Ausflug nach Danzig

oder einfach durch die Stadt wandern

9.9.

Bleib ich in Danzig auf einem Camping Platz, nur um Wäsche zu waschen? Nee, kräht es da irgendwo aus meinem Bauch heraus. Es gibt doch Waschsalons, auch in Polen. Es wird zwar eine kleine Aktion, denn Gdyna, eine Vorstadt von Gdansk ist eine Stadt und der Waschsalon in einer kleinen vollgeparkten Straße. Tja, das geht nicht, also nochmal 20km zurück, da gibt es noch einen.

Es ist furchtbar, wenn sich eine Idee festgesetzt hat, dann kann ich hartnäckig sein. Navi schickt mich auf eine Sandpiste in einem Wohngebiet, nahe der Industrie. Google auch! Also selber suchen. Und siehe da, zweimal im Kreis gefahren und beim dritten Mal finde ich die den Weg, einen großen Parkplatz, einen sauberen Waschsalon und ich kann mir die Maschine aussuchen. Jippijei so liebe ich das.
Nach einer guten Stunde ist die Wäsche trocken, ich habe meinen Blog hochgeladen, die Sonne scheint immer mal wieder, aber immer kürzer.

 

 

 

 

Meinen Plan verfolge ich trotzdem, auf nach Danzig und an der Musikhochschule parken.  Da gibt es einen bewachten Parkplatz und in 300m ist man am grünen Tor, der Eintritt in die Altstadt und Brummeli steht sicher und geborgen und bekommt Unterhaltung von den übenden Musikstudenten.

 

 

 

 

 

Ich flaniere, wie all die anderen entlang der Straße, bestaune die Fassaden und versuche sie fotografisch festzuhalten. Schwierig, sie sind so hoch und dann liegen sie, kippen um oder was auch immer. Fotografierten Fassaden haben ihr Eigenleben. Die echten stehen stolz und aufrecht, präsentieren sich von ihrer Schokoladenseite, allerdings leicht in grau gehüllt. Die Sonne meint heute, sie muß nicht scheinen und den Fassaden den Rang ablaufen. Also bleibt es grau, wenigstens nicht kalt und die paar verirrten Regentropfen finden den Weg zurück und belästigen uns Touris nicht mehr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Danzig, die Altstadt, ist fest in Touri Hand, man redert deutsch und englisch. und ein Cafe, neben dem anderen. Die Heizpilze laufen schon und die Menschleins studieren die Futterkarten. Andere, die arbeiten müssen, dösen vor sich hin. Und wieder andere schlurfen mit ihren Koffern zur nächsten Station.

 

 

 

 

Der riesige Flaschenzug am Hafenhaus ist faszinierend. Die beiden großen Räder wurden von Männern betrieben, die darin wie in einem Hamsterrad laufen mußten. Sklavenarbeit !
Tonnen von Ladung konnte so nach oben gehievt werden.

Ich lass mich treiben, wandere am Kaiufer entlang, wo auch die Wikinger Schiffe zur Westerplatte starten. Wirklich Lust auf Westerplatte und Krieg habe ich nicht.

Es ist komisch, als Deutsche fühle ich mich ein bißchen doof. Da wird wohl was in mir angesprochen, dieses deutsche Schuldgefühl, wir sind die Bösen. Ich habe das noch nie so gehabt, aber hier in Polen spüre ich immer wieder ein bißchen schlechtes Gewissen. Ich persönlich kann nichts für den Krieg, trotzdem, es ist eine kollektive Altlast, die sich hier bei mir bemerkbar macht. Spannend und ich lass es einfach mal in mir so sein.

 

 

 

 

Das Wertter ist jetzt auch nicht gerade einladend für eine Schiffsfahrt und so bin ich nach drei Stunden wieder am Parkplatz und fahre gut 20km weiter an die Weichsel. Dort gibt es bei Leskowy einen schönen Platz. Die Angler sind bald weg. Sogar schwimmen könnte man hier.
Ich bau mich etwas hinterhalb auf und genieße die Ruhe nach dem vielen Gewusel!