Die Götter im Alten Olympia

oder Philsophie und Wandern zwischen Vergangenem

 

13.Mai


Ein großer Regenbogen umspannt mich am Abend, die Welt teilt sich in Dunkel und Hell und ein kleiner Blitz zuckt hinter mir. Was für ein Naturschauspiel und was für ein Weltendrama, in dem wir uns gerade befinden. Ein kurzer kräftiger Regenschauer und dann leuchten die Sterne in die Nacht hinein. Und jetzt am Morgen scheint die Sonne warm zu mir herüber auf meinen kleinen Platz im Sand. Vor mir das Meer und hinter mir die Steppenlandschaft und ich auf einem Steinplateau zwischen Gräsern und vielen abertausenden kleinen beigen Körnchen.

 

 

 

 

 

Ich bin wieder zurück gefahren ans Meer, denn die dunklen, sehr dunklen Wolken über dem alten Olympia verhießen nix Gutes. Was würden wohl die alten Götter zu unserem Drama hier auf der Erde sagen?

Was würden sie dazu sagen, dass man hier die Steine wieder zusammensetzt und versucht das Leben im antiken Griechenland zu verstehen? Was würden sie dazu sagen, das die Menschleins ehrfürchtig alte Steinsäulen bewundern und Bildern in ihrem Kopf folgen, die von einer großartigen Zeit erzählen?

 

 

 

 

 

Ihr Menschleins, habt ihr denn nix gelernt? Was nutzt denn dieser ganze Prunk und Reichtum, wenn ihr eure Natur, eure wirkliche innewohnende Natur nicht erkennt und Sklave eurer Wünsche und Vorlieben, Sklave eurer Hoffnungen bleibt. Wenn das Streben nach Bedeutung wichtiger ist, als ein friedvolles Miteinander. Wenn Habgier und Macht die Sinne vernebelt und einen zukünftigen Menschen bauen will, der nach dem Willen einiger weniger funktionieren soll.

 

 

 

 

 

Ihr Menschleins da draußen auf der Erde, schaut doch genau hin, wohin euch dieses Streben nach immer mehr und immer besser hinführt: schnurstracks Richtung Klippe, Richtung Untergang.

Wennn ihr hier durch die alten Steine wandert, schaut genau hin! Auch unsere so hochgelobte Götterkultur war dem Untergang geweiht. Auch wir sind dem Einflüsterungen der Macht erlegen und unsere Kämpfe untereinander haben gezeigt, das auch wir Götter es noch nicht verstanden hatten. Was waren denn die Beweggründe für die Streitereien, die Auseinandersetzungen, die Dramen und Tragödien.

 

 

 

 

 

Die einen wollten den Menschen helfen, die anderen waren dagegen. Und immer wieder die unendlichen Liebesdramen. Kann man es so platt ausdrücken? Sicherlich viel komplizierter, aber in der Tiefe läßt es sich vielleicht auf den uralten Konflikt herunterbrechen: Gut gegen Böse oder Mitgefühl gegen Machtanspruch oder Freier Wille gegen Sklaverei oder Liebe und Allein-Sein.

So wie in den griechischen Tragödien die menschlichen Wege und Irrwege aufgezeigt werden, so müssen wir vielleicht in unserem Werdegang, diesen Entwicklungsschritt selber vollziehen, die Dramen in ihrer Bedeutung erkennen, um dann letztlich die richtige Entscheidung zu treffen. Und diese kann – so sehe ich es, letztlich nur eine Entscheidung für den Freien Willen sein, der geläutert durch die Schmerzen der Erfahrung sich selbst erkennt. Was meine ich damit?

Freier Wille bedeutet  für mich in Einklang zu kommen mit dem Strom des Schicksals, von dem ich gestern sprach. Wieviele Mäanders von Dramen müssen wir durchlaufen, durchleiden bis wir eben zum Wesentlichen kommen? Und was das Wesentliche ist, kann nur jeder für sich selbst finden, an einem Ort, an dem man ganz bei sich ist, allein. In der Tiefe sind wir es. Durch die Liebes-Erfahrung, durch Partnerschaften und Gemeinschaften wird das Alleinsein erträglicher, aber in der Tiefe bleibt es. Spätetestens beim Sterben erleben wir dieses Alleinsein im Übergang von der einen Welt zur anderen.

 

Die zweite so wichtige Frage in dieser griechischen Götterkultur war die der Unsterblichkeit. Hier bei den alten Steinen werden wir aber mit der Sterblichkeit, dem Untergang, dem Vergehen konfrontiert, die unsere Lebensbedingung auf unserer Erde sind. Was kommt das geht, was geboren wird, muß sterben, was gebaut wurde, zerfällt.

Ist das Streben nach perfekter Körperkultur ein tiefer Wunsch nach Perfektion, der in der Unsterblichkeit enden würde? Eine Sisyphus Aufgabe – der Stein der Sterblichkeit rollt gnadenlos zurück. Feste Materie ist dem Untergang geweiht. Ist das Streben nach perfekter Gesundheit genau das, ein Streben nach Unsterblichkeit?

 

 

 

 

 

Wird gerade jetzt in unserer heutigen Zeit unser menschliches Lebensdrama so deutlich: in unserer Körperlichkeit sind wir dem Untergang geweiht, früher oder später. Und, ist es nicht genau die Angst vor dieser Sterblichkeit die zu diesen ganzen Dramen führt? Ein Menschlein, dass nicht mehr durch Angst manipulierbar ist, weil es in Frieden mit seiner Vergänglichkeit lebt, so ein Menschlein ist wirklich frei. Das heißt aber auch, das es bereit ist, seine eigene Bedeutung und Wichtigkeit loszulassen und sich dem Schicksalsstrom anzuvertrauen.

Wirkliche Freiheit ist vielleicht das Frei sein von Angst.

 

Spannende Gedanken, die mir hier nach den alten Steinen von Olympia durch den Kopf gehen, während eine warme Sonne auf meinen Rücken scheint. Vögel zwitschern und die Welt hier in meiner kleinen Wüstenlandschaft am Meer steht für einen Moment ganz still.

Ich liebe das hier weit draußen in einer kleinen Nixlandschaft dem zu folgen, was da innerlich auftaucht.

Hier in diesem kleinen Stück Unendlichkeit komme ich den Göttern von damals ein bißchen näher.