Eine alte Eremitage hoch oben in den Bergen

oder Klosterleben, Bunker und eine kleine Schlucht

 

10.6.

Guten Morgen quaken die Frösche lautstark. Die Sonne scheint sich langsam durch die Wolken und der See liegt glasklar vor mir. Weit und breit Pampas. Ja, so liebe ich das doch! Brummeli steht auf einem kleinen Hügel am Ende einer befahrbaren Piste und Wiese. Die Straße hierher habe ich mehr oder weniger durch Zufall entdeckt.

 

 

 

 

 

Am Nachmittag bin ich da. Stühlchen wieder in die Sonne gestellt, nachdem ein Regenschauer übers Land gezogen ist. In Korca hatte ich noch getankt, denn nach einigem hin und her in meinem Kopf entschließe ich mich, nicht die große Runde zu fahren, was hieße durch Halbalbanien wieder zurück ins nächste Tal zu kommen. Mit den Pisten bin ich hier in den Bergen etwas vorsichtiger. Für kleine Offroader ein Schmankerl für Brummelis vielleicht eine zu große Herausforderung oder traue ich mich einfach nicht????

 

 

 

 

 

Und während ich noch am Mittag brüte, welche Richtung ich einschlagen soll, sehe ich die Straße hinten am See. Da muß ich doch irgendwie hinkommen. Es ist ganz einfach. Diese Straße weiterfahren und dann ab Richtung Wiese. Natürlich erstmal zu Fuß erforscht und für gut befunden. Stühlchen steht schon und ich ahle mich im Wasser. Ist das schön – ein langes Schwimmerli. Es ist Samstag und kein Menschlein weit und breit. Das habe ich richtig gemacht.

 

 

 

 

 

Und vorher?

Da gibt es die Piste hinauf in die Berge. Brummeli bleibt unten und ich marschiere zu Peter und Paul, einer kleiner alten Eremitage hoch oben auf dem Hügel. Auch hier haben sich im 2.Weltkrieg die Menschen in Bunkern verkrochen und den Kampf geführt, der ihnen aufgetragen wurde.

Das Klostergebäude fast ein bißchen geduckt am Hügelrand. Die alten Malereien verblassen bei Wind und Wetter, die Glocke ist schon lange still geworden. Der letzte Mönch hat sein Grab weiter oben.

 

 

 

 

 

In der Bergeinsamkeit widmete er sich dem heiligen Singsang und Weihrauch waberte weit übers Land. Wasser trägt er von unten herauf, murmelnd und betend, während seine Kutte über den Boden schleift. Die Stille der Natur sein Gegenüber. Ihr vertraute er seine Erkenntnisse an, sein Erleben und seine Fragen. Ob er Antworten erhielt, weiß ich nicht. Ein Leben weit außerhalb von allem.

Während des Krieges verblaßten die Farben des Essentiellen und das Getöse von Macht, Gier und Vorherrschaft hallte über die Berge. Die Menschlichkeit wurde in den Hintergrund gedrängt. Ideologie war wichtiger als Mitgefühl und Vorstellung ersetzte das Bauchgefühl. Damals genauso wie heute.

 

 

 

 

 

 

 

 


Mit diesen Bildern im Kopf wandere ich oben umeinander und lass den Ort auf mich wirken. Ganz weit hinten an der nächsten Kuppe gibt es noch etwas Interessantes zu sehen. Ich wandere weiter und schlage mich im wahrsten Sinne des Wortes durch die Büsche. Der kleine Fluß neben dem Weg teilt sich. Einer plätschert links vom Weg hinunter, der andere rechts durch eine Schlucht. Und genau da will ich hin. Ein gedachter Trampelpfad. Es ist schon imposant wie sich Wasser durch die Felsen seinen Weg bahnt, durch Beharrlichkeit die Felsen schleift und Hindernisse aus dem Weg räumt.

 

 

 

 

 

Ist es diese Beharrlichkeit, die auch wir hier in dieser Welt brauchen? Nicht aufgeben, sondern wie ein Fluß weiter und weiter die Steine umfließen, bis sie so klein geworden sind, das sie dem großen Fluß nicht mehr im Weg stehen. Geduld und Ausdauer zwei Zauberwörter und die Gewißheit, das die Intuition der beste Wegweiser ist, auch wenn man den Trampelpfad fast nicht mehr erkennen kann?

 

 

 

 

 

Zurück fahre ich mal wieder in die falsche Richtung und lande in einem kleinen Dorf an dessem Ende nur noch eine schmale Piste in die Berge führt, vorbei an einem laut quakendem See.  Aber auch hier wird gebaut. Viele der Pisten werden langsam ashaltiert und so die Dörfer an das Leben angeschlossen. Langsam!

Drei alte Männer ratschen bei der Kirche mit Säulengang. Auch sie „schreien“ fast. Mit Händen und Füßen tauschen wir ein paar Nettigkeiten aus. Ich darf ein Foto von ihnen machen. Das karge Leben hier in den Bergen hinterläßt Spuren in ihrem Gesicht. Sie lächeln.

 

Und ich sehe von weiten diese Straße hier hinten am See. Vorbei an einem kleinen Gehöft. Die Angeln hängen am Uferrand und dann nochmal um die Ecke und hinauf. Ein guter Wochenendplatz.

Vogelgezwitscher und Froschgequake. Die Sonne scheint, der See lacht – raus mit mir!