Principality Hutt River

oder ins Fürstentum Hutt River zu Prince Leonard und seiner riesigen Familie

30.9.

Zwischen blühenden Sträuchern und ein paar Bäumen wache ich heute morgen vom Vogelgezwitscher auf. Nur meine Schreivögel fehlen, sonst unterhalten sich alle miteinander.

Ich steh mal wieder im Irgendwo zwischen den Getreidefeldern und kleiner Baum- und Gestrüpplandschaft. Der Wind hat nachgelassen und der Himmerl hat sich auch eine graue Zudecke über die Ohren gezogen. Es ist kühl geworden und mit meinem Pullover sitze ich im Bettchen, heisser Kaffee neben mir.

 

Ich habe das so gut gemacht mit meinem kleinen Kocher. Jeden Morgen genieße ich ihn. Und aus einer eigentlich unpraktischen Rappelkiste habe ich mir für die Zeit hier ein relativ gemütliches Nest gebaut.

Und so kann ich es auch drinne aushalten, wenn es draußen doof ist. Und es kann ja auch mal doofes Wetter sein. Ich bin aus der sonnensicheren Zone und Zeit heraus. Jetzt ist’s Frühling, ich mehr im Süden und das Wetter launischer.

Doch zurück zu gestern:

Fette, graue und dunkelgraue Wolken flitzen über den Himmel und es regnet, mal mehr mal weniger. Wahrscheinlich soll ich mich schon mal ein bißchen an Sauwetter gewöhnen.

Ich will heute nochmal zur „Visiting Time“ ins Fürstentum Hutt Village. Ich habe eine Audienz beim Fürst persönlich, 93 jährig kommt er jeden Tag nochmal für kurze Zeit in sein Büro. Und ich erfahre die ganze Geschichte. Ein brillianter Geist, der sein Leben der philosophischen Mathematik und der Jura gewidment hat.

Was war passiert in Kurzform:

 

 

 

 

Nach dem Untergang seiner Kupfermine kaufte sich Prince Leonard die Getreidefarm Hutt River. Die australische Regierung reduzierte von heute auf morgen die Getreidequote um 100 Prozent, zu wenig um davon zu leben mit seinen sieben Kindern.
Er als findiger Geist wälzte die Gesetztesbücher und fand heraus, dass die Herabsetzung ohne Abfindung illegal war. Er begann sich zu wehren, die anderen Farmer hatten längst klein beigegeben. Man drohte ihm mit Enteignung.

 

 

 

 

 

Und aufgrund sehr alter australischer Gesetzgebung konnte er sein eigenes kleines, unabhängiges Fürstentum gründen. Und seit mehr als 40 Jahren besteht nun das Fürstentum Hutt River.

Es gibt ein kleines Regierungshaus, ein Postoffice, eine Kirche und sein privates Heiligtum, the Gateway to Spirits World, die spirituelle Mathematik, die ich nicht wirklich verstehe. Der Stein des Lichtes krönt das Ganze.

Sie haben ihre eigene Flagge,eigenes Geld, man bekommt ein Visum und sie haben ihre eigene Hymne ein Lob auf Prince Leonard, der seinen Traum von Unabhängigkeit lebte.

Fasziniert bin ich von dem Mut und der Kraft dieses Mannes, der wagt gegen Australien zu kämpfen und sein Recht durchzusetzen.

 

Er wurde von vielen anderen Ländern, Kleinstaaten anerkannt, selbst die Queen, die nach wie vor auch die Queen von Australien ist, hat ihn mit seinem Fürstentum anerkannt. Irgendwie vergesse ich leider zu fragen, wie sie sich heute finanzieren.

Nach zwei Stunden verlasse ich das Fürstentum und ziehe weiter gen Meer. Das alte Sandfordhaus neben dem Gefängnis will angeschaut werden. Hoch oben am Berg überschaut es die Sanddünen bis zum Meer. Das alte Gefängnis, eine große Halle, in der die Gefangenen auf Hängematten schliefen.. Sie konnten im nahe gelegnenen Hafen Port Greogory arbeiten. Was sie angestellt haben, steht nicht geschrieben.

 

 

 

 

Was für zwei Welten nebeneinander: das freie unabhängige Fürstentum und die Gesetzesbrecher, eingepfercht und reduziert auf eine Hängematte.

 

 

 

 

 

 

Ich würde ja gerne am Meer bleiben, aber schöne Übernachtungsplätze sind leider mit dem Schild „no camping“ versehen. Schaaade!

 

 

 

 

 

Nun denn, so rolle ich auf kleinen orangeroten Pisten durch die Weizenfelder und werde irgendwann mal in einem kleinen Wäldchen fündig. Um mich herum blühende Büsche und Blumen. Hier kann ich bleiben und bau mich auf. Regen und Wind haben längst nachgelassen und ab und zu lugt sogar die Sonne hervor.

Ein spannender Tag!