Schnörkelwege durch den Anti-Atlas

oder hinauf und hinunter durch Oueds und über entstehende Straßen

3.2.

Guten Morgen, liebe Sonne, guten Morgen liebes Meer und ihr kleinen Minidünen da draußen vor mir. Guten Morgen du liebes sauberes und zuverlässiges Brummeli. Brav hast du mich wieder gestern über Umwege durch den Anti-Atlas geführt, mal wieder durch steinige Oueds im Irgendwo. Wirkliches Irgendwo, denn ich wußte zeitweise nicht mehr, wo ich war.
Doch der Reihe nach:

Ich verabschiede mich von den Blauen Steinen und meinen Superplatz dort bei den blühenden Tamarisken. Viel Wasser haben sie von mir gekriegt. Ein bißerl einkaufen in Tafraoute und Hassan, der Teppichverkäufer findet mich natürlich sofort. Ein netter kleiner Ratsch, der unterbrochen wird von den Franzosen mit dem 12m LKW. Seit drei Wochen stehen sie hier und lassen einiges richten. Er empfiehlt mir gleich seine Werkstatt, an deren Ecke ich zufälligerweise parke. Dann wandere ich durch den Souk, ein bißerl frisches Gemüse und Brot. Wasser und Youghurts gibt es weiter vorne.

 

 

 

 

 

 

 

 

Eine kleine Schnörkelstraße durch den Anti-Atlas habe ich mir ausgesucht. Die Kleinste, die es gibt und die Schnörkeligste. Rauf und runter, sie ist ashaltiert und neue Verbindungen werden geschoben. Ich lese schon ein Schild, dass irgendwo eine Strasse gesperrt ist, denke aber das ist Massa unten am Meer. Es ist nicht Massa, sondern ein Moussa de Irgendwo. Die Brücke über das große Oued ist gesperrt und 1km davor auch die Straße. Spuren deuten nach links auf eine Piste. Kurz überlegt und gefolgt. Maps me sagt mir, sie führen ins Irgendwo, aber nicht zurück auf die Straße. Trotzdem, die Einheimischen müssen ja auch weiter. Also Brummeli schnurr, so was kennst du doch.

 

 

 

 

Ein kleines Oued und dann weist ein Schild die Richtung Ait Baha. Jippiejeii, jetzt muß ich nur noch durch das große, kiesige Oued. Die Spuren sind deutlich und die Piste ok. Auf der anderen Seite folge ich einfach dem großen Weg. Ich habe keine Ahnung, wo ich wirklich bin, aber die Straße mit den Kieslastern führt wohl wohin. Diese Straße wird grad neu gebaut, schlammige Teile wechseln sich ab mit aufgekiesten Stücken, dann wieder schöner harter Erdweg. Wieder hoch hinauf in die Berge. Wenn ich wieder alles zurück muß, kann ich auch hier irgendwo bleiben. Das ist das wunderbare am Brummeli, irgendwo hinstellen und zuhause sein. Ich schnurre einfach dieser Neubaustraße entlang. Kieslaster, die aus dem Oued kommen lassen mich vorbei und ein paar Arbeiter winken. Sie wollen eine Zigarette und ich habe noch vier. Wohin ich möchte, fragen sie. Ich zucke die Schultern und grinse. Sie haben mir angesehen, daß ich grad nicht weiß wo ich bin und lachen, deuten aber in die Richtung.

 

 

 

 

Eine herrliche Anti-Atlas Bergfahrt. Schließlich komme ich auf meine Straße. Ich wundere mich sowieso, das hier auf steilsten Bergen noch Häuser stehen. Die ganze Gegend scheint reich zu sein, denn die Häuser sind neu und gut. Sommerfrische von Taroudant und in den Kessel liegenden Orten. Unten muß es brütend heiß sein, während hier oben ein frischer Wind weht. Und so baut sich jeder, der kann seine Sommerdatscha. Die meisten kleinen Orte sind unbewohnt, die Läden verschlossen. Keinen Mensch weit und breit, auch keine Kinder. Sie sind wohl in der Schule.

 

 

 

 

 

 

 

 

Das der Anti-Atlas mit seinen roten zackigen Bergen imposant ist, brauche ich eigentlich gar nicht mehr zu sagen (sags aber doch!) und so rolle ich erst am frühen Abend auf meinem Wüstencampplatz am Meer ein. Oben gab es nicht wirklich etwas Lauschiges. Angepeilte Plätze lagen zu nah an der Straße, obwohl der Rundumblick toll war. Hier an meiner kleinen Sanddüne kann ich herrlich stehen. Kurz zu ihnen hingeschaut, dann ruft das Telefon. Herrliche Ratscherei beim Dunkelwerden. Von Axel erfahre ich, dass er morgen schon zurückfährt und auch andere sind längst kurz vor der Fähre oder schon drüben. Ich habe ja noch eine Woche Zeit und kann so gemütlich gen Norden wandern.