Agios Nikolaos, der zweite Finger vom Peleponnes

oder Strandgeschaukel und Philsosphiegeschwurbel

 

26.6.

Wellengeplätscher, Sonne im Rücken, rote Erde und ein paar flache Felsen. Vor mir blaues Wasser und Shilouette der Mani. Schiffe, die langsam von einem Ende zum anderen ziehen. Was für ein schöner Platz an meinen Salzwassertümpelfelsen. Es ist noch früh am Tag auf meinem Stühlchen mit Kaffee in der Hand. Mal wieder eine der Morgenden, die nicht schöner sein können.

 

 

 

 

 

Zeit dehnt sich. Gedanken und Träume vermischen sich mit Bildern, die sich wieder auflösen, nur um neuen wieder Platz zu machen. Der Strom der Zeit, das Meer der Unendlichkeit und die Quelle, an der es irgendwann mal angefangen hat.

Dann reihten sich Bilder an Bilder, Leben an Leben, Luftschlösser wurden gebaut und wieder verworfen. Das Wasser schleift die letzten Grobheiten der Felsen glatt. Nix kann ihm auf Dauer wiederstehen. Der Wind fächert kühle Luft über erhitzte Gemüter und die kleinen Grashalme leuchten goldgelb auf roter Erde.

 

 

 

 

 

Wie kann ich dieses Naturerleben, das mich immer wieder zutiefst erfüllt und berührt in Worte bringen, die ein Hauch von dem vermitteln, was Natur ist. Blumige Worte und Bilder sind das eine, tiefe Fragen das andere.

Was wäre, wenn all die Ungereimtheiten, all die Verrücktheiten und Brüche, die wir während unseres Lebens erleben, Teil eines Größeren ist, Teil einer Reise in das tiefere So-sein des Lebens? Was wäre, wenn Zeiten des Nichtwissens, der Orientierungslosigkeit die Möglichkeit bietet aus dem Traum unserer Realität aufzuwachen, so wie wir jeden Morgen aus den Träumen erwachen? Was wäre wenn diese Zeit der Flaute, des Stillstands eine Zeit ist, in der die Wahrheit eine Chance hat gesehen zu werden? Was wäre, wenn es genau diese Zeiten sind, in der wir unser Leben ganz neu verstehen, unsere tiefen gefühlsmäßigen Verstrickungen als Hindernisse erkennen uns davon lösen und weiter gehen?

Dann betreten wir Niemandsland oder eine Nixlandschaft, in der alte Bedingungen ausgedient haben und das Neue sich Schritt für Schritt enttfaltet, nach dem Motto der Weg ist das Ziel. Wenn all die Ideen und Vorstellungen von der Welt, so wie wir sie kannten, als Vorstellung, Bild oder Idee entlarvt werden, was bleibt dann? Eine Welt – eine ganz andere Welt? Ein Ich oder ein Nicht-Ich, ein Raum oder ein luftleerer Raum, der grenzenlos ist und sich selbst ad adsurbum führt, weil Raum nur durch irgendeine Grenze identifizierbar ist?

Was wäre wenn wir uns von all den Identifikationen mit Zeit und Raum lösen und bereit sind in diese Unendlichkeit oder andere Wirklichkeit zu gleiten in der die Gesetzmäßigkeiten unserer Erde keine bindende Notwendigkeit mehr haben. Nicht über den Dingen stehen, sondern einfach dort sein. Morgendliche philosophische Schwurbelgedanken. Für mich Seelennahrung,- mein Philosophenherz jubelt.

 

 

 

 

 

Ja, ich dehne mich hier auf meinem kleinen roten Hügel weit weit aus. Spiel mit den Wellen im Wasser, lass mich von ihnen tragen und schaukeln, kehr mit den vielen kleinen Sandkörnern im Schuh zurück und lausche dem Geplapper der Wellen und folge fasziniert den auftauchenden Gedanken.

 

 

 

 

 

Am frühen Nachmittag bin ich schon hier auf diesem zweiten Finger der Peleponnes. Über bekannte Sträßchen geht es hinüber. Mein Gasvorrat wird wieder aufgefüllt, meine Kombüse auch und auch Brummelis Durst gestillt. Und dann bin ich einfach wieder da! Das ich tolles Wetter habe, brauche ich nicht zu sagen.