert.

Da heißt es geduldig sein, den Moment als Moment zu leben, sich an der Schönheit zu erfreuen, mit der Häßlichkeit zurechtzukommen, die Fratzen der Unwahrheit zu durchschauen und vor allem der ureigenen Wahrheit treu zu bleiben, auch wenn sie unbequem ist und hier und da autsch macht.

I never promised you a Rosengarden, ein Buchtitel in den End-Siebzigern. Wahrhaftig und wirklich zu leben und zu fühlen, wahrhaftig und wirklich sich selbst zu erkennen mit allen Höhen und Tiefen, mit allem Guten und Schlimmen und,- wahrhaftig und wirklich einfach nur zu sein.

 

Da sind gerade ganz große Fragen in mir ausgelöst, deren Antwort vielleicht aus vielen kleinen bunten Kieselsteinen besteht,- vielleicht aus der Gischt der kleinen Wassertröpfchen, die vom Winde verweht sich unter das grüne Blatt ducken,- oder vielleicht im Morgennebel, der leise über dem Wasser wabert und sich im Licht der Sonne auflöst.

Ja, wenn ich da draußen bin nur mit mir und der Natur, da kann ich nachdenken und nachspüren und ab und an einfach nur mal da sein.