Die alten Steine von Legaire

oder hoch oben an der Abbruchkante

6.10.


Alte, sehr alte rituelle Steine in der weiten Landschaft. Grüne Pferdewiesen und abgefressenes Schafsgras, dazwischen die Bäume, die ihre kalten Äste gen Himmel ragen. Einst wanderten Menschleins hier entlang, opferten ihren Göttern und hielten Zwiesprache mit der Zwischenwelt. In den Steinkreisen bekamen sie Antworten und gingen beschwingt von dannen. Der Stein blieb zurück in der Stille der Einfachheit. Wieviel Kommen und Gehen hat er beobachet, wieviele Menschleins mit den gleichen Fragen, nur immer in einer anderen Form.

 

 

 

 

 

Ist es nicht heute auch so? Wir kommen in die Welt, wandern durch unser Leben und sind so überzeugt, wie wichtig das ist, was wir tun. Sind so verwoben in den Maschen des Lebens, das wir das ganze Muster nicht erkennen. Nur ab und an, werden wir für ganz kurz hinausgehoben und dürfen von oben zuschauen, was sich unten auf der Lebensbühne für ein Drama entwickelt. Gut ist, wenn wir das nicht mehr vergessen.

Nicht vergessen, das die Dramen sich immer wieder ähneln, unsere eigenen Lösungsvorschläge auch, bis wir eben dann mal von oben gucken dürfen und für einen Moment die Verstrickungen erkennen. Vielleicht für einen Moment das ganze Muster sehen.

 

 

 

 

 

So wandere ich dieses Tal entlang von Menhir zu Menhir. Die Sonne brennt warm herunter hier auf der Höhe von 1000m. Brummeli stellt sich auf den allerletzten Parkplatz in diesem Gebiet. Ich hätte sogar auch hier bleiben können. Das Womoverbot ist zugeklebt. Gut zu wissen. Der Weg zieht sich das grüne Gras hinauf bis an die Kante der Welt. Unten das geschäftige Treiben der Autobahn, hier oben nur ein paar Vögel, Pferde und Schafe.

Almwiesenlandschaft mit weißen Menhiren. Ein heiliges Rund das fast vergessen wurde.

 

 

 

 

 

Nach gut zwei Stunden bin ich wieder zurück und rolle ein bißchen hinunter zu einem Blogschreibeplatz und dann nicht viel weiter zu einem anderen Dolmengrab Sorginaren Txabola. Schön aufgerichtet inmitten von einem Steinhaufen steht er, bewacht von einem großen und mächtigen Eichenbaum. Drumherum der Rioja-Wein. Ein paar Trauben werden geklaut und auch diese Steine lass ich auch mich wirken. Mal wieder ist Telefonzeit. Da scheint wohl gerade eine Welle von Erkältung und Covid herumzugeistern oder ist es dieser spezielle grippale Infekt mit den pieksigen Spikes, die den Menschen zu schaffen machen. Auch hier Lebensdramen, die schwer einzuordnen oder zu verstehen sind.

 

 

 

 

 

Von meiner Schwester höre ich die neuesten Nachrichten aus der so surrealen verbrannten Erde. Da kann ich ein bißchen unterstützen. Ja, unser Weltendrama ist in vollem Gange. Und jeder einzelne kriegt noch sein ganz persönliches Schicksal dazu, mit dem er umgehen muß. Eine Umbruchzeit auf allen Ebenen. Ich für mich werde dann oft innerlich ganz still, angesichts des einfachen Lebens, das ich führen darf. Längst bin ich in gewisser Weise herausgehoben aus dem Allem und mach einfach mein Ding. Mit Brummeli umeinander gurken, schöne Plätze finden, in die Natur eintauchen und einen neuen Tag begrüßen.

 

 

 

 

 

Wach sein und wahrnehmen was draußen und um mich herum passiert und die Verstrickungen mehr und mehr loslassen. Das Muster zeigt und entfaltet sich, ob ich nun will oder nicht. Das wird nicht gefragt. So wie wir morgens aus unseren Träumen aufwachen, so wachen wir irgendwann aus diesem Leben auf. Was für ein Traum und er war so wirklich!
Morgengeblubber!