Ankommen in Bayerbach

und was das Nomadenleben mit mir macht…

2.7.

Wolkenverhangen, die letzten Regentropfen machen leise Plitsch auf der schwülwarmen, fast dampfenden Erde. Ich bin wieder zurück, zurück auf meinem Platz in Bayerbach. Die Schaukel schaukelt, der Zug fährt, in der Ferne ein paar Autos und der Mäher verwandelt das Feld in ein riesiges gelbes Viereck.

Brummeli steht wie eh und je und reibt sich verwundert die Augen und ich überlege jeden Morgen, wo ich wohl bin. Bin ich auf einer Schotterpiste? Muß ich was reinholen? Kommt Brummeli hier wieder weg? Alltagsgedanken in meinem Nomadenleben.

 

 

 

 

 

Alltagsgedanken beim Bayerbachleben – gibt es laute Nachbarn? Ist es voll? Wie laut wird es? Und wer von den Netten ist da? Dazu eine große, große Arbeitsliste, der tiefere Grund meines Hierseins.

Was schreibe ich zum Abschied vom Nomadenfrühling, der sich zum Hochhochsommer mauserte. Gibt es ein Resümée, gibt es etwas, das geteilt werden will?

Die Welt, die irrsinnig verrückte Welt da draußen dreht sich immer noch. Eigentlich ein Wunder, betrachtet man die ganze Panikmache, seitens der Medien. Nach wie vor erscheint es mir, daß sie Lug und Trug verbreiten, um die Menschleins geduckt, klein und ängstlich zu halten. Ob das weiter funktioniert? Holland zeigt gerade die andere Seite. Die Bauern stehen auf.

Was lerne ich da draußen, abseits von allem, eingebettet in der Natur und auf das Wesentliche bezogen? Was ist wohl das Wesentliche?

Die Platzsuche, das Ankommen, das Erforschen, die unendlich große Neugier auf das Andere, die Freude und die prickelnde Spannung, wenn auf fast unsichtbaren Trampelpfaden Neues entdeckt werden will? Das Abwägen von Mut, realen Können und angebrachter Vorsicht und die Freude, die eigenen Grenzen zu dehnen, ohne sie zu überdehnen? Die Lebendigkeit im Jetzt zu fühlen, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf den nächsten Schritt gerichtet ist? Die Freude Erlebtes in Worte zu fassen und mit Bildern zu garnieren?

Dazu kommt die tiefe Auseinandersetzung mit dem Weltgeschehen. Immer wieder die Frage, wie konnte es soweit kommen. Durch mediale Panikmache werden die Menschen in eine derartige Zwangsjacke gedrängt, aus der sie kaum herauskommen. Es bedarf einer großen eigenen Anstrengung die ganzen Lügen zu durchschauen. Die Zwangsjacke, ein Konstrukt der letzten Jahrzehnte und festgefügte Meinungen lassen sich so schwer ändern. Die unterirdischen Wurzeln sind weit verzweigt. Es ist wie mühseliges Unkraut zupfen. Es wächst nach, bis man an seine wirkliche Wurzel kommt und die reicht in die dunkelsten Tiefen hinunter.

Wie weit muß man hinabsteigen, um die Ursache, das wirkliche Übel zu erkennen? Es erinnert mich an einen Traum aus meiner jungen, Erwachsenenzeit. Ich setzte mich wie man das in diesem Alter so tut mit meiner Kinderzeit auseinander und träumte: ich steige einen Brunnenschacht hinunter auf einer Art Steigleiter. Irgendwann tief im Dunkeln steht mein Vater da und ich denke ich bin am Grund angekommen. Dann schaue ich hinunter und .. .es geht noch so viel tiefer hinab. Das war erst eine obere Ebene.

In der alternativen Szene ist immer von dem Kaninchenloch die Rede, das tiefer und tiefer und tiefer hinab führt. Das sind die Bereiche der Dämonen, die nur im Dunklen Angst und Schrecken verbreiten können. Bringt man Licht in diese Tiefe verlieren die Fratzen ihren Schrecken und sind manchmal fast nur noch witzig.

Doch was steht am Ende dieses Abgrunds? Gibt es ein Ende? Gibt es ein Boden, einen Urgrund? Und was ist dort zu finden? Was finden wir auf dem Urgrund unserer eigenen Seele? Das Leben und seine körperliche Endlichkeit, das Bewußtsein und seine weiten Schwingen in den unendlichen Raum und eine Bestimmung, die zutiefst individuell und persönlich aufgrund der eigenen Erfahrungen von gelebten Leben entstanden ist? Oder ist da unten eine riesige Nixlandschaft?

Vielleicht müssen wir – muß ich – mich nur erinnern an diesen tiefen Urgrund, der sich vielleicht anfühlt wie nix und alles zugleich, wie Stille und tausend Worte, wie funkelnde Sterne und tiefste Schwärze ohne den Hauch eines Lichtes, oder wie grenzenlose Weite ohne Zeit, Raum. Vielleicht!

Wenn ich entdecke das mein jetziges Ich nur eins unter vielen anderen ist, die zu verschiedenen Zeiten gelebt haben, wenn ich entdecke das die Sehnsucht nach dem Wesentlichen nur von dem kleinen persönlichen Ich gefühlt wird und wenn ich entdecke das das kleine persönliche Ich der große Stolperstein auf dem Weg ist, dann,-  ja dann könnte es ganz einfach sein. Laß dieses Ich los, sei nicht mehr identifiziert mit seinen Wünschen und Vorlieben, seinen Ängsten und Befürchtungen sondern tauche ab in den Moment. Leicht gesagt und ….

Wenn der Moment Einzug hält, bleibt die Welt stehen, bleibt das Leben stehen, die Sehnsucht und auch der Tod. Wenn der Moment Einzug hält, dann ist es still, weil nix mehr, wirklich nix mehr wichtig ist. Wozu, warum, weshalb verlieren ihre Bedeutung. Ein Moment ist ein Moment ist ein Moment…

Spannende Gedanken zum Abschluß. Mein Nomadendasein führt mich in das Leben von Moment zu Moment. Vielleicht liebe ich es deshalb so sehr.

Was sagte gestern jemand zu mir, mal sehen wie lange du es aushältst an einem Platz zu sein und nicht weiter zu ziehen. Da bin ich selber neugierig. Geplant ist, das ich spätestens im September wieder unterwegs bin und dann geht mein Blog weiter.

 

Ob ich zwischendurch schreibe, weiß ich noch nicht. Also alle die, die mit an Bord waren und sich meinem Geschreibsel ausgesetzt haben ein ganz, ganz lieber Gruß. Ich wünsche euch allen viel Glück, Frohsinn und Freude … viele Momente des Aufschnaufens und

Servus bis später, – ich komme wieder!