Wohin vor einem dunkelschwarzen Tief mit Regengüssen und Gewitter

oder zurück in den Süden nach Andalusien

18.-19. 10

Wenn mir ein fettes Tief im Nacken sitzt, das unaufhörlich näher rückt…. Auf Dauer- und Starkregen habe ich keine Lust. Also Brummeli schnurr. Eigentlich wollte ich ja weiter rauf in den Norden, aber da wird es noch schlimmer.

Na gut, – Face to the East und ein erster Halt bei meinem bekannten See Mina de Sao Domingos. Selbstverständlich schnurrt Brummeli die Schotterpiste entlang. Am ersten Platz steht einer, am zweiten auch und ich halt oben bei meiner alten Ruine.

 

 

 

 

 

Ein schönes Schwimmerli an meiner Privatbucht, bevor auch hier die Wolken schöne Fotos verhindern. Irgendwie habe ich keine Lust auf grau in grau. Es ist Telefonzeit. Erste kleine Tröpfchen besiedeln mein Womodach, Stühlchen kommt wieder rein und ich versuche mich in Planung. Wie und wo weiter?


In Spanien am Meer kommt das Tief nicht ganz doll hin, meint Wetterfrosch, der sowieso nicht mehr zu sehen ist. Extremadura,-  mußt halt wieder warten. Das hatte ich ursprünglich vor. Und Paddelwetter ist jetzt gerade auch nicht.Also schurrt Brummeli gen Osten. Die billigste Tankstelle, die ich finde ist 1.86 der Diesel. Ob da jetzt noch was abgezogen wird, weiß ich nicht, weil die Ticketausgabe klemmt. Hinter mir eine Schlange. In Portugal war das Billigste bei 1.98 mittlerweile. Es ändert sich ja andauernd. Und so rolle ich weiter am großen Fluß von Sevilla entlang bis zu meiner Ruine. Beim letzten Mal hier erwischte mich der gelbe Saharastaub und heute erwischt mich Brackwasserduft.

 

 

 

 

 

Große Kähne ziehen vorbei, am Abend mit Festagsbeleuchtung. Auch heute ist Telefontag und nach drei Stunden ist mein Ohr nicht wirklich heiß, weil ich Ohrstöpsel benütze. Eine Freundinn, der ich mein Klepperboot geliehen habe, hatte Pech mit dem Wetter. Gerade als ihr Urlaub anfing kam der Regen und die Kälte. Und so dümpelte das Boot in ihrem Womobauch und jetzt harrt es auf das Frühjahr in ihrem Keller. Schade, ich hatte ihr so eine schöne Zeit an den Mc Pomm Seen gewünscht.

Noch ein bißchen gen Osten fahren und dann eine Gegend erkunden, die ich auf der Herfahrt so toll gefunden habe, ist mein neuer Plan. Mal gucken. Ein bißchen verrückte Welt draußen und ein bißchen verrückte Welt drinnen. Grillengezirpe und dem morgendlichen Aufwachgeschwätz der Vögel lauschen. Es wird ja erst so spät hell hier im tiefen Westen.

Eine interessante Frage die auftaucht ist die nach der Kontinuität. Anstatt auf die Brüche im Leben zu schauen, auf die plötzlichen und unerwarteten Ereignisse, die dem Leben eine neue Richtung geben, stelle ich mir die Frage, was bleibt eigentlich oder taucht immer wieder in irgendeiner Form auf ?  Ist es das Abschied-nehmen von Menschleins, die uns eine Zeit begleiten und dann ihren Weg gehen und wir den Unsrigen? Die Bilder von dem Stück gemeinsamen Leben treten in den Hintergrund, verblassen, verlieren sich fast in den Tiefen des Bewußtseins und geraten irgendwann mal in Vergessenheit.

Das was heute so unendlich wichtig ist, ist morgen vorbei und macht dem Nächsten Platz. Ist die Kontinuität das Kommen und gehen, das so wichtig finden und das Verblassen? Ich erinnere mich an einen Traum aus meiner jungen Erwachsenenzeit. Ich saß auf einem Kohlenförderband und fuhr von einem Haus in das nächste, jedesmal in den dunklen Kohlenkeller, bis ich schließlich in einer orientalischen Stadt aufwachte.

Ist die Kontinuität, die Kontinuiät vieler Leben, durch die wir wanden, jedesmal in der Hoffnung, das große Glück zu finden und zu behalten. Und jedes Mal kommt der Punkt, wo wir auch diesen Körper verlassen müssen, weil er der Endlichkeit unterliegt. Das große Glück nur eine Momentaufnahme, das große Leid aber auch.

Was bedeutet dann aufwachen? Im Traum war es das Ankommen in der orientalischen Stadt und nicht mehr die endlose Reise durch die dunklen Kohlenkeller. Symbolisch übersetzt: aus der Dunkelheit, der Unbewußtheit, dem automatisierten Ablauf, aufzuwachen und sich vielleicht erinnern an eine Art Bewußtheit, die das körperliche Leben überdauert.

Das kommt davon, wenn man alleine unterwegs ist: da kann man herrlich in die Tiefen abtauchen. Ich spüre das genau diese Gedanken mich beflügeln. Es ist als ob mich etwas in dahin zieht, dem ich mich nicht widersetzen kann bzw. will. Auch wenn es vielleicht dem einen oder anderen etwas gaga erscheint. Macht nix. Gefühlt bin ich auf einer wichtigen Spur.

Warum ich das schreibe? Es macht mich aus und ist wesentlicher Bestandteil meiner Reise, meiner Lebensreise, die im Unterwegssein mit Brummeli ihre äußere Form gefunden hat. Und die Grundlage meines Blogs ist, das ich ehrlich bin, sonst könnte ich es nicht. Und nur Oberflächliches war noch nie meins. Wichtige Gedanken zu meinem Sosein heute!