und weiter nach Korcula und Peljesac

0095.- 7.September

Der Himmel ist bewölkt, aber es regnet nicht. „Inselwetter“, höre ich innerlich meinen Latzki sagen. Also entschließe ich mich weiter zu ziehen undzwar ganz hinauf bis ans Ende der Welt von Korcula. Denn dort gibt es ein Platzerl, das ich gerne erforschen will. Zuerst gibts Frühstück in Smokvina. Mit Blick auf die Weite der Bucht genieße ich meinen Kaffee. Das hätte dir so getaugt, Latzki, in „deiner Bucht“ frühstücken. Ein Bauer winkt mir zu. Über Orebic und die Fähre gehts  nach Korcula. Abbiegung links vor mir nach Pupnatski Luka. Es war mal eine Straße, eigentlich keine Straße, sondern ein paar Löcher mit etwas Asphalt drumrum. Oh, haben wir damals geschwitzt und klein und eng wand sie sich an der steilen Felswand entlang. Tapfer haben wir durchgehalten und nur von weiten Pupnatski Luka gesehen. Es war weit hinunter und der Weg, ein kleiner Waldweg. Und heute…. ich staune mal wieder. Eine große breite Straße führt elegant an der Felswand entlang und dann gehts auf einer kleineren geteerten Straße bis zur Bucht. Den Trampelpfad bis zum Strand spare ich mir, genauso wie die Parkgebühren von 3,50 Euro. Für einen ganzen Tag ok, für 10 Minuten zuviel. Also schaue ich von oben herunter und finde sie ehrlicherweise nicht sooooo toll.

IMG_0206 IMG_0210Im Camping Mindel am Ende der Welt werde ich freundlich eingewiesen. „Wo ist denn da der Meerzugang?“ Ich bekomme eine Karte und er sagt,“ ganz unten ist der Parkplatz und da kann ich mit dem Boot auf die eine oder andere Seite gehen.“ Ich freu mich und denk, da kann ich ja paar Tage bleiben, denn mit diesen vielen Buchten ist das hier ein herrliches Paddelrevier. Tja ……. der Parkplatz ist zwar da, doch das Meer zu beiden Seiten, weit weit weg und der Weg dorthin, ein Trampelpfad. Auch mit dem Radl tue ich mich schwer bis zum Wasser zu kommen. Über Klippen, Steine und Schottter klettere ich hinunter und wieder muß ich barfuß reingehen. Ich bin gerade angezogen, da kommen ein paar andere Menschleins. Ein gutes Timing! Ich radele alle Wege und Stichstraßen ab, aber nirgendwo komme ich so ans Meer, daß ich das Boot aufbauen könnte. Schade! Rechts und links der Straße gibt es als kleinen Trost leckere Feigenbäume …..oh ich liebe, dies frisch gepflückten, noch festen blauen Feigen und so versüße ich mir mein Leben. Abends lade ich zum ersten Mal etwas in meinen Blog hoch und es funktioniert. Also weiter schreiben.

P1000181 17 Frühstücksplatz ohne rostigen Tank Vor mir ein rostiger Tank auf einem großen Feld, dahinter das Meer und die Inseln und endlich freundlicher Himmel, auch wenn es noch schwülwarm ist.Mein erster Blick, nach dem Blick aus dem Fenster, der nicht ganz so erheiternd war,  ist das Internetwetter und es soll nun wirklich besser werden. Juchhu!!! Ich bin von dem Camping am Ende der Welt von Korcula hinausgefahren in die Weite. Es ist still hier, nur ein paar Vögel kreischen, die Grillen haben schon wieder Konzertprobe, ein laues Lüftchen weht und ich bin mit mir und der Welt zufrieden. Ja in der freien Natur fühle ich mich so gut. Heute gibt’s Ende der Welt Erforschungstag. Nachdem das Meer nur über kleine Trampelpfade zu erreichen ist, probiere ich die andere Seite.

 

19 Vela LukaP1000179 IMG_0215

Über Vela Luka gehts Richtung Potirna, über kleine Sträßchen durch dichte Pinienwälder und Olivenhaine. Mühselig errichtete Steinmauern um die Oliven herum halten die fruchtbare Erde.

IMG_0242 IMG_0244In Portirna gibts ein kleines Autocamp, leider ohne Meerblick. Die nette Frau sagt, unten in Treluka kann man das Boot ins Wasser tun. Und richtig, ein Miniort, ein Minihafen …. ich könnte das Boot mit diversen Zuschauern hier aufbauen…. ich tue es nicht und rolle weiter bis Poplat … ja an den Platz erinnere ich mich. Wir waren zusammen hier und da ging die Welt auch nicht weiter Ein Rondell mitten im Wald und auch damals waren wir ein wenig enttäuscht, das man so schlecht zum Meer kommt und die Suche nach einem Übernachtungsplatz gestaltete sich schwierig. Es ist Steilküste hier und an jedem möglichen Platz haben sich Menschleins ihre Häuser gebaut.

IMG_0223 IMG_0220Und ich rolle weiter nach Karbuni, nach Grscica, wobei ich den Feldweg erst so 4 km ablaufe, ob er befahrbar ist. In meinem Kopf sind schon die schönsten Stellplätze rechts und links und ich sehe mich dort stehen mit Blick auf Lastovo, auch eine unserer Inseln. Und so marschiere ich weiter, Kurve um Kurve…irgendwann mal ein kleiner schmaler, zu schmaler Weg hinunter zum Strand. Entäuscht kehre ich um und hole meinen Brumm und fahre weiter bis Brna …. viele Häuser und ich entdecke sogar das „Dach“ auf dem wir damals Brotzeit gemacht haben. Die Häuser sind in die Felsen hineingebaut und die Dächer sind zu Parkplätzen geworden. Auch wir haben damals gesucht.. Der Blick ist traumhaft, das Wetter schwülheiß und ich klebe. Eine kleine dreckige, sehr dreckige Bucht entdecke ich …. ich könnte hier bleiben, aber das Wasser ist sumpfig, die Luft steht … und so rolle ich weiter. Und tatsächlich, ich will fast schon aufgeben finde ich hinter Babinij eine kleine Nische unter einer großen Pinie mit direktem IMG_0233Meerzugang. IchIMG_0239 kann es gar nicht glauben. Und zwei nette Fischer helfen sogar beim reinrangieren. Ein Schwimmerli in klarem Wasser, das tut gut und meine Lebensgeisterchen wachen wieder auf. Genüßlich ahle ich mich im Wasser um danach am Strand, der allerdings mit so einigen Raritäten übersät ist. Die Wurzeln sind zu groß und der Plastikmüll nicht wirklich eine Zierde. Aber ich sitze am Meer, höre den Wellen zu, lasse mich von kleinen häßlichen Mosquitos beissen, sufe ein bißchen im Internet um eine bessere Blogmöglichkeit zu finden und beschließe nach einem gemütlichen Abendfresschen bei Sonnenuntergang den Abend mit einer DVD.

P1000183 P1000198Eine Sonne, die durch die Pinienäste hindurch schimmert, blaugrünes Wasser das mich einlädt zum Morgenschwimmerli. Ja, so lieben wir das, so liebe ich das. Danach lasse ich mich von der Sonne trocknen und beschließe nach Loviste zu fahren …. der kleine Campingplatz dort ist ein guter Ausgangspunkt zum Paddeln um die Insel herum. Die Fähre wartet schon auf mich, ich bin die letzte und dann gehts wieder hinüber nach Peljesac. Einkauf,Tanken und über den großen Berg, den Sveti Ilja hinüber nach Mirce ans Ende von Peljesac. Mich ziehts zu den Enden der Welt…. und so viele Leute dort hatte ich nicht erwartet. Ein kleines Platzerl schief und krumm hoch oben ist aber für mich noch da. Ich will ja paddeln, und hinter mir ist alles frei …. noch .ein Boot ist halb aufgebaut, da kommt eine nette Familie mit zwei sehr kleinen Kindern …. der lange Rede kurzer Sinn, am nächsten Morgen ab halb sechs bin ich wach und meine Morgenmusik ist Kindergeschrei …. um 8 verlasse ich den Platz, um mich 50m weiterr vom Campingplatz an einen Strandplatz zu stellen.
P1000183P1000198Zurück, mein Boot ins Wasser und dann ab um die Ecke Richtung Korcula-Blick. So um die 10km paddele ich, schwimme und lass meine Seele dabei baumeln. Die Sonne scheint wunderbar, das Wasser ist blau, der Himmel ist blau, ich nicht aber ich schwelge in meinem Element. Spät kehre ich zurück, entdecke eine Waschmaschine und wasche noch. Die Kinder gehen schlafen und es wird ruhiger. Simmengemurmel hier und da. Ich höre weiter meinem Hörbuch, die Hütte, zu. Das ist intensive Kost, geht es doch um Gott und die Welt, letztlich um Liebe. Dazwischen kreischt es mal, beruhigende Worte von Papa und Mama.
Diese grenzenlose und bedingungslose, absolut bedingungslose Liebe, des lieben Gottes, beschäftigt mich. Es wird gesagt, das unser Wunsch nach Unabhängigkeit unsere Leiden auf dieser Welt verursacht. Diese Unabhängigkeit bedingt unser Streben nach Macht und Manipulation. Wir können nicht einfach nur so lieben, sondern stellen unbewußt doch Bedingungen, hegen Erwartungen, kämpfen gegen Enttäuschungen. Den anderen so sein lassen, wie er oder sie ist und mich selbst so sein lassen. Nichts muß anders sein, weil ich so, wie ich bin, geliebt bin. Das sagt der liebe Gott im Buch.
Und ich denke an meine gemeinsame Zeit mit Latzki ….mir war so wichtig, dass es ihm gut geht. Und natürlich wollte ich ihn auch hier und da zurechtbiegen, nach meinen Wünschen. Aber sein Glück, sein Wohlergehen ist mir bis heute wichtig, auch wenn er doch schon so lange woanders ist. Vielleicht ist das ein Hauch von Liebe, einer Liebe, die ich damals bei seinem Sterben in einer Intensität erlebt habe, die fast nicht faßbar war. Ich schlafe mit Unterbrechungen und wie gesagt um fünf das erste Gekreische und dann gehts halbstündlich weiter.

P1000206 P1000207 P1000220 P1000185Ich bin genervt. Noch nicht mal meinen Morgenkaffee kann ich in Ruhe trinken. Das Kindergeschrei ist so nah …. was tun. Hier kann und will ich nicht bleiben. Also stehe ich auf und packe mein Boot zusammen. Mal sehen, wo es mich hinzieht. Papa hat ein wenig schlechtes Gewissen. Ich beruhige ihn. Er kann ja nix dafür und Kinder sind halt Kinder und ich bin das nicht gewöhnt. Und, ich kann ja wegfahren. Er muß es aushalten. Nach langer Wartezeit an der Rezeption, so früh ist keiner da, fahre ich hinaus um die Ecke und direkt am Strand ist ein kleiner Platz. Also doch nochmal hier Boot fahren. Innerlich hatte ich mich davon schon verabschiedet.
Ich baue das Boot wieder auf und nach einem Frühstück, bei dem ich innerlich nur so staune und es mal wieder nicht fassen kann, einen so schönen Platz zu finden, tauche ich ich meine Paddel gleichmäßig rechts und links ins ein und gleite auf ruhigem Wasser wieder um die Ecke, jetzt aber rechts herum. Ein Paddelsonntag! Ich komme an vielen Boutique-Buchten vorbei, es gibt eine Menge hier einzukaufen …. Wurzeln, Hölzer, Plastiktonnen, Straßenabsperrungen, Sandalen und Turnschuhe, Milchflaschen – leer, Einkaufstüten gefüllt mit leeren Konserven usw. All das, was irgendwann mal ins Meer geworfen wurde landet hier. Dazwischen suche ich mir ein Platz, wo ich mein Boot an Land ziehe, um zu schwimmen, denn das Wasser ist, trotz so viel Strandgut, klar und ich schaue zu schwarzen Fischschwärmen weit unter mir und vor mir springen sie jetzt silbrig glänzend aus dem Meer. Ein Paradies mit kleinen Ecken und Kanten. Ich paddele weit, noch um die Ecke und die Ecke und lande schließlich in einer größeren Bucht, in der Fischzucht betrieben wird. Es ist Sonntag und keiner da. Später frischt der Wind auf, ein gesunder, angenehmer Mijstral von Westen und mein Boot fühlt sich wie ein kleiner Ozeandampfer an, der gemächlich Welle für Welle durchpflügt.
Abends noch ein kleiner Ratsch mit Campinggästen, die mich noch von vor vier Jahren kennen. Nichts bleibt ungesehen hier. Anscheinend falle ich auf mit meinem Boot. Damals hatte ich nur das kleine Schlauchboot. Dann verziehe ich mich in meine Koje und geh früh schlafen. Ich bin sakrisch müde und schlafe tief und fest!

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