oder eine ganz andere Winterreise als wie normal…
17.-19.11.
Was für eine Winterreise! Anstatt von blühenden Landschaften zu schwärmen, wühle ich ein bißchen im Untergrund meines Seelchens. Wo will Leben mich hinhaben? Wo will ich hin und was sind einfach die Tatsachen? Werde ich langsam wirklich gaga? Es ist nur noch verrückt? Grins doch einfach!
Vielleicht ist es ja so, das man sich so manches mal im Leben selbst ein Bein stellt und dann eine große Philosophie drum herum baut, interpretiert und Erklärungen sucht, warum wieso weshalb. Klingt dann schön oder doof, je nachdem, und man kann sich vormachen, das man aber jetzt weiß wo es langgeht.
Weiß ich das? Zu den Tatsachen: Piep, piep, piep und nach einer Minute schnurrt Brummeli mit normalem Display gen Portugal. Dort nahe Silves gibt es die empfohlene Werkstatt. Zwischendurch halten und das obligatorische Piep, piep aushalten. Meine Angst ist ja, wenn das Adblue System ausfällt, bleibe ich stehen und nix mehr geht. Die gelbe Motorleuchte bleibt aber immer dunkel. Naja und was passiert beim letzten Halt vor Portugal? Ich starte und,- kein piep, piep mehr. Alles auf normal. Und das bleibt auch so. Das Piep bleibt in Spanien und ich rolle verdutzt über die Brücke nach Portugal. Paarmal bleibe ich stehen, starte wieder und es ist normal. Ich bin nicht weit weg von meinem See in Mina de Sao Domingo.
Eine kleine „Bachdurchfahrt“ und dann zu meinem Platz, der gerade noch nicht überflutet ist. Glück gehabt. Brummeli steht und ich reibe mir die Augen. Und jetzt? Was soll denn das? Irgendein Meßinstrument hat also beim Starten nicht gleich funktioniert. Habe ich zuviel Adblue nachgefüllt? Gerade dieses Mal hatte ich so darauf geachtet, nicht zuviel einzufüllen. Davor war es schon oft mal randvoll und nix war los. Und zur Werkstatt, da brauche ich jetzt nicht mehr hinzufahren, denn was soll ich denen erzählen, wenn alles funktioniert. Das einzigste, was ich mir vielleicht in Deutschland mal kaufen werde ist ein Diagnosegerät, damit ich Fehlermeldungen selber lesen und auch löschen kann.
Und wie machst du jetzt weiter, frage ich mich. Natürlich hatte ich schon ein paar Gedanken. Es gibt noch ein paar bürokratische Dinge zu tun, die ich schon immer vor mir herschiebe. Wäre doch eine gute Gelegenheit. Und was ist jetzt mit Marokko? Dann mach halt nochmal einen Anlauf, sei aber gewappnet, das es auch ganz anders kommen kann. Im Moment sind ja alle Plänchen und Ideen sehr kurzlebig, weil irgendwas dazwischen kommt.
das Leben ist halt unsicher, ob hier oder in Marokko, egal. Ich muß mich auf dieses unsichere Terrain einlassen und einfach darauf vertrauen, das ich die Situationen, die sich ergeben meistere und adäquat drauf antworte. Eigentlich doch ganz einfach und genauso tue ich es ja die ganze Zeit. Und das ganze hin und her ist halt hin und her.
Würde ich aus der Adlerperspektive gucken, so ist es dieses Hin-und Zurück, genau so, als wenn man sich verlaufen hätte. Man geht zum nächsten bekannten Punkt zurück und fängt nochmal neu an, den richtigen Weg zu finden. So habe ich es jedenfalls immer beim Wandern gemacht.
Und wie mein tiefes Forscherseelchen nun mal ist, will es das doch alles auch verstehen, nach dem Motto, warum wieso weshalb. Astrologisch finde ich Interessantes : Oberthema Irrtum und eine Zeit der Orientierungslosigkeit. Genau das, was jetzt auch in unserer Welt passiert, erlebe ich in meinem Inneren.
Wo irre ich mich, wo folge ich falschen Interpretationen des Geschehens, wo stülpe ich der Wahrheit ein Kleid der Vorstellung über. Das geht ans Eingemachte, nämlich die Vorstellung als Solche zu entlarven und dann im Nicht-wissen zu landen und letztlich keine Ahnung zu haben, wo es langgeht. Das ist die große Lebens-Unsicherheit. Vorstellung versus Wahrheit. Ich kann mir zwar einen Weg ausmalen, aber wenn ich ganz wirklich hingucke gibt es keinen Weg. Puuuh!
Dazu fällt mir eine interessante Geschichte aus meinen Zwanzigern ein:
Ich hatte mich in Schottland verlaufen und es dämmerte schon. War am Rande von einem Hochmoor und mußte durch ein Wäldchen zurück. Einen Weg habe ich nicht wirklich gesehen. Irgendwann, kurz vor Panik, habe ich mich nur meinen Füßen überlassen und bin fast gerannt. Ich bin nicht gestolpert, nix – die Füße haben den „richtigen“ Weg alleine gefunden. Kurz vor ganz Dunkel war ich an der Jugendherberge.
Bin ich heute noch mutig genug, mich dem „Nicht-Weg“ zu stellen? Überlasse dich doch einfach deinen Füßen!
Und so wache ich heute morgen auf meinem AljezurPlatz auf, lege einen Bürotag ein und dann kommt der nächste Anlauf. Mal gucken. Was für eine andere Winterreise als wie normal. Ich muß einfach damit rechnen, das alles auch immer ganz anders kommen kann. Man denkt – Gott lenkt oder anders ausgedrückt, eigene Ideen haben, aber sie jederzeit auch loslassen können. Pläne so weit wie möglich an die Seite legen oder:
Mit aufgespanntem Segel dem Wind des Lebens folgen. Sagt sich so einfach!!!