Die „Pyramide“ von Ulubey

oder der große Canyon, Asar Tepe und was ich sonst noch so denke…

 

29.5.

Aufwachen wieder an meinem herrlichen Weitblickplatz mit Morgensonne und ein paar Wolken. Ich tauche so ein in die Stille, in das Aufgehobensein in der Natur, das ich fast zeitlos werde. Meine inneren tiefen Fragen sind so etwas wie eine zweite Haut geworden und begleiten mich auf Schritt und Tritt. Vielleicht müssen sie gar nicht beantwortet werden. Dienen sie doch einfach dem genauen Hinschauen, dem Nachspüren von Einsichten und Empfindungen, die sich ja sowieso immer wieder ändern. Nix bleibt da für ewig. Eine Antwort die heute so sinnvoll und gut erscheint, kann morgen verblassen und fast „sinnlos“ sein, bevor übermorgen eine neue Variante auftaucht, nur um dann in der Tiefe des dunklen Sees zu verschwinden oder sich heimlich und leise hinter dem Horizont aus der Welt zu verkrümmeln.

 

 

 

 

 

Aus einer gewissen Normalität habe ich mich ja sowieso längst verabschiedet und bewege mich auf Pfaden, die vielleicht manchmal gar keine sind, sondern nur durch mein Tun entstehen. Das würde natürlich unserer Alltagswelt da draußen, vor allem der Politischen nicht gefallen. Einfach freihändig, vielleicht nur mit Machete sich durch den Dschungel des Lebens einen Weg bahnen. Wohin der führt, keine Ahnung und das kommt aus tiefster Seele. Und da könnte man ja etwas entdecken, was dem allgemeinen Mainstream nicht gefällt. Sollen wir uns doch alle möglichst im Gleichschritt und in einer „Gleich-Denke“ bewegen. Dann sind wir kontrollier- und manipulierbar.

 

 

 

 

 

Eigene Wege gehen paßt da nicht rein und so suche ich mir meine Plätzchen am liebsten am Rande der Welt. Aufpassen muß ich nur, das ich nicht runterfalle. Aber ich gebe obbacht und kehre bei Kraxelpfaden, die mir dann doch zu gefährlich werden auch wieder um.

 

 

 

 

 

Ulubey, diese kleine eher unaufffällige Stadt mit seinem riesengroßen Canyon, der der zweitlängste der Welt sein soll. Das teste ich nicht. Da müßte ich lange laufen. Brummeli parkt bei dem auf den Kopf gestellten Haus nahe der Glasterrasse. Da muß ich auch nicht unbedingt rauf, aber dafür runter.

Eigentlich, ja eigentlich will ich ja nur mal gucken. Stetig hinab auf einem gut gebauten Holzbohlenweg mit angenehmen Stufen. Und aus dem nur mal gucken wird halt doch die kleine Wanderung bis fast ganz hinauf zum Asar Tepe, diesem Pyramidenberg, um den herum sich das Wasser schlängelt.

 

 

 

 

 

Irgendwannn lande ich dann mal wieder an so kleinen Steinhöhlen und Ausbuchtungen, die Schutz boten. Kurz vor der Spitze, da wo der Fahnenmast steht kehre ich um. Ich sag nur Kraxellei. Steinmauern verraten, das es hier wohl mal eine Burg gegeben hat. Der Weitblick übers Canyon und dann weiter übers Land ist großartig. Also nochmal runter und dann die vielen Stufen wieder hinauf. Die Sonne brennt heiß.

 

 

 

 

 

Im „Bim“, der Supermarkt in Ulubey wird noch kurz eingekauft, vor allem Wasser zum Trinken und weil die Zeit schon fortgeschritten ist rolle ich die paar Kilometer zurück zu meinem Platz von gestern. Zu schön hier oben, weit weg von allem. Hier kann ich herrlich meine Knochen ausruhen und meinen Abseitsgedanken nachhängen.

 

 

 

 

 

Mal sehen was dieses Jahr uns noch alles an Aufruhr, Veränderung, Gefahr und dazwischen „kleine normale Lebensmomente“ bringt. Wohin entwickelt sich unser Deutschland, falls man das überhaupt noch so sagen darf. Deutschland, das unbekannte Wesen, eine Nation, die um ihre eigene Identität ringt? Müssen wir als Nachkriegsgeneration letztlich doch nochmal aufmerksam machen was Krieg wirklich bedeutet? Kann Krieg jemals eine Lösung sein? Ich schäme mich für unsere Kriegspolitik, die ich zutiefst menschenverachtend finde. Ich habe noch gelernt, das man bei Konflikten miteinander redet. Ich habe noch gelernt, das es Persönliches gibt, das nicht in die Öffentlichkeit gehört und ich trage noch die alten Werte von Achtung und Respekt voreinander in mir.

 

Ist es nicht die Vielfalt an Meinungen, die eine Gesellschaft lebendig werden läßt.

Einheitsbrei ist halt Einheitsbrei und bietet keine Entwicklungsmöglichkeiten.