Fünf Tage in Minas de Sao Domingos

drei Meter vom Wasser entfernt, oder  das  „Canada von Portugal“

14.12.

Ich wollte nur ein zwei Tage bleiben und nun steh ich schon fünf Tage hier – ein Platz, den zu verlassen mir schwer fällt. Eine Bucht für mich, direkt drei Meter vom Wasser stehe ich und schaue auf den See, der mal geheimnisvoll im Nebel verschwindet, dann wieder von dunkelgrauen Wolken umrandet ist und zwischendurch im herrlichsten Blau leuchtet.

Im Winter ist das Wetter in Portugal einfach wechselhaft, grau wechselt mit dunkelgrau, naßschwarz und dann mal wieder leuchtend kristallblau. Wenn die Sonne scheint, scheint sie herrlich und es ist richtig warm. Im Grau bleibt die Temperatur bei so 16 Grad, am dritten Advent. So kann ich es aushalten. Vor meinem Brumm liegt Wasserplatsch sichtlich erfreut, so oft in sein geliebtes Nass einzutauchen.

 

 

 

 

 

Dann gleite ich entlang, nur die Tropfen vom Paddel und das leise Plitsch platsch, irgendwelche Vögel die rufen und das leise Rauschen der Wellen, wenn Wasserplatsch sie durchpflügt. Es sind nur kleine Wellen. Jeden Tag bin ich draußen, erforsche jede Ecke des Sees, jede grössere und kleinere Bucht, die am Ende sich mit den Feldern verbindet. Mal ein paar Bäume, umgefallene Stämme und Wurzeln, dann wieder Gras und Weite.

Es ist schön hier, keine GNR kommt vorbei, kein anderer, dem ich im Weg sein könnte. Ein kleines Stück Paradies in diesen so aufgewühlten Zeiten. Brummeli verwächst mehr und mehr mit meiner Bucht und wird fast Teil von ihr, obwohl er sich, frech wie er ist, einfach mittendrin aufgestellt hat. Ein paar Steine zu den Keilen, nach dem Motto hier bin ich und hier bleib ich.

 

 

 

 

Ich liebe solche Plätze – in die Weite schauen, paddeln können und unbesorgt da sein. Dann widme ich mich wieder der Politik und was da alles so passiert. Es kommt noch viel mehr ans Tageslicht, als ich anfangs dachte. Doch dazu später.

Meine schöne Trilogie, die sogar noch einen vierten Band hat fesselt mich. Vor vielen, vielen Jahren in meiner Studienzeit las ich die Bücher auf Englisch, sie waren noch nicht übersetzt.Ich war fasziniert von den Steinen, der Weisheit, der Macht und dem Mitgefühl. Stonehenge ist die Kulisse und die Geschichte läßt die Steine lebendig werden, verbindet sie mit Ägypten und dem Sonnengott Ra. Eine Einweihungsgeschichte, in der natürlich auch die Liebe ihren Platz findet.

 

 

 

 

 

Und so tauche ich ab, je nach Wetter draußen oder drinne und laß mich einfangen vom Zauber der Worte und den Weisheiten der Schreiberin. Wie durch Zufall fand ich kurz vor der Abfahrt aus Bayerbach diese Bücher auf dem Gebrauchtmarkt. Ich hatte schon oft danach gesucht, sie aber nie gefunden, weil ich nur noch den Namen der Hauptdarstellerin wußte, Kyra. Als ich dann Moyra Caldecott und Steinzauber las, erkannte ich es sofort. Jippijeiih und so fahren sie im Brummeli mit und erlauben mir Auszeiten von dem Tagesgeschehen da draußen, das sich auch wie ein großes Theaterstück anfühlt, ein großer Film, dessen Spannung bis zu allerletzt gehalten wird. Ich, die am liebsten immer gerne erstmal kurz das Ende liest, um zu wissen wie die Geschichte ausgeht, werde natürlich im 2020iger Corona-Drama sehr auf die Folter gespannt.

 

 

 

 

 

Im Fernsehen, bei Krimis, die ich früher schaute mußte ich an bestimmten Stellen einfach ganz wichtig und dringend auf Toilette. Spannung auszuhalten fordert mich. Wie gut, dass ich dann schöne Plätze habe, draußen in der Natur bin und einfach so etwas ganz anderes tue und das ist noch schöner als ein Toigang.Bei beiden stellt sich Entspannung ein. Und die tut mir gut, besonders wenn all die Nachrichten so aufwühlend sind.

 

 

 

 

Ich könnte ja auch das Corona-Drama ad acta legen und mich nur um mein Unterwegssein kümmern. Das kann ich nicht, weil ich glaube das wir in der ganzen Welt so einer Herausforderung gegenüberstehen, dass ich sie zumindest so gut wie möglich verstehen will. Dann kann ich mich drauf beziehen und meinen Standpunkt finden und den brauche ich für mich, um die Spannung auszuhalten und nicht umzufallen.

So viel von meiner schönen Domingos-Bucht!