Velebit, Wasser und eine Auszeit

Velebit, Wasser und eine Auszeit

oder kurz entschlossen nach Kroatien, auch wenn es eine Reisewarnung gibt

15.-20.August

Diese Auszeit brauche ich dringend – so viel geht in meinem persönlichen Leben gerade den Bach runter. Also, bevor ich mich noch mehr in unötigen und vor allem unproduktiven Streitereien verwickele, fahre ich ganz einfach weg. Ein paar Wochen nur für mich, alleine ohne irgendjemanden, nur für mich selber schauen, wichtig für mein Seelenheil.

Die Kroaten selber sind entspannt was Corona anbetrifft.
So sitze ich hier heute morgen an einem wunderschönen Platz, den ich im Moment noch ganz alleine für mich habe. Das Meer ist ruhig, klares blaues Adriawasser. Vor mir der Velebit und hinter mir Graslandschaft, ein Paradies für Schafe. Die kommen mich nämlich morgens besuchen. Leise trippelnd, schmatzend und blökend wandern sie an meinem Womo vorbei. Ein kleines Stückchen Normalität, ein Stückchen Leben wieder mittendrin in der Natur. Die Grillen zirpen im Hintergrund und ich genieße die Stille. Trotz Hochsaison kann ich hier stehen. Es ist zu abseits im Irgendwo. Nachmittags kommen die Familien mit Kindern, lachen, schwimmen und haben Spaß wie eh und je.

Ich verzupf mich da noch ein bißerl weiter nach hinten, denn ich will ihnen nicht ihren Badeplatz nehmen. Sie sind freundlich, mein kroatisch zu wenig um mich wirklich zu unterhalten. So bleibt es bei ein paar Floskeln.

 

 

 

 

Zwei Tage fahre ich durch den Velebit. Traumhafte kleine Schotterwege führen hindurch. Ein paar Holzfäller und ein aufgreschreckter Falke oder ähnliches. Eng schlängelt sich der Weg durch die Berge,rauf und runter, durch Wald und die Brücke vom Licki Rijeka Fluß, der sich malerischst durch das Gestein schlängelt. Einen Paddelplatz finde ich nicht, suche aber auch nicht zu lang.

Übernachtet wird an einem See. Die Straße hinauf zum Mali Alan wollten wir schon mal früher fahren, sind dann aber umgedreht. Unser Brummeli war nicht wirklich pistentauglich und wir waren uns nicht sicher, ob wir fahren dürfen oder nicht. Im Winter ist die Route gesperrt. In engen Kehren geht es hinauf und immer weiter wird der Blick über Winnetou-Land. Hier wurden die Filme gedreht. Eigentlich wollte ich nur eine kleine Runde laufen. Aber wie es so ist kraxerl ich dann doch hoch hinauf. Man sieht noch die Reste vom Krieg und ganz oben noch einen Unterstand der Soldaten.

 

 

 

 

 

 

 

Der Blick gehts ins weite Land und tut gut und die Rast auf einem Sitzstein auch. Gegenüber von Karjin liegt dieser kleine Strand auf abenteuerlichen Weg erreichbar. Vielleicht ist es deshalb hier so ruhig. Bewußt nehme ich diese Schönheit wahr. Kann schwimmen und mit den Sternen schlafen gehen, begleitet von leisen Wellengeflüster.

Ja, das ist die Welt in der ich mich zuhause fühle – draußen in der Natur, vielleicht eine Art einsame Insel auf der die Welt noch in Ordnung ist.

All meine Gedanken über Corona schreibe ich jetzt exta. Natürlich begleiten sie mich.

Noch ein paar Zeilen zur Anfahrt. Schnell bin ich durch Österreich durch und finde in Slowenien kurz vor Postojna einen schönen Übernachtungsplatz. Die Hütte ist gerade nicht bewohnt und ich störe keinen. An der Grenze zu Kroatien gibt es einen kleinen Stau, der größere ist auf der anderen Seite. Die Reisewarnung von Österreich ist dafür verantwortlich. Was lese ich: Österreich hat eine Reisewarnung für Kroatien, aber die Össis dürfen nach Mallorca. Die Deutschen haben eine Reisewarung für die Balearen und dürfen nach Kroatien. Schöne neue Welt.

Mein erster Übernachtungsplatz hinter Novi Vinodolski ist nicht schlau gewählt. Bis tief in die Nacht quatschen die Menschen, die PKW Vanleute und machen Remmidemmi. Es ist zu dunkel, um den Platz zu verändern. Morgens taucht dann wirklich Polizei auf. Sie sind aber nett und erzählen mir, dass sie gerufen worden sind. Strafe muß ich keine bezahlen. Glück gehabt, aber ich muß in der Hochsaison vorsichtiger sein.

Mein nächster Platz ist ein alter Steinbruch hoch über Karlobag. Auch hier füllt sich der Platz am abend mit Polen. Sie sind aber alle leise. Das habe ich schon in Polen erlebt, dass die jungen Leute freundlich sind und eben nicht nur Remmidemmi machen. Trotzdem fahre ich sehr früh weg und finde nur einen Kilometer weiter einen schönen Frühstücks- und Aufwachplatz. Selbst die Sicht von hier ist noch schöner. Sag ich doch – es geht!

 

 

 

 

 

Am Meer bin ich wegen der Hochsaison vorsichtiger und so ist mein heutiger Morgenplatz ein besonders schöner. Mit mreinem Stühlchen am Strand sitzen, schreiben ist schon wunderbar. Duschen brauche ich die Tage nicht, weil ich das Meer habe und das Salz tut meiner Haut unendlich gut.

Nach dem Einkaufen verzieh ich mich wieder ins Hinterland, die Vrlika Berge hinter Knin haben es mir angetan. Ich finde doch tatsächlich den Weg, den wir schon damals mal fahren wollten, von dem die Einheimischen uns aber abgeraten hatten. Gut, denn steil und ausgewaschen geht es auf einer Piste hinauf und unterhalb des Vrlika-Gipfels finde ich einen herrlichen Almübernachtungsplatz. Ich bau mich auf und habe das Gefühl hier kann ich bleiben. So viel Ruhe und Naturgeborgenheit um mich herum, ein traumhafter Sonnenuntergang und die Sterne, die über mir leuchten. Am weiten Horizont das Meer und der frische Wind vertreibt die Tageshitze.

 

 

 

 

Ich spüre so richtig diesen Seelenbalsam der Natur pur und tauche tief ein. Es war und ist eine gute Entscheidung mir diese Auszeit zu nehmen.