oder mittendrin ein Platzerl im Irgendwo
14.1.
Mal wieder mittendrin und irgendwo im Nirgendwo! Es ist einfach nur herrlich, wunderbar und tief erfüllend, wenn ich hier aufwache neben einem Arganbaum in der Weite der Steinwüste. Ich fühle mich so geborgen, aufgehoben und kann dem inneren Fluß meiner Gedanken und Empfindungen folgen. Stille umgibt mich und ich habe sogar den Kühlschrank ausgeschaltet, weil mich das leise Rauschen der Gasflamme gestört hat. Normalerweise nehme ich es gar nicht wahr. So still ist es hier!
Und von dieser Stille lasse ich mich einhüllen und in weite Sphären entführen. Stelle Fragen und ahne Antworten. Ein ganz besonderer Morgen! Die Sonne krabbelt schon über die Bergrücken vor mir und bald errreicht sie mich in diesem Wüstental.
Von meinem gestrigen Übernachtungsplatz, nahe Icht geht eine große gute schnurrige Piste mit ein paar tieferen Querrillen hinüber Richtung Tadakoust. Ich habe Lust die auszuprobieren. Vorher wird aber noch getankt und in Fam el Hissn eingekauft – frisches Obst und Gemüse, direkt vom Bauern. Ein kleiner Stand am Straßenrand. Bewußt genieße ich dieses Einkaufen hier. Gemüse gewachsen irgendwo in den Gärten und auch die Apfelsinen und Mandarinen folgen keiner EU Norm. Es wird verkauft so wie gewachsen! Gesundes Leben – gesunde Nahrung.
Und bei uns gehen die Bauern wieder auf die Straße. Die Bauern, waren sie doch in den letzten Jahren mehr oder weniger unsichtbar, es gab sie, aber sie waren irgendwie nicht wichtig in unser städtischen, technisierten und digitalen Welt. Letztlich sind sie doch für die Produktion unserer Lebensmittel, also das was uns am Leben erhält, notwendig. Sie kriegen jetzt ein Gesicht und es freut mich riesig, das so viele von uns Normalos ihnen zuwinken, sie unterstützen und mitlaufen.
Die Bauerndemo, eine Demo für natürliches und gesundes Leben!
Wir wollen kein Industriefutter, keine Veganpampe gefertigt aus Chemie und Insektenmehl. Wir wollen wieder Obst, Gemüse und Kartoffeln aus normalem Anbau ohne die ganzen Regulierungen der EU. Und Fleisch und Fisch für die, die das mögen. Wir wollen doch wirkliche echte Lebens-Mittel und keine Magenfüllstoffe, die krank machen. Innerlich bin ich dabei, auch wenn ich äußerlich ganz woanders bin.
Nach dem Einkauf gehts zurück auf Anfang, also nach Icht und ungefähr 10 Kilometer dahinter beginnt die Piste. Auf „OsmAnd“, einer Openstreetmap-App sehe ich deutlich den Verlauf, 28 Kilometer. Ich schnurre nicht bis ganz zum Ende sondern finde einen tollen Übernachtungsplatz mittendrin. Der Himmel ist bewölkt und ich habe noch eine Badputzaktion vor mir. Zeit wurde es!
Nur ein Motorrad fährt ganz weit hinten auf der Nebenpiste zu den Nomadenzelten, die ich aus der Ferne gesehen hatte. Früher wären sie immer zu mir hergekommen und hätten auf irgendwas gehofft. Jetzt fahren sie weiter. Die große Bettelei wird weniger! Bewußt genieße ich jeden Tag hier draußen im Irgendwo.
Es ist schon was absolut Besonderes und ich bin riesig froh, das ich so hier sein darf und kann! Glückskind!