oder über Inari, zur Wildniskirche Pielpajärvi
und weiter nach Pokka zu einem Minisee
Es war kalt in der Nacht – da helfen nur meine Fleecedecken und die Merinowäsche. Morgens regnet es zwar nicht mehr, aber Sevettijärvi ist nach wie vor in einen dicken Grauschleier gehüllt. Wo ist denn da der Meister Propper, der die Farben wieder zum Leuchten bringt.
Selbst das Rot des Postamtes und der Briefkästen ist ein wenig dunkel. Ich schau noch bei der orthodoxen Kirche vorbei, den die Skoltsamen kamen ja aus Russland und hatten den orthodoxen Glauben. Die muß doch damals auch schon dagewesen sein, aber ich erinnere mich nicht wirklich. Also verabschiede ich mich von Sevettijärvi und rolle weiter Richtung Inari, am See entlang, dem man meistens von der Straße aus nicht sieht.
Ich denke ein wenig über meine Begeisterung von damals nach. Ich hatte vorher noch nie so viel ursprüngliche, weite Natur gesehen, Krüppelkiefer und Birken, die Steine, das Moor und dazu die vielen Seen. Heute schaue ich mit einer anderen Erfahrung und kann die Faszination von damals nicht mehr ganz teilen. Dies Lappland hat so seine eigene Schönheit und Wildheit, aber die packt mich nicht ganz wirklich. Irgendwie ist es doch auch vertraut und ich denke an mein Daheim, was ja auch nicht so anders ist. Selbst die Hausfarbe stimmt. Die Steine sind am Lusen, die wilden verwitterten Bäume im Nationalpark und ein paar Seen gibt es auch.
Hinter Inari will ich nochmal zu einer Wildniskirche, Pielpajärvi mitten im „Outback“ wandern, ein bißchen eintauchen in diese lappländische Natur. Die Kirche existiert schon seit dem 18.Jahrhundert und wurde natürlich immer wieder restauriert bzw. neu aufgebaut. Nach wie vor findet zur Sommersonnenwende hier ein Gottesdienst statt. Man kann relativ weit mit dem Boot über verschlungene Seitenarme des Inari-Sees hier her gelangen, so steht es jedenfalls auf der Infotafel. Wir Touris wandern überr Stock und Stein auf einem Schlängelpfad.
Unterwegs gibt es für die Weitwanderer Unterstände mit Holz und der Möglichkeit regengeschützt zu übernachten. Nach drei Stunden bin ich wieder da und fahre zu einem kleinen Übernachtungsplatz an einem Minisee. Die Wolken sind weniger geworden und abends schaut sogar die Sonne vorbei.
Auch ein finnisches Päarchen, frisch verliebt, schaut vorbei und sie haben Lust mir ihre Geschichte des Kennenlernens zu erzählen. Ari und Kaja, sie sind beide schon älter, haben sich im Tanzkaffee kennen gelernt und spontan beschlossen gemeinsam mit seinem Womo zum Nordkap zu fahren. Jetzt ziert eine große rote Lippenstiftsonne und der Schriftzug Nordkap ihr Womo. Es stellt sich heraus, daß der beste Freund von Ari ein Nachbar von Kaja ist und er wußte von ihr, aber es war noch nicht die richtige Zeit. Sie sind überglücklich, daß sie 6 Tage gemeinsam im Womo verbracht haben und das Nordkap wird für sie wohl ein ganz besonderes Kap bleiben. Ich wünsche ihnen weiterhin alles Glück dieser Erde. Die Mücken werden dann irgendwann doch zu frech und so verziehen wir uns in unsere Womos und meine Antijucksalbe leistet mir gute Dienste. Nur ein paar Rentiere schauen noch vorbei.
GPS: N 68° 10′ 4.1“ E 25° 45′ 36.4“