oder auf bekanntem Wüstenplatz
12.12.
Ein milchiger Sonnenball in meinem Rücken und kühler Wüstensand vor mir. Wo könnte ich auch anders sein. Da stehe ich wieder an der heißen Quelle bei Guelmin. Den Weg finde ich sogar alleine, auch den Abzweig, der so unscheinbar nach dem Überqueren des Oueds erscheint. Fast nicht zu erkennen. Der Holperweg ist einigen Stellen noch holpriger und so tastet sich Brummeli nur langsam vorwärts. Eine große Kamelherde grast etwas weiter weg und ein paar sandige Windhosen lassen mich schnell das Fenster wieder zumachen.
Von meinem Wadi Draa geht es über eine neue kleine Asphaltstraße 1308 und 1309 durch die Berge. So viel wird hier in den Straßenbau investiert. Die Landschaft mit den rotbraunen Bergen fasziniert mich und ich fahre extra langsam. Kein Auto sonst auf der Straße. Es ist ja auch ein Umweg nach Guelmin, der sich aber lohnt. In der Ferne sehe ich bei Tadalt die Sanddüne, an der ich mal einen Platten hatte. Vorsicht vor Nägeln auf dem Weg! Ich biege nicht ab.
An der Quelle treffe ich Vater und Tochter mit Moubarek aus Sidi Ifni. Wir reden miteinander. Er ist Ukrainekenner, kennt die baltischen Staaten und Rußland. Hat selber gesehen wie die Ostukraine in Windeseile aufgebaut wird.
Lange vor dem Maidan war er schon in der Ukraine und hat gesehen, wie der Staat in diesem Ostteil nix für die Menschleins gemacht hat. Keine Infrastruktur, keine Arbeitsmöglichkeiten usw. Die Menschen dort wurden mehr oder weniger sich selbst überlassen und jetzt ist das Gejammere groß, weil diese Gebiete russländisch geworden sind.
Wieder mal wird mir bewußt wie wenig ich von den wirklichen Lebensbedingungen dort wußte. Da drängt sich die Frage auf: Geht es um die Menschen, um deren Wohl oder geht es letzendlich nur um irgendwelche Machtinteressen? Ist das die Frage, die sich die Menschen weltweit stellen müssen? Das eigene Wohl in den Vordergrund rücken und nicht das Wohl der Regierenden? Und wie können wir normale Menschen, dies tun?
Ich verfolge Markus Krall und seine Atlasinitiative und finde seine Ideen eines Staatsgebildes, das sich als Diener des Volkes erweist höchst spannend und interessant. Eine wirkliche Alternative. Hoch verschlankter Staat, der nur für die wesentlichen Aufgaben einer Gesellschaft verantwortlich ist. Persönliche Machtinteressen werden weitgehendst ausgeschaltet und Grundlage ist eine echte soziale Marktwirtschaft, die sich durch Angebot und Nachfrage reguliert. Anstrengung muß sich wieder lohnen. Kein verdeckter Raubtierkapitalismus und kein verdeckter Regulierungs- und Verbotswahn, der die Individualität des Einzelnen untergräbt. Ob er Erfolg hat? Noch ist er viel zu wenig präsent in den Medien. Das heißt so viele Leute kennen ihn gar nicht und ob er dann eine Partei aus dem Boden stampfen kann – Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen.
Zurück zu meiner Quelle: Noch ein bißchen mit den Füßen im heißem Wasser. Die drei fahren zurück und ich stelle Brummeli an den Rand des Oueds. Wieder mal bin ich in einem hochspannendem astrologischen Dialog. Die Sonne geht unter und noch lange brennt ein Lichtlein im Brummeli, bevor die Augen zuklappen und ich mich ins Traumland begebe, bis die Morgendämmerung mich wieder aufweckt.