von Port le Hunte ins Innere zur Granitwelle
2.3.
Als Natukind gehe ich mit der Sonne schlafen, nicht immer und wache mit ihr auf, meistens. Es ist schon halbacht, jetzt aber hinaus. Nach meinem Morgenritual gehe ich hinunter zum Meer. Die Wellen kommen angedonnert und draußen sind schon schwarze Punkte, die auf dem Wasser hin und her tanzen, die Surfer.Mit Hilfe meines Zooms kann ich sie näher beobachten – was für eine Körperbeherrschung!
Ich wandere den kleinen Ufertrail entlang. Zum Schwimmen ist das Wasser zu wild, aber zum Angucken wunderbar, das tosende Wasser die weißen Sanddünen und die braunen spitzigen Felsen, dazwischen muffelndes Seegras.
Im Nationalparkheft von South Australia ist eine Seite den Kindern gewidmet und da steht, was ein Kind bis 12 alles gemacht haben sollte. Unter anderem eine Welle, eine Kleine, gesurft. Früh übt sich, was ein Meister werden will und surfen ist hier genauso wie Skifahren oder Skaten bei uns.
All die Abenteuer, die den Kindern vorgeschlagen werden, dienen dazu, sie mit der Natur und ihren Kräften vertraut zu machen und ihr Selbstbewußtsein zu stärken. Draußen am Strand zu schlafen, auf Bäume klettern, etwas tun, vor dem man Angst hat, Buschtucker, Aborigine Food ,essen, auf Klassenfahrt gehen und vieles andere. Eine tolle Liste. Ob bei uns in der Schule mittlerweile auch so etwas gelehrt wird, schön wärs! Bei uns stände dann Regenwurm essen auf dem Plan.
Mein erster Halt ist nur ein bißchen weiter am Port Le Hunte. Hier wurde in den siebziger Jahren ein kleines zweijähriges Menschlein von Haien gefressen. Ich ratsche lange mit einem der Locals, die den Platz verschönern. Vor allem haben sie den sicheren Haizaun gebaut, einen überdachten Barbeque Platz, an dem sie ihre Feste feiern und die Familien sich treffen.
Und sie haben die Straße befestigt, die vorher nur eine abenteuerliche Piste über die Felsen hier zu dem Naturhafen war.
Bei Flut wäre hier eine kleine, schöne geschützte Schwimmstelle. Es ist aber gerade keine Flut.
Er hat europäische Vorfahren und ist am Meer mit Leib und Seele zuhause, genauso wie die Geschwister von dem zweijährigen Burschen, die Fischer geworden sind. Das Meer ist ihre Heimat, auch wenn es manchmal so grausam sein kann. Auch die Mutter ist ein paar Jahre später auf See geblieben.
Ich bin schon häufig an kleinen Monumenten vorbei gekommen, die den Menschen gewidmet sind, die da draußen verloren gegangen sind, die die ihr letztes Stündlen im Meer verbracht haben. Mein Respekt vor dem Wasser wächst und wieder einmal wird mir bewußt, dass die Natur doch ein bißerl stärker ist als wir. Es geht nur mit ihr zusammen, nie dagegen.
Ich rolle die Piste zurück, vorbei am Salzsee ins Land hinein. In Minnipa biege ich ab zum Gwaler Nationalpark und vorher zu einer Felswelle, dem Pildappa Rock. Ein kleiner Granitmonolith mit vielen Wasserlöchern, erwartet mich und auch hier hat der Wind aus dem Granit eine Welle, eine etwas kleinere als der Wave Rock, gezaubert. Die Felsenlöcher sind alle fast leer, weil es zu wenig geregnet hat.
Ich baue mich hinter dem Felsen auf und bin schnell oben mit fantastischem Weitblick.
In der Touriinfo hatte mir Sues von den Gwaler erzählt. Als Kinder habe sie dort gespielt und ihrer Großmutter gehörte der Platz am Salzsee bis die Nationalparkbehörde alles aufkaufte. Es gibt viele Känguruhs dort und weil die Nationalparkbehörde diverse Wasserzuläufe abgeriegelt hat, kommen sie hinunter fast bis in die Stadt, um Wasser zu finden.
Zu viele Menschen sind in den Gawlers verloren gegangen, haben sich verlaufen, verfahren und wurden nie gefunden. Deshalb sind nur noch ganz wenige Tracks offen. Die interessanten Felsformation, an die komme ich ohne 4wheeldrive nicht heran und so überlege ich, ob ich den Scenic Drive dorhin überhaupt mache.
Ich möchte noch um den ganzen Felsen rumlaufen, bleibe aber bei Gina, einer ehemaligen Lehrerin mit kleinem Auto hängen. Sie reist schon lange durchs Land und hat viel zu erzählen. Sie ist in Hostels, aber auch im Zelt unterwegs und lebt sehr spartanisch in ihrem Auto. Da bin ich doch froh um mein gemütliches Womoschloss, verwöhnt?
Spannend ist, was sie von den Chinesen weiss – sie kaufen so langsam und stetig das Land auf, bewirtschaften es mit Billigkräften, die fast wie Sklaven gehalten werden, und übernehmen so ganz unmerklich das Land. Die Australier selbst sind zu fatalistisch, um sich dagegen zu wehren. Sie machen immer nur so viel, wie sie wirklich müssen und denken nicht weiter. Die Backpacker, die teils auf diesen Farmen arbeiten, wissen da so einige Stories zu erzählen.
Und so gehe ich den kurzen Weg nach Sonnenuntergang wieder zurück. Zum Morgenkaffee kommt sie bei mir vorbei und die Sonne steht schon hoch am Himmel bevor wie weiter unsere Wege ziehen und mein Blog wartet drauf, geschrieben zu werden.
Elisabeth
Safar
Ully
Safar