Kleine Eremitage und rostiges Glockengeläut

oder weiter westlich zur Filaki Beach und die Freude am Unsinn

 

13.5.

Uuups, war da ein Erdbeben? Schon am Morgen kriege ich einen Anruf, alles ok bei dir? Ich habe nix gemerkt. Gut geschlafen in meiner Felsennische. Nur ein paar kleine unwesentliche Windböen. Ob der große Stein über mir wohl runter kullert? Kurz machte ich mir abends Gedanken, aber mit der nächsten Windböe sind sie wieder verschwunden. Eigentlich hatte ich einen Platz etwas freier weiter vorne am Ende der Piste. Dort stand Stühlchen schon in der Abendsonne bis die ersten Böen kamen. Na gut, dann kehre ich doch lieber in diese Felsennische ein. Aber wie schon gesagt ich spüre hier nix. Das Beben war ja auch ganz weit östlich und ich bin fast am westlichsten Punkt. Aber ein bißchen Vorsicht ist wohl nicht schlecht.

 

 

 

 

Und so rumpel ich noch ungewaschen zu meinem Schwimmstrand an dem die Wellen schon daher kommen. Die Sonne krabbelt über die Felsennische. Ein guter Blogschreibeplatz.

 

 

 

 

Und gestern:

Ich verabschiede mich von meinem Wanderer und Mikael, bevor ich die Piste hochrumpele gen Frangokastello. Noch ein Blick zurück in die schöne Bucht, zum Kapellchen und Ana’s Taverne. Dann gehts die Straße einfach weiter gen Westen. Am Weg vorbei zur Imbros-Schlucht, hochbegehrt bei Wanderern. Die Parkplätze alle bewohnt und auch große Busse entlassen ihre Menschleins. Nix wie weg hier und weiter. Ich suche eine Piste zu dem kleinen Kircherl und dem Filaki-Strand, der fast letzte vor dem großen, hohen Felsenberg.

 

 

 

 

Die hinterste Bucht von Filaki, bzw. die Charalambos-Bucht, da wo ich jetzt stehe ist westwindgeschützt von einer großen Felsennische. Am Ende ein kleines Privathäuschen und am Anfang ein Schild, „Nacktbaden verboten“. Der andere Tavernenstrand wirbt offiziell mit FKK. Dazwischen kleine Nischen zu denen man herklettern kann. Diverse Menschleins haben sich schon mit Sonnenschirm und Picknickkorb eingerichtet.

 

 

 

 

Ich bin neugierig auf dieses kleine Kapellchen im Nirgendwo. Nochmal zurück zur Hauptstraße und dann die Piste hinunter, vorbei am Steinbruch. Hoffentlich kann ich da irgendwo wenden. Relativ weit unten sehe ich eine Fläche und davor kommt die Felsennische in der Kurve. Brummeli bleibt da stehen und ich wandere zu Fuß weiter. Ganz unten ist der Platz relativ schief. Ein Trampelpfad führt über die Felsen bis hin zur kleinen Eremitage mit Glocke, Heiligenbildchen und verlassenen Tischen. Eine schöne Stimmung. Ich lasse mich auf den Stufen nieder und horche zum Meer. Will es zu mir sprechen? Aber Meer spricht nicht immer, jedenfalls nicht in meiner Sprache und so kann ich nur raten. Bleib, es ist so wunderbar – einfach nur diesen Moment und den nächsten.

Einfach nur mit den Elementen zuhause sein. Rostige Klänge vereinen sich mit Wellengemurmel, Kieselgezwitscher mit dem Flüstern des Windes und Felsenstille mit einer Ahnung von Unendlichkeit. Da darf ich mittendrin sein. Was für ein Privileg.

 

 

 

 

Ich kraxel zurück und guck mir den besten Platz aus. Und weil wir beim Astrotalk jetzt ein kurzen Graphologietalk dazwischen schieben, schicken wir uns beide Schriftproben.

Mir fällt mal wieder auf, wie schwer es mir fällt einen Text abzuschreiben. Meine Hand ist dabei unwillig, gebremst und kann nicht frei schwingen. Buchstaben werden krakelig . Wehren sie sich gegen eingesperrt sein in fremde Gedanken?

 

Wenn ich eigene Worte schreibe hole ich weit weit aus im Querformat. Da dürfen die Worte übers Papier tanzen und meinem Spaß am Unsinn sind keine Grenzen gesetzt. Wir hatten uns einen wunderbaren Text von Robert Redford aus dem gleichnamigen Film ausgesucht:

„Aus der Mitte entspringt ein Fluss

Am Ende fließen alle Dinge ineinander und aus der Mitte entspringt ein Fluss.
Der Fluss wurde bei der großen Überschwemmung der Welt begraben und fließt aus den Kellern der Zeit über Steine.
Auf einigen Steinen befinden sich zeitlose Regentropfen.
Unter den Steinen sind Wörter, aber manche Wörter wird man nie verstehen.“

Beim Versuch abzuschreiben, der kläglich scheitert, kommen dann folgende Worte zum Vorschein:

Jippi… er darf weit springen über alle Grenzen hinaus – was kümmern mich die Worte, wenn dahinter nur Licht, Schatten und kleine Monster lauern, die sich diebisch über die Buchstaben hermachen, sie zerzausen und unkenntlich machen. Was kümmern mich die Worte wenn in ihnen nur die Begrenztheit des Denkens schlummert und sie beim wach-werden nur noch wahren Unsinn im Kopf haben….

Mal wieder meine so kindliche Freude am anders machen. Ich glaube das ist mein Markenzeichen. Aus der Reihe tanzen! Und das wird immer schlimmer.