Seelenmomente an meinem stillen Klippenplatz

oder wenn für einen kurzen Augenblick die Erde still steht….

 

4.-6.5.

Guten Morgen da draußen! Einfach nur im Schneidersitz auf meinem Stühlchen dem Kommen und Gehen der Wellen gelauscht, der leisen Wellen, die ans Ufer rollen, ausrollen und sich zwischen den Kieseln verlaufen. Irgendwann tauchen sie wieder auf, fließen zurück ins Meer, um nur wieder an den Strand gespült zu werden. Das ewige Kommen und Gehen, mal heftig im Sturm, dann wieder ganz leise und sanft. So ist das im Leben oder so ist Leben.

 

 

 

 

 

Von meiner kleinen Klippe schaue ich hinunter auf diese Bewegung, sitze ganz still auf meinem Stühlchen und lausche. Mehr gibt es nicht mehr zu tun. Angekommen – angekommen für einen Moment oder auch zwei und drei, dann weiterziehen und wieder ankommen.

Schwälbchen nisten in den Felsen und flatttern zwitschernd herum. Die Schafe knuspern am Morgen und die Glöckchen verklingen hinter den Büschen. Das heisere „hoo – hoo“ des Schäfers wird leiser und die Herde zieht weiter. Morgenstille. Ein paar wenige Fliegen spielen nachlaufen. Was für ein Platzerl – was für ein Geschenk!

 

 

 

 

 

 

Ich bleibe, genieße jeden Atemzug – nix drängt. Ein bißchen aufräumen, ein bißchen putzen. Ein bißchen schwimmen und ein bißchen in Gedanken die nächsten Schritte planen, die in Deutschland auf mich warten. Und dann nur wieder diese Stille bewußt wahrnehmen und tief auskosten. Es ist so besonderes hier draußen in der Weite am Meer, da wo es hinter dem Horizont weit in ein unbekanntes Land geht.

Flieg, Alabatross flieg hinter den Horizont, flieg zur Sonne, die dort hinten unter das Meer rutscht und in einem anderen Land wieder zum Vorschein kommt. War sie jemals wirklich weg? Oder sehen wir sie nur nicht, weil wir keine Froschaugen mit Rundumblick haben oder nicht hoch genug sind, um alles zu überblicken?

Es ist einfach nur wunderbar. Und für Momente, kleine Momente, rutscht alles an seinen Platz, da wo es hingehört. Da gibt es keine Fragen mehr, kein Irgendwas, zu erforschen. Der Moment alleine ist die Erfüllung von diesen vielen Anderen, die vorher waren und die nachher kommen. Was soll man auch noch fragen, wenn alles so ist wie es ist, und dieses IST in seiner Tiefe unergründlich und gleichzeitig glasklar.

Blicke in den Moment sind Blicke in das, was unter dem tiefen Dunkel des Meeres liegt, was hinter dem gleißenden Licht der Sonne verborgen und was unter der Kruste der Erde wartet, erkannt zu werden.

Was für eine Stimmung hier heute morgen. Seelenmomente die zutiefst glücklich machen. Kann man eigentlich Stille fotografieren? Kann man Wahrheit fotografieren? Momente festhalten, die längst Vergangenheit sind? Bilder eines Erlebens, das keine Bilder hat? Jedes Bild letztlich nur ein Abbild von etwas, das mit dem was wirklich erlebt wurde nur ein verblassener Glanz ist. Und ist es mit Worten nicht genau so? Worte sind auch nur Buchstabenbilder von etwas, das in seinem Ursprung keine Worte kennt und braucht. Wozu?

Menschleins sind für mich wie ein Anker in eine Realität,die normale Realität, die ich sonst hier draußen doch ab und an  hinter mir lasse. Hier ticken die Uhren anders, wenn sie überhaupt noch ticken. Hier bleibt die Zeit stehen und auch die Erde ruht sich von ihrem ewigen Kreiseln aus. Im Still-stehen fällt alles an seinen einen Platz und ist nicht mehr als Einzelnes erkennbar, auch nicht als Alles und auch nicht als Nichts – einfach gar nix oder ….!

 

 

 

 

 

Zuhause ist da, wo Stille ist, Ungestörtheit und freier Raum, unbegrenzt in die Unendlichkeit, in die Tiefe, in die Höhe – ins Universum, ins tiefschwarz und gleißend hell. Zuhause ist da, wo die Polaritäten sich auflösen. Das Alle und das Eine untrennbar miteinander verbunden ohne das man es noch unterscheiden kann. Individuelles und Ganzheit lösen sich auf und zurück bleibt nur diese kleine Luftblase, die vom Winde verweht, im Meer untergeht oder auf der Erde platzt und sich in seine allerfeinsten Molekularstrukturen auflöst. Unsichtbar für die materielle Welt, nur noch ein Funkeln bei den Sternen, die auch irgendwann in einer großen Supernova verblassen.

Verloren im Nix und genau dort Zuhause sein.

Eigentlich ist alles doch ganz einfach! Da habe ich wohl mal wieder einen so ganz heiligen Platz gefunden. Danke!