und weiter in die Berge nach Brebu Nou
5.8.21
Navi führt mich durch Temeswar zu einem wunderbaren Parkplatz, den man direkt bezahlen kann. Geht doch. Brummeli steht bewacht und ich marschiere los. Am interessantesten finde ich die Orthodoxe Kirche.
Mit ihren goldenen Türmen und dem farbenfrohen Dach lockt sie die Besucher. Innen sind die Gläubigen und der Pope, die ihre rituellen Handlungen vollziehen.
Innig verbeugen sie sich vor dem Sarg, legen ihre Hand an heilige Stellen und bekreuzigen sich rechts herum. Die Ikonen leuchten golden herab. In den wenigen Bänken an der Seite sitzen Menschen. Warten sie auf den Pope oder lassen sie einfach das Ganze auf sich wirken?
Ich schau mich eine Weile um, spür in mich hinein. Ich bin ja nicht wirklich gläubig und kein großer Zeremonienmeister. Der Sinn unseres Hierseins, der Sinn unseres Lebens erschließt sich mir nicht in der Kirche, auch nicht der Orthodoxen. Es könnte ja sogar sein, daß selbst die Sinnfrage letztendlich eine Hürde auf dem Weg zur Wahrheit ist. Alles loslassen heißt auch, alle Vorstellungen und – vielleicht ist das in der Tiefe sehr schwer – allen Glauben loszulassen. Das was ich glaube, weiß ich nicht, sonst bräuchte ich nicht zu glauben.
Zurück nach Temeswar. Ich wandere noch ein bißchen den Platz entlang, schau mir die Skulpturen im Park an, nehme die verschiedenen Fassaden wahr, bevor ich mich zurück zum Parkplatz mache.
Rolle ich die Donau entlang oder fahr ich ein Stück durch die Berge. Das drückend heiße schwüle Wetter läßt Gewitter erahnen und in den Bergen ist es luftiger. Also Brummeli schnurr hinauf durch dunkelgrüne Straßen, vorbei an Industrieanlagen und einer Schwebebahn ???, die fast mitten durch die Plattenhochhäuser führt. Viel Zeit zum Verweilen bleibt nicht.
Unten am See Trei Ape könnte es für mich einen schönen Platz geben. Aber der Weg ist mit einer Schranke versperrt und eine nette deutschsprechende Rumänin erzählt mir, das man da nicht weiter kommt. Sie wundert sich das ich alleine unterwegs bin, genauso wie der Deutsche den ich später auf meinem Platz treffe.
Ich stehe am Rand seiner Felder, die nicht mehr bewirtschaftet werden. Er ist gebürtiger Rumäne, ist aber in Deutschland aufgewachsen und kommt jeden Urlaub hierher. Das Häuschen, das ich von meinem Platz aus sehe, ist eine Käserei. Später schaut auf dem abgezäunten Feld noch eine Schafsherde vorbei, nach dem großen Gewittersturm.
Kein Mensch hat hier etwas dagegen, das ich da bin, ganz im Gegenteil. Ich fühle mich nicht als Störenfried, Eindringling oder sonstwas. Die Menschen vermitteln mir hier ein Willkommens-Gefühl. Spannend!!! Ist der Westen Europas eher Womo-satt, übersatt, so ist es hier andersrum. Die Menschen freuen sich über mein Dasein und empfinden mich, bzw. uns Womos nicht als Bedrohung ihrer eigenen Idylle. Es sind aber auch nicht so viele unterwegs.
Und so stehe ich in meiner windgeschützen Almkuhle auf ca. 1000m, lass den Gewittersturm vorbeiziehen. Später blinzelt die Sonne herein und verabschiedet mich in mein Traumland.