Hinter Costinesti direkt am Meer

oder wieder in Rumänien und Gedanken zur Spaltung

 

14.-15.6.

Aufwachen mit Meeresgeplätscher, Wellengetummel und einem blauen Himmel. War da was? Nein, es war nicht so schlimm, wie befürchtet und wie im Inland auch passiert. Heftiger Regen, aber wenig Gewitter bei mir an der Küste. Von den Windböen bekomme ich an meinem geschützten Baumplatz wenig mit. Die Blätter rascheln ein bißchen mehr. Und so verlottere ich den Tag mit kleinen trockenen Gängen zum Meer und bin jeweils vor dem nächsten Guss wieder zurück. Viel wird nicht getan. Am Abend ist dann der Spuk vorbei und die Wochenendler halten Einzug. Da bin ich so weit hinten gut geschützt vor regennassem Partylärm am Strand.

 

 

 

 

 

 Am nächsten Morgen Maut bezahlen und ein paar Kilometer weiter bis hinter Costinesti in Rumänien. An der Grenze wuselt es. Zollfrei einkaufen und Busse auf dem Weg zu ihrem Zielort. Trotzdem bin ich relativ schnell durch. Einmal Womo inspiziert, ob sich keiner versteckt. Gute Reise und einen schönen Tag gibt mir der Zollbeamte noch mit auf den Weg. Ein bisserl Obst einkaufen und dann über Feld, Wiesen-und Rumpelpfad hierher.

 

 

 

 

 

Vorne am Strand stehen schon die Sonnenanbeter und Wasserstrampler mit ziemlich lauter dröhnender Bassmusik. Hier hinten lausche ich nur den Naturklängen. Die paar, die vorbeikommen winken freundlich. Früher gab es einen Leuchtturm, nur noch letzte Mauerreste sind geblieben. Der neue steht weiter oben gepaart mit einem Funkmasten. Ein Sparziergang zum Strand und ein Schwimmerli im angenehm kühlen Wasser. Hier bei mir klatschen die Wellen zu sehr an die Steine. Möwengeschnattere.

 

 

 

 

 

Ich denke ein bißchen über die Spaltung in unserer Gesellschaft bei uns Menschen nach. Darüber, warum alles, was jenseits der politisch vorgeschriebenen Denkweise steht als Rechts, Nazi, Extrem, Gefährlich und zu Hass und Hetze erklärt wird. Wie kommt es dazu, das andere Sichtweisen nicht mehr diskutiert, sondern nur emotional in den Boden gestampft werden? Wie kommt es dazu, das man noch nicht mal AFD denken darf, geschweige sich mit dem Programm auseinandersetzen, um die Fürs und Widers zu erkennen? Wie kommt es dazu, das einerseits gegen Hass und Hetze aufgerufen wird und andererseits Morddrohungen gegen die ungeliebte Partei hingenommen werden?

Anstatt sich mit sachlichen Argumenten auseinanderzusetzen, wird nur emotional reagiert und damit jede Diskussion im Keim erstickt.

Warum muß man alles und jedes gleich mit der Nazikeule bekämpfen? Mit Rechts, mit Schwurbler, mit Verschwörungstheoretiker, ein Begriff, der einst von der CIA ins Leben gerufen wurde. Warum wird jede mögliche Friedensverhandlung mit Putin ausgeschlossen, weil er alleine der Bösewicht ist? Merken wir nicht wie diese Haltung uns immer näher an einen schlimmen Krieg führt. Die USA errichten jetzt ihr Hauptquartier für die Ukraine in Deutschland in Wiesbaden!

Ich lausche einem Vortrag von Robert Willacker: Brauchen wir rechte Parteien?  Er spricht vor einem Publikum der Kunst- und Kulturszene in Wien, Menschen, die eher der linken Seite zuzuordnen sind. Spannend, das er überhaupt dort sprechen darf und auch bis zum Ende und nicht durch Buuuh-Rufe oder sonstiges unterbrochen wird. Er redet von Schuld und davon, warum wir die rechten Parteien brauchen. Das Sündenbocksyndrom, mit dem man den Balken im Auge nur bei den anderen erkennt.

So lange wie wir nicht in einen konstruktiven Dialog kommen, solange wird es keinen Frieden im Sinne eines Miteinanders kommen, kommen können. Wenn nur verteufelt wird (egal welche Seite) ist ein gutes Gespräch fast ausgeschlosssen. Wenn nicht beide Seiten gehört, die Entwicklung zur Eskalation betrachtet und jeder den seinigen Teil zur Ist-Situation erkennt, kann es keinen Frieden geben. Putin reicht erneuert die Hand und der Westen schlägt sie aus.

Und dabei geht es nicht darum, der eine ist nur gut, der andere nur schlecht, sondern letztlich um einen ehrlichen Kompromiss der die Sorgen und Nöte des jeweilig anderen ernst nimmt.

 

 

 

 

In dem Film Avatar heißt die größte Liebeserklärung an den anderen, nicht „Ich liebe dich“, sondern „Ich sehe dich!“

Mögen wir uns endlich gegenseitig wirklich, ganz tief wirklich sehen! Wie kann man dann jemanden bekriegen und verurteilen, wenn man ihn sieht, so wie er oder sie wirklich ist. So viele sehen sich selber noch nicht mal. Fangen wir also damit an!