oder unterwegs auf schmalen Pfaden und folgt das Leben nicht immer wieder dem gleichen Muster?
23.5.
Sonne scheint – es zwitschert und zirpt um mich herum – ein leichter Wind und sooooo viel Grün, ich mitten auf einer Blumenwiese. Hier ist es gut, hier bleibe ich. Doch erst wandere ich noch in dem alten Dorf herum, einem Freilichtmuseum auf der anderen Seite des Berges. Wunderschön aufgebaut mit einer alten Holzwippe für die Kinder mitten drin. Ja, auf so etwas haben wir früher auch geschaukelt. Einer oben, einer unten. Wippen waren sehr beliebt.
Der Gang durch dieses alte Dorf mit seiner Kirche und der Schule, einer Apotheke, Schmiede, dem Schreiner, dem Berber, Mühle und den ursprünglichen „Tiny-Houses“, in dem gelebt, gekocht und gearbeitet wurde. Früher nannte es man nicht Tiny House, sondern diese Hütten waren das Normal. Geheizt wurde mit Holz. Ein Feuerchen in der Küche, das das ganze Haus wärmte. Die Schäfer hatten nur ein kleines Holzdach mit Moos über ihrem Strohlager.
Heute haben die Bushcrafter ihren Tapes (Zeltdächer) als Schutz vor dem Wetter. Das Leben auf dem Land war einfach, kärglich und arbeitssam. Die Schüler lernten in der Schule, das was man halt damals geglaubt hat, der Pfarrer predigte die Moral der Zeit und auf dem Dorfplatz traf man sich, ratschte über dies und das. Heute trifft man sich weniger sondern ratscht in den Social Medias.
Die Dorfgemeinschaft mit ihren Sitten und Gebräuchen prägten das Leben. Sicherlich taten sich damals auch Andersdenkende schwerer und nicht selten wurden sie ausgestoßen und gemoppt. Das schöne alte Leben war eben auch damals nicht nur schön und romantisch.
Man mußte sich genauso um sein Überleben kümmern wie heute. Körperliche Arbeit stand vorne an. Ehen wurden geschlossen, Kinder kamen zur Welt und der ewige Kreislauf, sein Leben zu machen prägten damals wie heute die Menschen. Regeln wurden von Machtpersonen gesetzt, die auch die Sanktionen bei Verstoß festsetzten. Das Prinzip ist immer gleich.
Ein paar Mächtige da oben, die Mehrheit kuscht vor ihren Gesetzen, ein paar Gesetzlose versuchten ihr Glück mit List und Tücke und ein paar Wenige murren und treten dem Widesinn entgegen. Damals wurden sie verbannt, verfolgt, geköpft, gebrannt oder was auch immer. Heute wird ihnen der Prozess gemacht und sie dürfen wenigstens noch am Leben bleiben. Wie???? Das interessiert nicht.
Wer konnte es sich leisten die wirklich wichtigen Fragen zu stellen. Wer bin ich, warum bin ich hier, woher komme ich und wohin gehe ich? Die Pfarrer gaben ihre Antwort, der Schamane die Seinige, die Liebste die Ihrige und nur man selbst kann seine eigene innewohnende Antwort finden. Das ist das zutiefst individuelle in unserem Leben und kann durch niemanden und nix ersetzt werden.
Wir kommen allein auf die Welt und wir gehen allein. Und das Dazwischen wird von uns durch unserem Blick geprägt, das sich in unseren Handlungen zeigt. Was glauben wir, was denken wir, welche Weltanschauungen vertreten wir? Ist es letztlich nicht immer wieder das Gleiche nur in einem anderen Gewand? Wir suchen nach Glück und Zufriedenheit, nach Lebenserfüllung und ketzerische Frage – ist es genau diese Suche, dieser Wunsch, der uns hindert, das wirkliche Glück zu finden? Gedanken, die auftauchen während ich durch das alte Dorf wandere.
Voher hatte ich mir eine alte Holzkirche in Jelicka angeschaut. Die Legende erzählt, das die Kirchen damals nicht größer als eine Rinderhaut sein durfte. Also kochten die pfiiffigen Dorfbewohner die Rindshaut und dehnten sie bis kurz vor dem Zerreisssen. So konnte die Kirche größer werden, erzählte mir einer der Fischer. Die Kirche ist geschlossen – nur ein Blick durch die Fenster.
Auf der Suche nach einer Steinbrücke verfranse ich mich irgendwo in den Bergen und lande auf kleinen baumverhangenden Pisten. Nein, da fahre ich nicht weiter. Kehre um und muß doch über Banja Luka. Hier finde ich noch ein paar alte Panzer, ein Raketenanhänger, den man sicherlich für ein Lastenrad umfunktionieren könnte und eine Uraltbahn, wenn alle Stricke reißen. Das wäre doch mal eine Lieferung für Mr. Grün. Neben der Kirche war ein Mahnmal der Gefallenen des Jugoslawienkrieges. Junge Burschen nicht älter als zwanzig dreißig.
Wieviele Mahnmäler wird es in der Ukraine und in Rußland geben, nur weil man eine Idee verfolgt, die zum Scheitern verurteilt ist. Waffen können niemals Frieden bringen! Gewalt sät Gegengewalt und Gewalt äußert sich auch in Provokationen. Das sollte nie vergessen werden.
Und sind die großen Weltkriege nicht immer wieder mit einer großen Lüge gestartet worden und die „Kleineren“ auch? Nur weil ein paar Mächtige ihre Idee umsetzen wollen?
Die Steinbrücke finde ich nicht, ich bin auf der verkehrten Seite des Flußes. Der Nachmittag ist schon früher Abend geworden und so niste ich mich auf meiner Blumenwiese ein.