Wo ist mein schöner Reiseblog geblieben?

oder Gedanken, warum mein Blog so anders geworden ist ….

24.11.

Was ist bloß aus dir geworden? Warum schreibst du denn nicht mehr so schön von deinen Reiseerlebnissen? Bist du denn jetzt vollkommen gaga geworden? Das sind Fragen, die nicht so ganz direkt gestellt werden, aber im Hintergrund lauern. Ihr lieben Blogleser, Reiseblogleser dieser Teil ist euch gewidmet.

Auf sonniger Wiese, weit unten der See und neben mir eine Feuerstelle. Weiter oben drei andere Womos, Kormorane, Storche und auch mal ein Fischadler, die hier im Hinterland vom Alentejo nach Beute suchen.

Es ist ein guter Platz und ich frage mich selber, nicht erst seit heute sondern schon seit langem, warum schreibe ich nicht einfach wieder so wie früher. Erzähle von kleinen und größeren Abenteuern, lass euch teilhaben an Merkwürdigkeiten und Pannen und meiner grenzenlosen Neugier, wie dieser Pfad wohl weiter geht. Zeig euch stolz die Plätze auf denen Brummeli steht und freu mich selber wie ein kleines Kind, wenn ich mal wieder was entdeckt habe.

Ich habe euch teilhaben lassen an meinen Gedanken, die mir so während des Tages durch den Kopf gehen – mal philosophisch, dann wieder rein praktisch, aber immer in Bezug zur Natur und dem freien Leben hier draußen. Meine Seele jubelt in dieser Strawanzerei und selbst, wenn es vielleicht für andere gar nicht so spektakulär ist, so ist es für mich so und das versuche ich in Worte zu fassen. Stimmungsbilder mit Worten malen.

Ich glaube ihr habt das genossen und seid mit eingetaucht in die Atmosphäre und konntet ein Stückchen diese Freiheit und dieses Ungebundensein miterleben, auch wenn euer Leben gerade durch andere Bedingungen geformt wurde. Irgendwer sagte mal sinngemäß, ich konnte mich für eine kurze Zeit wegbeamen in eine andere Welt, von der ich träume, die ich aber jetzt noch nicht umsetzen kann.

Ich habe mich gefreut über euch Mitleser oder besser gesagt Mitreiser, habe euch persönlich geantwortet und bin weiter gezogen.
Ursprünglich ist mein Blog entstanden, weil ich keine Lust hatte fünf Menschen immer Emails von dem Gleichen zu schreiben. Und das mir Schreiben und Fabulieren Spaß macht ist wohl unübersehbar.

 

 

 

 

Ja, warum machst du denn nicht weiter so? Eine gute Frage,- ich kann nur ehrlich schreiben über das was mich bewegt. Das habe ich vor Corona getan und das mache ich jetzt auch so. Vor Corona habe ich über das Schöne geschrieben und seit Corona hat sich mein Reiseleben von heute auf morgen, abrupt und unvermutet geändert und ich schreibe über Schwierigkeiten und male nicht diese schönen Freiheitsbilder.

Die Leichtigkeit, mit der ich durch die Lande gezogen bin, mit der ich meine wilden Plätze gesucht habe ist seit Corona nicht mehr da. Ich fühle die Enge, die Schlinge, die sich auch bei mir weiter zuzieht. Natürlich finde ich Nischen und bin unendlich dankbar, dass ich sie finde. Aber es ist nicht mehr wie vorher.

Der Schock dieses Geschehens – Corona – hat mich umeinander gewirbelt und letztlich mich auch meinen Lebensentwurf in Frage stellen lassen. Plötzlich war und ist Reisen und Unterwegs-sein nicht mehr einfach. Ich muß mich fragen, was geht, was geht nicht oder was kann ich mir jetzt noch erlauben und was nicht. Versteht ihr dass dies nicht mehr das leichte Umeinandersurfen in der Welt ist?

Und dieses plötzlich aus meinem geliebten Reisemodus herausgerissen zu werden und mich in einer immer enger werdenden Realität wieder zu finden, hat mich dann ab Mitte März beschäftigt. Ich bin ein Mensch der hinterfragt und das Warum-Wieso-Weshalb verstehen will. Ich denke viel nach und versuche das was ich höre und lese einzuordnen. Es muß schlüssig sein, aber nicht nur auf der rein logischen Ebene, sondern dieses Schlüssig-sein muß ich auch fühlen, mein sog. Bauchgefühl.

Und so wie ich vorher über mein Erleben in der Natur gesprochen habe, tue ich dies auch in meiner Auseinandersetzung mit Corona und der Politik. Wie tief diese Auseinandersetzung mich führen würde, das wußte ich am Anfang noch nicht. Wie kann ich von Leichtigkeit und Schönheit der Natur reden, wenn ich mich ausgebremst und eingegrenzt fühlte. Zum einen war ganz praktisch dieses leichte Umeinandergurken nicht mehr möglich und zum anderen ging und geht meine Energie da hin, wo meine Hoffnung ist.

Eine Hoffnung, das wir in irgendeiner Form unsere Freiheit zurückgewinnen können. Eine Hoffnung das ich irgendwann wieder so leicht durch die Natur surfe auf großen und kleinen Wegen. Eine Hoffnung das wir auf dieser Welt in einen Frieden kommen, weltweit und ganz persönlich in unseren Freundschaften.

Und eine Hoffnung, das die Angst entlarvt wird und dem befreienden Lachen Platz macht.

Dann stehen wir irgendwann wieder zusammen, schüttlen uns verwundert die Köpfe und fragen uns…. war das wirklich? In was für ein Szenario sind wir da eingetaucht, haben uns verloren in unseren Gefühlen, haben uns verloren durch unsere Meinungen und wiedergefunden, wenn es sich auflöst. Ein Wunsch, ein tiefer Wunsch – eine Hoffnung!

Ganz bewußt male ich mir Tag für Tag dieses Bild von Frieden – dieses Bild von Weltfrieden, der sich auch in unserem Miteinander zeigt. Jeder muß von seinem Weg überzeugt sein, den er marschiert und in der Tiefe wollen wir doch alle ein gutes Leben in einem toleranten Miteinander und in der Tiefe, sag ich jetzt einfach mal, wollen wir doch alle ein freies und angstfreies Leben. Und da muß jeder seinen ganz eigenen Weg gehen, um mit der Angst vor Krankheit und damit letztendlich vor Siechtum und Tod umzugehen.

Ich habe aus irgendeinem Grund nie Angst vor Corona gehabt, meine Angst war nur die, das ich mein Leben nicht mehr eigenverantwortlich leben darf. Ich weiß von anderen das sie viel Angst vor Corona haben und für sie die Nähe von anderen bedrohlich ist.
Ich kann darauf Rücksicht nehmen und tue das auch, aber ich will deswegen nicht meine Eigenständigkeit aufgeben müssen, so wie es uns z.Zt. von der Regierung verordnet wird. So hart wie das klingt, die Auseinandersetzung mit der Angst kann nur jeder für sich führen und Wege finden. Das ist nicht meine Verantwortung.

Das Corona und seine Auswirkungen die Welt so spaltet, hätte ich nie gedacht, das Freundschaften zerbrechen und Gräben entstehen, die fast unüberwindbar erscheinen. Es hat mich tief getroffen und ich habe einfach meine Zeit gebraucht, damit umzugehen. Immer wieder habe ich während meines Blogschreibens erlebt, dass ich ehrlich sein muß.

Das heißt für mich, ich stehe zu mir, zu meinen Gedanken,Gefühlen und Empfindungen, auch wenn ich mir dadurch Feinde gemacht oder Menschen enttäuscht habe. Das tut mir leid, wirklich!

Und,- mir fällt dazu ein Spruch von Fritz Perls, dem Erfinder der Gestalttherapie ein: ich bin nicht auf der Welt um deine Erwartungen zu erfüllen – ich bin ich und du bist du und wenn wir uns treffen wunderbar… anders ausgedrückt: laß dich nicht verbiegen, es gibt Menschen, die dich brauchen, so wie du bist.

Und so stehe ich hier mit meinem Reiseblog und schreibe viel, viel mehr von meiner inneren Reise und Auseinandersetzung als von dem Draußen-sein. Das ist was im Moment noch – noch! – im Vordergrund steht. Ich hoffe sehr, ich hoffe innigst, dass sich das ändert und das unsere neue Normalität, eine Normalität in Freiheit und Achtsamkeit und Ernsthaftigkeit und unbeschwerten Lachen, im Miteinander in unserer Vielfalt besteht. Ich hoffe zutiefst das wir nicht in einem überregulierten und überwachten Einheitsstaat landen, sondern wir wieder die individuelle Freiheit mit Besonnenheit ganz an erste Stelle setzen dürfen.

 

Und ich hoffe zutiefst das die Pandemie-Angst sich auflöst und jeder wieder frei atmen kann, ohne die Beklemmung zu fühlen.

Ich bin noch so erzogen worden, das der Respekt und die Achtung vor dem Anderen die Grundlage eines Zusammenlebens bildet. Wir Menschleins sind unterschiedlich in unseren Wünschen und Bedürfnissen, Ansichten und Lebensentwürfen.

Lassen wir diese Vielfalt doch zu – im persönlichen – in der Familie – der Gruppe und schließlich der Welt.

Das ist für mich die Grundlage des Weltfriedens! Wenn wir wieder lernen so miteinander umzugehen und uns nicht in Nichtigkeiten zu verlieren, dann gehe ich frohgemut in die Neue Normalität, in der wir sicherlich echt, ehrlich und aufrichtig miteinander umgehen. Eine Realtität, in der nicht Macht und Gewalt die Menschen regiert,  sondern der Mensch, die Hoheit über sich selbst behält.

Vielleicht hilft euch das zu verstehen, warum mein Reiseblog gerade so anders ist und eben nicht nur einfach schön.

Liebe Grüße an euch alle
Safar