Die Wohnhöhlen von Playa Carolina

oder Sandsteinfelsen, ein Haufen Womos und ich dazwischen

15.11.

Wie schön ist es da draußen auf meinem Felsen und wie schön ist es hier am Morgen, wenn die Sonne ins Womo hineinblinzelt, das Meer fast bis zur Haustür rollt, Palmen und Berge zur Rechten und gelbschimmernde Sandsteinberge zur Linken.
Ich bin zwischen Aguilas und San Juan de los Torres, an einem dieser viel besuchten Strände. Hab ein Platzerl gefunden. Neben mir ein Engländer mit runden Bauch und runden Hund. Auf seinem Stühlchen läßt er selbigen bescheinen – ein großer, gegerillter Händlfriedhof. Auf der anderen Seite stehen zwei Tschechen, die ihre Liegen in den Sand gestelllt haben, Sonnenanbeter in Badehose und knappen Bikini.

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiter vorne Richtung Aguilas stehen immer mehr von den großen weißen „Youghurtbechern“, wie mir Werner erzählt. Werner treffe ich am Ende von meiner kleinen Wanderung. Er ist mit seiner Frau unterwgs und überlegt, Marokko ja oder nein. Brav steht er in Reih und Glied mit den Concordes, Flairs und sonstigen Womos in  Playa Cocolores, der Schönsten von den drei Buchten. Früher konnte man hier wild stehen und es war wunderbar. Jetzt gibt es  nur ein eingezäuntes Plätzchen.

Ich rolle weiter zur Palmenbucht, wo ich fündig werde. Kann wunderbar in die Felsen zu den Höhlen laufen. Spanier erzählen mir, daß früher die Menschen hier Seegras gesammelt haben und dann Matten und Körbe daraus flechteten. Richtige Wohnhöhlen sind es in diesem gelben Sandsteinfelsen. Und der Mittelmeerwanderweg führt direkt daran vorbei.

Von dem Engländer erfahre ich, daß dieser Platz jetzt hier für den Winter für Camper freigegeben wurde. Sogar sauber gemacht haben sie. Von November bis März gilt das Camperverbot nicht. Wie toll. Ob das auch für die anderen Strände gilt, weiß ich nicht. 2014 stand ich hier zum ersten Mal, wie gesagt wild irgendwo, da wo jetzt neu angepflanzt ist.

 

 

 

 

Auf dem Weg komme ich an einem Declathon vorbei und schau nach Lenkern für mein Radl. Marco, der mit dem schwarzen Hund am Strand von Cabo Cope quatscht mich an. Er hatte mich stehen sehen da draußen und erzählt, dass er auch am liebsten frei steht. Jetzt bleibt er wieder auf der Platte, die mir aber zu windig ist. Er verbringt den Winter hier, bewegt sich kaum, vermeidet Menschen und ist verbissen in seinen Ansichten. Ein verkappter „AFD“ler, der aus Frust Deutschland den Rücken kehrt . Den perfekten Platz und Ort hat er noch nicht gefunden und den wird es wahrscheinlich auch nicht geben.
Wenn das Ich so stark ist und man meint, es müßte alles nach den eigenen Vorstellungen passieren, dann passiert oft was ganz anderes.

 

 

 

 

Ich staune für mich dann immer wieder, wie zufrieden ich bin, welch ein Glück ich habe, dieses freie und ungebundene Leben leben zu dürfen. Nutze die Chance, sag ich mir und lese mal wieder ein hochspannendes und interessantes Buch von einem Lama, über das tibetische Totenbuch. Es ist so interessant,  vor allem weil ich heute manches verstehe, was früher noch spanische Dörfer waren.

 

Und so bleibt manches. was ich noch tun wollte liegen. Alles zu seiner Zeit. Und in ein wunderschöner Tag geht wieder zu Ende und ich bin angekommen im Daseinsmodus.