Regengeflüster am See bei Orioloa

oder Barragem Albergaria dos Fusos und ein Wiesenstück mit zwei Olivenbäumen

16.10.


Die letzten Regentropfen hängen noch an der Fensterscheibe und der Hahn kräht, nicht nur dreimal. Die Morgendämmerung schleicht mit großen Schritten voran und Fischleins springen aus dem Wasser auf der Suche nach einer fetten Fliege. Krähen krächzen und ich steh auf einem Stück Gras am See. Am Abend die Lichter von Oriola und das heilige Bimbam der Glocken.

 

 

 

 

 

Ein lauschiges Plätzchen zwischen zwei Olivenbäumen. Hier kann das graue Tief über mich hinwegwabern, bis es sich weiter in den Norden verzieht und der Sonne wieder den Vorrang läßt.

 

 

 

 

 

 

Nachdem ich das Gatter sorgsam geschlossen habe geht es weiter. Verschiedene Wege werden erforscht. Alte Brücken und rumpelige Abkürzungen über rote Erde und malerischen Krüppelbäumen. Eine altes fast verlassenes Dorf, nur ein junges Kalb schaut zum Gatter hinaus. An den Häusen nagt die Zeit und die Natur holt sich zurück, was von Menschen einst mühselig aufgebaut wurde.

 

 

 

 

 

Ich rolle weiter und lande schlußendlich hier. Es tröpfelt. Das Grau der Wolken hat mich längst eingeholt. Eine gute Gelegenheit meinen Brenner sauber zu machen, damit die Flamme nicht nur endlos langes Zureden braucht, um zu bleiben. Eine Feder war nicht mehr da, wo sie hingehört. Jetzt funktioniert es wieder.

Meine Spülenabdeckung wird noch ein bißchen ausgeschnitten, damit ich auch den zweiten Brenner bei geschlossener Spüle nutzen kann und nichts angrokelt.  Kleinigkeiten die ich immer vor mir hergeschoben habe.

 

 

 

 

 

Und was beschäftigt mich noch: Heute ist es mal wieder mein Innenleben. Spannend welche Gedanken und Fragen auftauchen, wenn ich sie zulasse. Da ist mein großer Wissensdurst, diese große Frage,- warum wieso weshalb. Da ist die Beobachtung, das Freude aufkommt, wenn man ein Ziel vor Augen hat und diesem so gut wie möglich folgt. Vieles rückt in den Hintergrund, wenn der Pfad deutlich sichtbar auftaucht. Da ist der Moment der hohe Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert, wo Denken keinen Platz mehr hat.

Gucke ich von weiter oben erscheint es, als ob es das Gleiche in Grün, Rot, Gelb oder Orange ist. Die tiefe Prägung, wann Leben sinnvoll, ein Ziel erstrebenswert erscheint, setzt sich durch. Drehe ich mich im Kreis, ändere nur hier und da ein bißchen die Form, aber nicht das Wesentliche?

Habe ich den Mut, den Sinn hinter mir zu lassen und eben nicht mehr nur nach Sinnvollen zu suchen? Oder anders ausgedrückt die Orientierung an  selbstgesteckten oder gefundenden Zielen loszulassen?  Wenn es kein Ziel und keine Orientierung mehr gibt, was ist dann? Stillstand? Dümpeln in der Flaute? Oder bin ich wie ein Blatt im Wind das irgendwo hingetragen wird? Oder der Tropfen der vom Wind hoch in den Bergen wieder sanft auf die Erde gesetzt wird, um zu einem Fluß zu werden?  Immer wieder stoße ich an dieses Ich-will versus passieren lassen. Und immer wieder sehe ich diese zwei Seiten – reale Welt mit ihren Anforderungen und innere Welt mit ihren Träumen.

 

Was ist eigentlich wirklich Freiheit oder Frei-sein? Durch was wird das bestimmt? Die Reise um der Reise willen?  Solche Fragen in diesem verrückten Weltenwahnsinn. Wie das wohl zusammenhängt?

Kuhglocken bimmeln, Hunde bellen, der See breitet sich vor mir aus…
Morgengeplapper auf der Tastatur.