Mercedes Werkstatt bei Figueres und das lange Warten

oder Brummeli muß ins Krankenhaus

4.-5.4.

Tjaaaa… die Kunst des Wartens und die Kunst mit Veränderungen umzugehen.


Um vier Uhr nachmittags kommt endlich jemand von Mercedes und schaut sich die Geschichte an. Nein, es ist nicht der Turbo, es ist das Getriebe und ich sollte nicht weiter fahren. Also braucht es jemanden, der mich zur Werkstatt bringt. Mein Vertrauen in den Mercedes Notfalldienst ist ein bißerl erschüttert. ADAC funktioniert besser und ich organisiere mit denen den Abschleppdienst, der mich pünktlich am nächsten Morgen um halbneun aufsucht.

 

 

 

 

 

Schlafen konnte ich gut hinterhalb von meinem Parkplatz auf einem Weg neben der Gärtnerei. Weg von der Straße und nochmal im Grünen. Es schwant mir, das ich mich wohl für ein paar Tage anders rumtreiben werden muß.

Schnell ist Brummeli in der Werkstatt. Und dann die doofe Diagnose: mein Getriebe hat kein Öl mehr – wo ist es geblieben und vor allem warum ist es verschwunden. Unten am Boden sieht man kein Leck oder Loch oder Beule oder irgendwas. Nur die ölige Schraube. Kann sich eine Schraube lösen, überlege ich. Keine Ahnung. Meine deutsche Werkstatt ist auch sehr verwundert und kennt das nicht. So was hat er noch nie gehabt, sagt mir der Meister. Wenn er spanisch könnte, würde er auch mit dem hiesigen Meister reden.

 

 

 

 

 

Erst vor der Abfahrt hatte ich im Herbst noch die große Inspektion gemacht. Sie war extra vorgezogen worden, weil ich ja länger weg bin. Und jetzt das? Da werde ich mich wohl mit Mercedes ein bißchen streiten müssen.

Mercedes benimmt sich merkwürdig. Nachdem sie mir ja keinen Abschleppdienst schicken und mich mehr oder weniger drängen dies mit dem ADAC zu tun, übernehmen sie dann auch nicht die Kosten für Hotel und Mietauto während der Wartezeit. Und so etwas nennt sich Mobilitätsgarantie. Da bin ich beim ADAC besser aufgehoben. Die Kosten werden übernommen.

Also sie bauen mir jetzt in Spanien ein neues Getriebe ein. Ich habe noch die Wahl Brummeli nach Deutschland bringen zu lassen und die Reparatur dort zu machen oder hier. Ich entschließe mich zu bleiben. Letztlich ist das die schnellere  Variante.  Mache eine fette Anzahlung und organisiere Mietauto und Hotelchen. Puuuh, was für ein Unterschied. Trotzdem, es ist wie es ist – das Meeresrauschen und der Blick auf die Wellen tröstet mich. Abendessen und Frühstück ist sogar inbegriffen.

Und so sitze ich abends im Restaurant, es gibt Fisch Salat und Veggies. Es sind nicht viele Leute da. An Umgebungsgeräusche muß ich mich gewöhnen. Es wird wohl eine Woche brauchen bis Brummeli fertig ist, denn der Versand braucht drei bis vier Tage, sagt mir der Meister. Ich werde freundlich bedient. Also Sachen raus aus Brummeli, ein billiges Mietauto und zurück nach Roses, wo das günstige Hotel liegt. (Witzigerweise heißt die Firma Enterprise, nennen wir also mal mein Abenteuer Raumschiff Enterprise!)

 

Ob ich dann hier für die ganze Zeit bleibe, weiß ich noch nicht. Erstmal habe ich nur für drei Tage gebucht. Vielleicht finde ich noch ein kleines Appartement für das Wochenende. Meerblick mit leiser Musikberieselung. Eigentlich nix für mich. Der Meerblick ist toll, die leise Musikberieselung doof. Ich als Naturmensch bin das ja gar nicht mehr gewohnt. Nun gut, es ist wie es ist und ich kann mich in Ausblenden üben.

 

So schnell kann sich Leben auch mal verändern und was anderes von mir fordern. Aber mein Jammern ist das auf einem sehr, sehr hohen Niveau. Andere gehen wirklich durch existentielle Lebenskrisen, sei es durch Krieg und Vertreibung, sei es durch Impfung und Nebenwirkung, sei es durch ein Nein zur Impfung und seinen Konsequenzen. Und sei es nur durch diese verrückte, verrückte Weltenzeit. Irgendwann mal wird sich auch hier das Blatt wenden.

Jeder kriegt so seine ganz persönlichen Herausforderungen in dieser Zeit. Und wenn man es schafft, trotzdem optimistisch zu bleiben, obwohl es erstmal keinen Grund dafür gibt, zumindest nicht von außen her, wenn man es schafft innerlich seine Ausrichtung und Orientierung beizubehalten und nicht einzuknicken in einen Kompromiss, der nur faul sein kann, dann tut man sich selbst wohl den größten Gefallen.

 

Ich kann ja nur von mir reden: mein großer Lernprozess in dieser Zeit ist, meinen eigenen tiefen Werten treu zu bleiben, mich von dem Irrsinn nicht verwirren zu lassen, sondern dem zu vertrauen, was ich von innen her als richtig und gut erachte. Mein Leben im Brummeli ist genau das. Ich folge meiner inneren Stimme. Und selbst wenn was Doofes passiert, passiert es so, das ich es managen kann. Was will ich denn mehr.

Also auf zu einem neuen Abenteuer mit Ausflug und Hotelleben. Mal sehen, wie ich da durchsurfe. Für andere wäre dies ja ein herrlichster Urlaub!