Fette Regenwolken im „Paradies“

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oder von Wanaka über Cardrona nach Queenstown und weiter Richtung „Paradies“ und zurück nach Kingston

 

und ein paar Gedanken über Kiwis

11.Januar

IMG_2207Über den Bergen tummeln sich schon ein paar Wolken, aber noch ist es schön.
Heute steht alte Häuser gucken auf meinem Plan. Zwei kleine Goldgräberstädtchen liegen auf meinem Weg. Nr. 1 Cardrona, das im wesentlichen aus vier Häusern, einem Hotel, einem General Store und einer Telefonzelle besteht. Früher zur Goldzeit war hier viel los, heute rauschen die meisten vorbei, weil Queenstown ruft.

 

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Ich biege vorher nach Arrowton ab, auch einer kleinen alten Goldgräberstadt. Heute schürfen sie sehr effektiv Touri-Gold.

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Ich flaniere einmal rauf und runter und finde die Angebote vergleichsweise sehr teuer. Also bleibt mein Geldbeutel im Rucksack.

 

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Queenstown, diese quirlige, überkandidelte Actionstadt, auf die habe ich überhaupt keine Lust, auch nicht auf die vielen Touris und die vielen Leuchtschriften, die von allen möglichen und unmöglichen Abenteuern erzählen, zu denen man dann natürlich auch entsprechendes Equipement braucht. Ich brauche nix, außer Diesel, Salat Kaffee, Äpfel, Reis und Brot. Also rolle ich ganz langsam durch die Innenstadt, die im wesentlichen aus einer Hauptstraße besteht (schnell gehts sowieso nicht wegen der vielen Autos) und begebe mich auf die kleine windige Straße nach Glenchory Richtung Paradies immer am See entlang.

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Die Wolken Richtung Paradies werden immer mehr und schließlich fängt es auch noch zu regnen an. Ungemütlich und nachdem auf dem Schild steht – Paradies – no exit – denke ich mir, ach ich wollte eigentlich noch ein bißchen mehr von Neuseeland sehen – nein, ich will noch nicht ins Paradies – und kehre um!
IMG_2254An einem schönen Strand mache ich Brotzeit und versuche für mich ein Paddelboot im Milford Sound zu organisieren. Das wird schwierig, wahrscheinlich unmöglich. Sie sind halt hier auf zu zweit eingestellt und viel Geld für ein Paddelboot, dass ich mir mit irgend jemanden teilen muß, auszugeben, fühlt sich doof an.
Meinen Übernachtungsplatz finde ich dann später am See kurz vor Kingston. Direkt am See ist alles schief und krumm, also stelle ich mich unter die Bäume und mache ich mir ein paar Gedanken über die Kiwis und das Leben hier.

 

P1010792 P1010793Einen Monat gondele ich jetzt also schon durchs Kiwiland – das Land selbst bereitet mir eine riesengroße tiefe Freude und Erfüllung ….es ist einfach toll und ich genieße fast jede Kurve auf der Straße. Jeder Ausblick ist neu und immer wieder so anders.
Ans Womo habe ich mich gewöhnt, vermisse aber mein Eigenes und natürlich die Unabhängigkeit von einem eigenen Boot bzw. Radl. Das geht mir schon ein wenig ab. Alles zusätzliche ist sehr teuer und wie gesagt, mit einem Boot fast unmöglich. Man reist nicht alleine- anscheinend!
Ja und mit den Kiwis …. Sie sind sehr freundlich, höflich und hilfsbereit, das fällt mir auf und sie sind Künstler im Small Talk. Wenn man sie wirklich kenenlernen wollte, dürfte man nicht so als Touri durchs Land fahren!!!Wenn ich dran denke, wieviel Touris jeden Sommer ihr kleines Land überschwemmen, würde ich als Einheimischer auch nicht mit jedem ins echte Gespräch kommen wollen. Ich erlebe sie sehr gesellig, sie sind mindestens zu zweit unterwegs und Familie spielt eine große Rolle. Ihr Kiwienglisch ist wirklich schwer zu verstehen und manchmal verstehen sie sogar mein Englisch schlecht. Ich erlebe sie sehr sportlich, irgendwelche Outdooraktivitäten sind immer angesagt und sie rasen mit ihren Quads, ihren Booten und Jeeps durch die tollste Landschaft. Davon haben sie so viel… und Schnelligkeit scheint ihnen irgendwie Spaß zu machen…
So richtig in Kontakt komme ich mit ihnen bisher nicht wirklich …. small talks ja, aber das wars dann auch. Liegts daran, daß ich ihr Englisch so schlecht verstehe – vielleicht, aber vielleicht sind wir uns auch zu fremd … ich bin nicht gut in small talk….. und was für Gedanken sie sich wirklich machen, weiß ich nicht … was sie wirklich empfinden ……

Ja, ich glaube mein Neuseeland ist das Land und die Natur und weniger die Menschen, so kommt es mir nach einem Monat vor. Mal sehen!

Kommentare (6)

  1. Robert

    … mir fehlen Menschleins, …

    Hallo Safar,
    wie Gabriela es sagt: Es liegt in der Natur der Sache, dass in der Dichte dessen, was Du zu schauen dir vorgenommen hast, die zugehörigen Menschen verwischt vorbeihuschen müssen. Aber wäre es denn wirklich der noch größere Kick nach der Landschaft, Kiwis näher kennen zu lernen?
    Ein paar Fakten: Unter den Etnien in NZ stellen die Maoris gerade mal 14%. Der Rest sind eingewanderte Europäer (75%) sowie Asiaten und Insulaner – ein Völkermix, der nach Idendität ringt. Der sich wie in anderen „entwickelten“ Staaten von Politik und Konzernen bevormundet sieht und den Lebenshaltungskosten hinterherhechelt. Trotzdem sind, wie du beobachtet hast, Unterschiede in den Verhaltensformen zu Menschen in D erkennbar. Es muss ja auch eine Ursache geben dafür, dass Neuseeländer sich im Glückranking der Welt an 18. Stelle sehen, während die Deutschen – in einer der reichsten Nationen – nur auf Platz 35 landen.
    Hier scheint im weltweit standardisierten Überlebenskampf den Neuseeländern eine deutlich geringere Besiedlungsdichte und die Energie der konzentrierten Natur zu einem Trotzdem-Wohl-Gefühl zu verhelfen. Nehm dir diese Ursache als Sinn deiner Reise.
    Was ich sagen will: Erst beim nächsten Mal nimmst Du dir Zeit nur für die Menschen in NZ. Du nistest dich dann für zwei Monate bei einem deutschstämmigen Viehzüchter an einem malerischen See ein und erlebst neuseeländischen Alltag … mit Gewehr, Kanu, Quad, Einkaufstasche, Beißzange und Werkzeugtasche, Neuseeland-TV, SUV und getrocknetem Schafsmist als Taschengeldquelle..
    Gerade Jetzt aber erinnerst Du dich daran, dass Du viele Mitreisende hast, die schmachtend von deinen Ganz-Weit-Unten-Natur-Erlebnisse einen kleinen Geschmack abbekommen wollen. Mögen alle guten Geister Neuseelands dich so sättigen, dass genügend auf dem Teller (für uns) übrigbleibt.
    (ja, da sind sie, deine Menschleins … 🙂

    Stets genügend Schotter unter den Reifen und besten Empfang für Intuitionen wünscht Robert

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      Lieber Robert, ja da hast du vollkommen recht …. was will ich denn noch alles?!!!!…. Die Natur hier in dieser Fülle und Einzigartigkeit zu erleben ist schon fast an der Grenze des Faßbaren ….und Kiwimenschleins muß man anders erleben, nicht als Touri ….was ich sehe: die sind diese Natur so gewohnt, daß sie noch nach größeren Kicks Ausschau halten, wobei Quad fahren für die selbstverständlich ist, z.B. beim Schafe-hüten ….ich habe das heute intensiv bei meiner geführten Paddeltour erlebt … anstatt einfach die Natur, die Felsen, die Wasserfälle, und die mögliche Stille zu genießen und in sich wirken zu lassen, wird man mit allem möglichhen zugetextet….. und das ist der Unterschied zwischen den Kiwis und uns, die wir hier die Natur in ihrer Ursprünglichkeit erleben wollen …. sie müssen immer noch was damit machen und können die Stille vielleicht???? nicht so gut aushalten ….es reicht nicht – allerdings sind das auch alles jüngere Leute …und ob ich hier wirklich auf einer Farm leben will, das weiß ich nicht ….ich habe doch meine Farm zuhause und „meine Menschleins“ das seid doch ihr, nicht wahr!
      In diesem Sinne einen ganz lieben Gruß an euch alle und in die Natur eintauchen macht mich tief innerlichh zufrieden und glücklich, da fühl ich mich zuhause ….alles Liebe von Safar
      und allzu gerne teile ich, was ich hier so sehe und erlebe, welche Bilder die Natur für uns bereit hält…. möge dein Teller immer randvoll gefüllt sein! ….. ich strenge mich an, das meinige dazu zu tun, ohne das es anstrengend ist!

  2. Monika Schiedermeier

    ja, da hat sie recht, es gibt die wurzler und die nomaden, und was das ganze so besonders macht, das ist, dass man sich immer wieder umentscheiden kann zu wem man grade gehört. so geht es auf jeden fall mir.

    viel spass auf der reise.

    monika

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      Hi Monika, ja wir machen eine neue Spezies auf – die der Wurzel-Nomaden, was hälst du davon? Verwurzelt im Unterwegs-sein … hoffe, es geht bei dir gut vorwärts und Brummeli-Möglichkeiten wachsen.
      Alles Liebe dir von Safar

  3. Gabriela

    Hi meine Liebe Safar,
    Dein Beitrag hat mich neben der tollen Beschreibung,als wenn ich es selbst gesehen hätte, auch nachdenklich gemacht.
    Ich stelle es mir schwer vor eine so lange Reise in ein so fernes Land alleine zu machen.
    Der Vorteil ist die Unabhängigkeit, in jedem Moment dem eigenen Impuls Folgen zu können.
    Der Nachteil vielleicht, Erlebnisse,Stimmungen,Gefühle nicht teilen zu können.und vielleicht auch,manchmal einfach quatschen zu können. Muss ja nicht immer tiefbewusst und hochintellektuel zu sein….,,
    Vielleicht liege ich aber auch total daneben?? Wenn das so ist, vergiss es einfach.Wenn nicht,stecke mich in die Tasche und Quatsch drauf los, egal ob mit oder ohne Sinn. Ich höre das auch ohne Mail und mache mit..
    Dass Du die Kiwis nur oberflächlich kennenlernst, ist glaube ich in der Natur der Sache, weil Du ja jeden Tag woanders bist und nur ganz kurze Begegnungen haben kannst.

    Vielleicht ist das der Unterschied, die „Wurzler“sehen weniger, haben einen viel kleineren Horizont,aber kommen in ihrem kleinen Universum tiefer rein.
    Die Nomaden haben einen viel größeren Horizont und kriegen mehr von der Welt mit.
    Ach, da kommt mir gerade die Idee, dass sie ja auch in der Karawane ziehen, damit gleichen sie das aus.
    Vielleicht eine Zukunftsperspektive. Da war doch so ein Neujahrswunsch,oder?
    Ach meine Liebe, ich hoffe,es war jetzt nicht größer Schwachsinn, meinGeschreibsel.
    Ich lese es jetzt auch nicht noch einmal, weil es gerade so aus dem Herzen sprang!.
    Eigentlich wollte ich nur sagen,ich hab Dich lieb und möchte,dass es Dir gut geht.
    Die Wurzelfrau

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      Guten Morgen du liebe, ja das quatschen, das tue ich hier auf dem Blog …. und innerlich reisen sowieso diverse Menschleins mit und nehmen Platz auf meinem Beifahrersitz – du bist immmer wieder mit dabei und guckst vorne raus und machst deine tollen Kommentare und rufst halt, stopp da sind Viecher, seien es Pferde, Schafe, Kiwis (die Vögel), oder sonstiges Getier zu denen du ja eine besondere Beziehung hast.
      Ja und meine Gedanken von gestern über die Kiwis-Menschleins – mir fehlen Menschleins, wenn ich unter Vielen bin und gespürt, nicht in Kontakt komme und das sind nicht nur tiefe Gespräche, sondern so ein Gefühl – als ob ich nur drauf gucke und nicht drin bin. Das geht mir anders, wenn ich in der Natur rumstromere, da fühl ich mich tief in Kontakt und mittendrin und da fehlt dann nix. Komisch, nicht wahr. Vielleicht gehöre ich zur Spezies der Wurzel-Nomaden, die sich zuhause beim Rumstromern fühlen. Ich freu mich, daß es dich gibt – deine Nomaden-Tante!

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