oder hinüber ins finnische Lappland
nach Sevettijärvi….
Verschiedene Grautöne verzieren den Himmel und ein ganz leises plitsch-platsch vertont die Norwegen-Wetter-Symphonie……durch Wetter-online war ich vorgewarnt.
Ich rumpele also langsam diese Holperstrecke zurück… Wald links und rechts nur ein paar Bretter und eine Schneeschaufel weisen darauf hin, dass irgendwo weiter hinten noch ein Haus steht und aus Wurzeln werden interessante Briefkästenhalterung gebaut.
Ich schaue an einem kleinen botanischen Garten vorbei, der im wesentlichen aus einem großen Teich und einer schönen Birkenallee besteht. In dieser rauhen Landschaft ist das schon ein Hingucker. Die Parkplätze bei einer Volksschule haben alle einen Stromanschluss. Vermutlich können hier im Winter die Autos so geheizt werden, dass sie auch bei klirrender Kälte wieder anspringen.
In Kirkeness verprasse ich noch meine letzten norwegischen Kronen mit Rote-Beete-Salat, Käse, Brot und Milch.
Ein schönes Fotomotiv von der Stadt finde ich nicht – sie ist geprägt durch die Mine, den Eisenerzabbau und macht einen recht ungemütlichen Eindruck.
Auf nach Finnland, nach Servettijärvi, der Ort, an dem ich 1973 war.
Kurz hinter der Grenze ändert sich die Landschaft – wieder Birkenwäldchen, viele Moore und Steinbrocken und die Seen. Es ist ziemlich flach geworden, so dass der Wind die fetten grauen Wolken herrlich übers Land treibt und die haben nichts besseres vor, als sich kräftig zu erleichtern. Es regnet kräftig. Naja, das positive daran ist, dass der ganze Staub von meinem Brummeli weggewaschen wird. Jetzt sieht er wieder fast aus wie neu – fast!!!
Ich gondele langsam die Straße entlang und versuche mich irgendwie zu erinnern.
Ich hatte gerade mein Abi fertig und fuhr mit Schiff ,Zug und Bus hier hinauf. Wir waren so ca. 20 Jugendliche und halfen den Samis ihre Häuser zu renovieren. Das wurde vom finnischen Staat organisiert und bezahlt. Ich lernte Brettl zu sägen, Häuser zu verschalen und mit Holz umzugehen. Am Wochenende durften wir dann zu einem ihrer Sommerhäuser wandern. Wir schliefen in der Sauna.
Eines Tages wollten wir Brot backen – also setzten wir einen Hefeteig an und dieser ging und ging und ging und hörte nicht auf zu gehen – ein Eimer und noch ein Eimer und immer noch breitete er sich aus.Ich sehe uns noch an den Eimern stehen, die Hände voller Teig und er quoll immer weiter über den Rand – Hilfe, wo ist eine Schüssel….. Wir haben tausend Brötchen gehabt und vielleicht auch in diesem Backofen gebacken. Geschlafen wurde in der Schule und gegessen haben wir rohen gesalzenen Fisch, eine Spezialität dieser Samen, getrocknetesRentierfleisch und wahrscheinlich viel Spagetti und viele, viele Brötchen.
1995 wurden in diesen Häusern Museen eingerichtet. An den langen Sandstrand kann ich mich auch noch erinnern – es lag ein Boot dort und ich bin einmal einfach ein bißchen hinaus gerudert.
Im Gegensatz zu heute, hatten wir tolles Wetter, es war warm, die Mücken surrten und die Sonne schien einfach heiss herunter und ich rauchte eine Zigarette nach der anderen um die Mücken zu vertreiben. Der junge Busche im Museum erzählt mir, dass sie noch nie so einen kalten Sommer hatten wie heuer. Tja, da habe ich mir wohl die verkehrte Zeit ausgesucht. Ansonsten ist er sehr wortkarg.
Im Museum lese ich, das die Skolt-Samen früher sehr viel weiter östlich lebten. Nachdem dieser Landstrich nach dem Krieg Russland zugeteilt wurde, flohen sie und wurden hier vom finnischen Staat angesiedelt und Sevettijärvi entstand. Obwohl jede Samenfamilie ihren eigenen See hatte, beklagten sie sich doch, daß sie so eng aufeinander leben müssten. Der junge Bursche erzählt mir, dass seine nächsten Nachbarn so einen Kilometer entfernt wohnen.
Und weil es so regnet, suche ich mir mein Übernachtungsplatzerl ein paar Kilometer weiter und nehme mir vor morgen, wenn die Sonne scheint, sie soll scheinen!, nochmal alles anzuschauen.
Ich finde eine kleine Nische oberhalb des Parkplatzes und genehmige mir ein großes Glas Vino. Und weil das Wetter im Prinzip nicht wirklich besser wird, werde ich nun wirklich die Heimreise antreten. Vielleicht schau ich zwischendurch nochmal kurz hier und da, finde einen Wanderparkplatz zum Beine vertreten, aber im wesentlichen werde ich jetzt schnurstracks gen Süden rauschen und hoffen, daß ich dann noch ein bisserl Sommer erlebe, denn danach habe ich Sehnsucht!!!
GPS: N 69° 24′ 41“ E 28° 23′ 33“