Philosophisches in den alten Mauern von Kiyikislacik

oder von der Stille ins Tourigewusel und irgendwo am Meer…

 

14.4.

Morgenkaffee am Meer mit ruhigem Wellengeplätscher, im Schatten der Olivenbäume (da kann ich das Display besser sehen) und in einer Sonne, die mal wieder hellgelb, rund und warm vom blauen Himmel scheint. Kein Wölkchen und ein leichter Wind. Sommer pur! Neben mir die zackigen Felsen von der Halbinsel Bodrum. Es ist Montagmorgen und der Sonntagsspuk ist vorbei. Nun wird es an den Stränden wieder ruhiger. Stille Morgen, Natur pur – so liebe ich es. Ewig könnte ich auf das Kommen und Gehen dieser Wellen schauen, mich in ihnen tummeln und dann weiterziehen.

 

 

 

 

 

So ist das mit dem Flow – die Zeit dehnt sich, verschwindet für Momente, um irgendwo hinter einem Stein wieder aufzutauchen. Das „wie weiter“ macht ein Nickerchen im Schatten der Oliven und läßt mich für Momente im Dasein verharren. Nix besonderes, nix aufregendes, nix weltbewegendes – einfach nur den Moment erleben. Das ist Ankommen. Ist nicht letztlich unser ganzes Leben ein immerwährendes Ankommen? Morgengeblubber!

 

 

 

 

 

Zurück zu gestern: Ich verabschiede mich von meiner „einsamen Bucht“ und rumpel zurück. Beim Zurück kommt mir die Piste viel einfacher vor, als beim Hinweg. Nochmal vorsichtig über die Felsen. Der Anglerstrand ist noch unbewohnt. Wochenendler kommen eher am Nachmittag.

 

 

 

 

 

Ein paar alte Steine und Säulen rufen in Kiyikislacik und die Reste der Burgmauer oben am Berg. Brummeli steht im Schatten an der Straße und ich kraxel zwischen den Resten der alten Stadt herum. Keine Menschenmassen, kein Gedrängel. Ich bin alleine hier oben. Es ist heiß 30 Grad. Die Säulen stehen so, wie sie schon immer standen, stoisch und still. Was für Menschleins wandelten wohl hier entlang?

 

 

 

 

 

Herrschaftliche in weiten, weißen Gewändern und „Arbeiter“ braungebrannt mit gegärbten Händen, die ihren Kopf neigten oder sich hinter den Säulen verbargen. Vielleicht. War dieses alte hellenistische Leben oder diese römische Zeit so viel anders wie heute? Da gab es die Schönen und die Reichen, die Mächtigen und die ganz Normalen, die Bürger und die Arbeiter, die ihr Leben meisterten. Da gab es Benimmregeln und wer sich nicht dran hielt konnte mit drastischen Strafen rechnen. Die Menschleins waren genauso eingeteilt in Gute und Böse, in Bessere und Schlechtere, in Habenichtse und Gaukler, in Priester und Philosophen und in Freigeister, die irgendwo dazwischen fast unerkannt ihr Leben lebten. Damals wie heute.

 

 

 

 

 

Ich schaue auf die alten Mosaiken – das ist doch die Blume des Lebens – ein Symbol für das Schöpfungsprinzip des Universums, der kosmischen Ordnung und der Harmonie, die Allem zugrunde liegt. Der Mensch in seinem Menschsein und in seiner Göttlichkeit, letztlich eine Einheit. Eine Einheit, die der Mensch mit seiner Hybris, die Götter herauszufordern, zunichte macht oder machen will. Ist es das, was der Mensch hier auf der Erde lernen soll? Demut,- er gegenüber dem Ganzen so klein, obwohl in jeder Zelle vom ihm das Ganze existiert.

Es ist fast wie ein Koan – „das kleine Menschlein in seiner Begrenztheit und das große Ganze in seiner Unendlichkeit und beides ihn ihm vereint.

 

 

 

 

 

Ja, das kommt davon wenn man zwischen alten Steinen rumstromert. Unten am Wasser picknicken schon die Sonntagsgäste und mit juchhuu wird ein kleines Fischlein aus dem Meer gezogen. Schnell springt der Angler von Stein zu Stein, um seine Angel aus dem Wasser zu ziehen und stolz präsentiert er dieses kleine zappelnde Fischlein. Sein Leben ist ausgehaucht. So schnell und einfach über die Steine hupsen kann ich nicht mehr. Und zögerlich von Stein zu Stein zu wackeln angesichts der Familien möchte ich auch nicht. Noch ein Foto und dann zurück.

 

 

 

 

 

Ich traue mich ein wenig in die Höhle des Löwen bzw. auf die Tourihalbinsel Halbinsel Bodrum. Wenigstens einen kleiner Eindruck. Und so rolle ich am Westzipfel entlang bis zu einer Picknickstelle. Ganz am Ende soll noch ein schöner Platz sein – ist es auch, aber fest in Picknickers Hand. Ich habe Glück, das ein Menschlein bereit ist sein Auto zurück zu fahren, so daß ich wenden kann.

 

 

 

 

 

Also zurück zum Platz und windgeschützt aufgestellt, denn dieser bläst heftig. Umeinander geguckt, die Schotterstraße hochmarschiert und nix anderes gefunden, das es wert wäre die steile steinige ausgewaschene Stelle zu rumpeln. Am Abend sind alle weg und auch das viele Geschnatter und der Grillrauch sind vom Winde verweht.