Innehalten am Oued Karaa

oder noch ein Tag hier draußen bei Sonne und Meer

 

20.12.

Große Wüstenwelt – vor mir das Meer und ein paar verlotterte Steinhügel und hinter mir die goldorangene Sonne, die mal wieder warm auf meinen Rücken scheint. Ein kleiner Wind fegt ums Brummeli der so frech einfach mitten drin ganz weit oben steht. Rundumblick! Ein Platz an dem die Gedanken nicht anstoßen, sich in der Weite verlieren, nur um wieder neu geformt in anderen Gewändern aufzutauchen.

 

 

 

 

 

Dieses stete Kommen und Gehen, für einen Moment ankommen und dann wieder weiter gehen, das ist das Grundmuster meines Unterwegsseins. Vielleicht ist es sogar das Grundmuster des Lebens ansich, so wie der Atem. Er kommt, für den winzigen Hauch eines Momentes bleibt er, bevor er wieder geht. Ein Moment der Atemfülle und ein Moment der Atemleere, dazwischen Bewegung. Tief innerlich habe ich keine Ahnung wohin mich meine Reise wirklich führt. Ich folge einfach diesem Fluß der Momente.

 

 

 

 

 

Und so bleibe ich noch einen Tag hier am Oued Karaa, den so heißt es richtig und nicht Kraa. Ein wunderschöner Gang zu der „Bergfestung“ und der Abbruchkante entlang. Weit geht es hinunter zur zerküfteten bergigen Strandwelt, streng beobachtet vom Militär wegen der „Flüchtlinge“. Der Weg hinüber zu den Kanaren ist nicht so weit. Aber auf dieser rauhen See mit einer kleinen Nußschale – puuuuh!

Ich schau hinüber in das trockene Flußbett der Karaa und wandere auf dem nächsten Hügelrücken zurück. Und wie das so ist entdecke ich beim Wandern einen tollen Brummeliplatz mit noch tollerem Internetempfang. Kann das Brummeli rumpeln? Ja, er kann. Sorgsam gehe ich den Weg ab, prüfe und befinde für machbar und gut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Jungs unten am Häuschen bekommen noch ein Bier und ich sage ihnen, das ich mich hier oben hinstelle. Kein Problem! Zehn Minuten später bin ich da. Der leichte Wind vertreibt die Fliegen und eine große Heuschrecke kommt mich besuchen. Sie landet an meinem Bein und tastet mit ihren Fühlern vorsichtig den Boden ab. Vielleicht findet sie ja das, was sie braucht. Im Fliegen schaute sie wie ein kleiner Vogel aus.

 

 

 

 

 

Ein herrlicher Telefonratsch! Viel zu schnell vergeht dieser schöne Sonnentag. Aber wie es so ist … das Kommen und Gehen, ein kurzes Innehalten und weiter gehen. Und ich darf einfach hier sein und diesem äußeren und inneren Fluß folgen. Was für ein Privileg. Weit weit weg vom normalen Weltengeschehen foge ich hier draußen meiner ganz eigenen Philosophie.

 

 

 

 

 

Und auch die bleibt nur für den Hauch eines Momentes, der sich wie ein ganzes Leben anfühlt, vielleicht manchmal auch so wie die Ewigkeit. Von außen betrachtet ist es aber auch nur dieser Moment des kurzen Innehaltens, bevor das Nächste erscheint.

Spannendes Wüstenleben!