Wandern an der Küste bei Rodalquillar

oder noch ein herrlicher Sonnentag in meinem Olivenhain

14.12.

Erst langsam verziehen sich die grauschwarzen Dämmerungsschleier und machen dem Licht Platz. Etwas zottelig krabbelt die Helligkeit aus der kuschelig warmen Decke heraus, um den neuen Tag zu beginnen. Oder bin ich es, die etwas zerzaust die Augen aufklappt, um wieder in diese Welt zu gucken. Ich lege das Traumland, dieses merkwürdige Land von Märchen und Mythen, seinen Figuren und irrationalen Handlungen auf das Nachtkasterl. Bis zum Abend kann es hier bleiben, bevor eine neue Reise beginnt.

Ist es nicht so, das wir eigentlich zwei Leben haben – das was wir mit unseren offenen Augen erleben und das was hinter den Augen passiert. Und beide fühlen sich immer so real an, abhängig davon welche Augen gerade gucken. Aber nur in dem einen Leben habe ich einen Fotoapperat. Schade!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hier also das, was ich mit meinen offenen Augen sehe.
Schon längst hatte in mir die kleine Stimme gesagt, bleib noch eine Nacht. Die Wanderung durch die Berge, den Hängen entlang lockt mich. Vor Jahren bin ich diesen Weg schon mal gegangen.

Also gute Schuhe an und los, Richtung Strand Rodalquillar. Vorbei an einer Hundemeute, die von einem Spanier bewacht wird, lande ich querfeldein auf einem Pfad, der vielleicht von den Ziegen getrampelt wurde. Von oben schaut es viel versprechend aus. Ein nur-mal-gucken-kraxel Pfad. Den Wasserfall ohne Wasser hinunter, über große und kleine Steine, durch Macchia, durch kleine Ramblas, durch größere, über Felder hin und her lande ich schließlich bei der alten Festung und dem Brunnen.

 

 

 

 

 

Hier weiß ich wo der richtige Weg ist. Hinauf auf den Berg und dann den Hang entlang. Der Wind pfeift mir gewaltig um die Ohren. Mit meiner windichten Weste kein Problem. Ich bin in meinem Wanderelement.

Es ist einfach nur schön durch die Natur zu streifen, zeitlos ohne Druck irgendwann irgendwo sein zu müssen. In der Sonne ist es warm. So wird zuhause Stühlchen vor die Tür gestellt und der Sonne bei ihrer Wanderung über den Bergrücken zugeschaut. Ein anderes Womo schaut kurz vorbei und rumpelt dann woanders hin.

 

 

 

 

Ich dümpel herum, les in schlauen Büchern, plane den Halt für morgen, denn dann soll es wirklich Richtung Portugal gehen. Ich bin schon sehr im Gemütlichkeitsmodus, laß mich treiben, wohin der Wind weht und folge den Anweisungen meines Bauchgefühls.

 

 

 

 

 

Eine verrückte Zeit, eine besondere Zeit, so in der Natur eingebettet zu sein, frei von irgendwelchen Zwängen in einer Welt, die gerade eben von immer noch mehr Zwängen, Einschränkungen und Bevormundungen bestimmt wird. Eine Welt, die am Rande des Chaos steht und sich entscheiden muß, ob sie als Volk zusammenhält oder sich spalten läßt und wieder einmal die Sündenböcke ins Exil schickt.