Auschwitz-Birkenau

so harmlos sehen die Barracken im Sonnenlicht aus…

1.10.

Was für ein Tag!

Ausschwitz-Birkenau, nette Kiwis neben mir, ratternde Gleise in Ratibor, dazu gute Nachrichten von Camping Hans.

Strahlender Sonnenschein erwartet mich in der Früh. Wie schön, vielleicht läßt sich mit gutem Wetter das Grauen von Auschwitz besser ertragen. Ich lass mir Zeit, verabrede mich schon mal am Sonntag für ein obligatorisches Mittagessen bei Evi.
Ausschwitz I, das Stammlager. Busse, viele Busse stehen schon da und Gruppen von Menschen wandern herum.
Neben mir am Parkplatz steht ein Kiwi-Päarchen, ein echtes. Wir lachen und scherzen und ich fühle mich gleich so „familiar“ mit ihnen. Sie erzählen von ihrer großen Europareise quer von Nord nach Süd, oder vom Nordkap bis zum Pelepones. Sie haben schon eine zeitlang in Großbritanien gelebt, sich dort ein Womo, ein Pössl, gekauft und verschiffen es jetzt zurück. Wenn ich nochmal nach Neuseeland komme, muß ich sie unbedingt besuchen.

 

 

 

 

 

Es ist schon 11 und ich mache mich auf den Weg. Und dann,- individuelle Besucher von Auschwitz I dürfen nur von 7.30-10 Uhr hinein oder von 16-19.00 Uhr. Ansonsten darf man nur in einem großen geführten Pulk durch die Anlage gehen, muß sich die Geschichten des Grauens haarklein erzählen lassen, wandert von Baracke zu Baracke., erfährt sicherlich manches, was man noch nicht gewußt hat.

 

 

 

 

 

Irgendwo lese ich, dass man nicht fotografieren darf, aber vor allem habe ich keine Zeit zu spüren, was dieses Auschwitz mit mir macht.Die Geschichten dieser Menschen dort, die Erlebnisse, das Entsetzen kann man nachlesen, in Filmen schauen oder Erzählungen von Überlebenden lauschen. Mit wachen Augen durch die Anlage gehen und spüren geht nur zu diesen bestimmten Zeiten und die sind nicht jetzt. Schade, dass sie das auf der Infoseite im Internet nicht deutlich gemacht haben. Ich hatte mich im Vorfeld schon gegen eine Führung entschiedenm, wußte aber nicht, dass man dann nicht mehr reindarf.

 

 

 

 

 

Da stehe ich rum, wie ein begossener Pudel, was tun. Erfahre dann, dass man in Ausschwitz II, Birkenau, dem absoluten Vernichtungslager zu jeder Zeit individuell rein darf. Ich fahre hinüber und beschließe durch diese Anlage zu gehen.

Die Barracken habe ich mir ganz anders vorgestellt. Flache Dächer, viel einfacher. Von außen sehen sie eigentich schön aus. Lang gezogene Bauernhäuser mit vielen Fenstern und einer Holzüre. Kamin, die aus dem Dach ragen. Ordentlich aufgereiht stehen sie nebeneinander.Da sieht von außen doch erstmal gar nicht schlimm aus.

 

 

 

 

 

Doch innen, erwartet einem das Entsetzen. Auf Holzbrettern kahl und nackt mußten sie schlafen, wärmen konnten sie sich nur gegenseitig. Eine Brotkrumme, dreckiges Wasser und Arbeit ohne Ende. Und am Ende dann Tod durch Verhungern, Folter, Gaskammer, Erschießen, zertreten werden und und und….

Ich fotografiere nur noch schwarz-weiß. Ich kann den schönen blauen Himmel, die roten Backsteingebäude, die so harmlos ausschauen nicht in Farbe wiedergeben. Auch wenn heute, heute ist, die Kammern der Grausamkeit längst zerstört , der Schatten ist spürbar, das Leid, das Entsetzen, der Haß, die Unmenschlichkeit, die Arroganz besser zu sein und das grenzenlose Nicht-Gefühl für den Anderen.

Daneben der Mut derer, die es aushielten, ihre Kraft durchzuhalten. Nur tief in sich konnten sie etwas finden, dass ihnen Halt gab. War es Glaube, ein Gebet, ein Mitgefühl für den anderen, ein Teilen? Eine Idee von einer besseren Welt, in die man sich hineinträumte? Einen inneren Platz, den man aufsuchte und äußerlich nur mechanisch tat, was erwartet wurde.

 

 

 

 

 

Hier im Vernichtungslager wurden Abertausende gleich nach Ankunft auf ihren letzten Gang geschickt, zwischen Stacheldraht an den Baracken vorbei, bis sie schließlich die Treppe hinunter stiegen und nackt in den Gaskammern verschwanden.

 

Ich brauche nicht noch Auschwitz I anzuschauen. Die Bilder, die Dunkelheit reichen mir. Ich weiß um es!

Zurück brauche ich ein wenig Zeit und fahre dann weiter, in der Hoffnung wieder einen schönen Platz am See zu haben. Der wird leider ausgebaggert.

Es gibt noch einen anderen Platz, allerdings direkt neben der Eisenbahn. Ich habe nix besseres,es ist schon spät, also bleibe ich. Von Camping Hans, erfahre ich, das sich nun viel geregelt hat. Ich freue mich, denn so kann er seinen letzten Weg ein bisserl entspannter gehen.

Was für ein Tag!