Im Land der Noongar

altes Aborigine Land hoch oben über Windy Harbour und weiter zum Camp Conte in den Südwestwäldern

15.2.

 

Der Himmel wird immer blauer, die Sonne geht hinter dem Busch auf und um halbsechs ruft es, „aufstehen, es ist hell, der Tag fängt an“. Gähnend drehe ich mich nochmal um, aber eine viertel Stunde später bin ich hellwach, das Kaffeewasser bruzzelt und ich beginne im Geist das Buchstaben sortieren.

 

 

 

 

Mit Ausblick ist es aber doch viel schöner, blitzt es in mir auf. Also, auf in die Puschen und Brummeli zwei Kilometer hoch auf den Ausguck fahren. Ja, so liebe ich das – weiter Blick, in der Früh ist noch kein Mensch da und ich kann mich weit,weit ausbreiten. Der gestrige Tag wird in Form gebracht und auf den Weg geschickt.

Die Sonne steht mittlerweile hoch am Himmel und es zieht mich raus.
Ich bin im Gebiet der Noongars und auf einem kleinen Trail hoch oben über den Klippen erfahre ich so einiges über ihr Leben und Denken.

 

 

 

 

Diese ganze Landschaft ist eine Reflektion von ihnen selbst. Sie sind das Land, sie haben sich nie getrennt davon gefühlt, sind Teil dieser Mutter Erde, dieses besonderen Landstriches. Sie sind nicht Besitzer des Landes, sie dürfen es bewohnen, es wurde ihnen anvertraut.

Wir haben in unserer Zivilisation so oft vergessen, das wir Teil der Erde sind und nicht Besitzer. Auch uns wurde sie anvertraut. Sie sorgt für uns, so wie wir für sie sorgen sollten.


 

 

 

Im Einklang mit den Rhythmen der Natur leben, zu lauschen und zu horchen, Veränderungen wahrzunehmen und darauf zu antworten, dann zeigt sie dir das,was du zum Leben brauchst. Ein Wissen, dass die Ureinwohner von Generation zu Generation weiter gegeben haben und das wir heute in unserer Zivilisation vielleicht wieder neu entdecken müssen, jeder auf seine Weise für sich, in seinem kleinen Leben.

 

Das ist es hier, was mich an Australien so fasziniert, diese endlosen Weiten von ursprünglicher Natur, seine Wildheit und Ursprünglichkeit.

Durch „unbewohntes“, d.h. unbebautes Land zu wandern, die Kräfte der Natur hautnah zu spüren, der Wind, der umeinander wirbelt, die Gezeiten die wild daher brausen, die Sonne die gnadenlos herunter brennt, ein Baum, der Schatten spendet.

Die Fährten der Känguruhs und Emus wahrnehmen und ein Wasserloch, an dem die Fliegen und Mozzies auf ihr ersehntes Mittagessen warten. All das ist das schöne und faszinierende Australien.

 

 

 

 

 

Ich wandere auf moderne Art mit Brummeli weiter zu einem kleinen Wasserfall über Northcliffe und Pemberton, kleine Orte in diesen Südwestwäldern.
Alte Siedlerhäuser sind schön drapiert und Pemberton hat sogar eine richtig kleine Einkaufsstraße.

Es ist Sommer und der Wasserfall plätschert als kleines Rinnsal vor sich hin. Die „Swinging Bridge“ trägt ihren Namen zu Recht, sie schwankt wirklich beachtlich und ich muß mich gut festhalten.

 

 

 

 

Ein kleines Camp im Wald wird zu meiner Andockstation, auch wenn die Anmeldeprozedur übers Internet etwas schwierig ist. Irgendwann komme ich durch und kann noch einen kleinen Ausflug zum Meer machen. Ganz hinunter fahren traue ich mich dann nicht, weil mir die Piste zu sandig wird.

 

 

 

 

 

Von oben schaue ich weit auf diese endlos langen weißen Sandstrände mit den heranrauschenden Wellen. Dadurch das viele dieser Landstriche zum Nationalpark gehören, darf hier nicht gebaut werden und so bleibt vieles von der Ursprünglichkeit erhalten, auch wenn Quads und Autos auf den Stränden umeinander sausen.
Zurück schaue ich der Sonne beim Untergehen hinter den Hügeln zu, bevor ich mich nach innen verziehe. Der Wind ist frisch und ein paar Böen sausen ums Womo. Ich bin ja schon fast an der „Ecke“.