oder nur weiter rumbummeln und fast nix tun….
2.12.
Herrliche Rumbummel-Laune, was soll man auch anderes tun bei diesem schönen Wetter, Blick auf das Meer, kleine Pistenstraßen und verwitterte Arganbäume. Abseitsplätze, die meinem Seelchen den freien Flug hinter den Horizont gewähren. Da bin ich in meinem Element. Hinter mir ist die Sonne schon aufgegangen und an meinem Fenster ein kleiner Bienenschwarm. Ich bin ziemlich weit weg von den Stöcken, aber sie versuchen schon hereinzukommen. Immer wieder suchen sie, ob sie nicht doch einen Eingang finden. Ihre Kästen sind weiß und vielleicht schimmert mein Fenster auch weiß für sie und sie glauben, sie sind hier zuhause. Sind sie aber nicht. Irgendwann mache ich es zu und schlürfe meine zweite Tasse Kaffee drinnen.
Weit bin ich ja nicht gekommen. Ursprünglich hatte ich einen anderen Platz kurz vor Agadir im Sinn. Aber ich kenne diese Strecke und früher war mal in der Gegend die sog. Platte, an der sich alle Womos tummelten. Schon vor Jahren war es verboten. Und die kleinen Pistenstrecken davor sind nahe an der N1. Notquartiere vielleicht.
Ich rolle jedenfalls meine schöne Küstenstrecke weiter bis Imsouane, dem schnellwachsenden Fischerort, an dem sich die Surfer tummeln. Weiter hinten das Camp Ocean View, das auch schon mit großen weißen Zelten blinkt. Früher ein kleines wildes Camp, marokkanisch einfach.
Zu Fuß noch ein bißchen den Weg hinunter nach den Bienenkästen, dort war nämlich mein alter Platz. Lohnt sich aber nicht. Und so finde ich hier vor dem Hügel auf groben Kiessteinen hinter einem Arganbaum mein Nest. Ein bißchen über die Berge gelaufen, aber viel tue ich nicht. Rumbummellaune und selbst zum Wäsche-waschen bin ich zu faul. Also werden nur noch ein paar notwendige Emails geschrieben und Beinchen baumeln auf dem Stühlchen.
Was für ein Luxus so leben zu dürfen. Oft stehe ich staunend davor. Mich treiben lassen und schauen wo der Wind mich hinhaben will. Darf man das, einfach nur leben fast ohne Sinn und Verstand? Nix tun, womit man glänzen kann, einfach nur Tag für Tag neu schauen. Leben in einer Welt, die sonst so getaktet ist, verplant und ausgebucht, die einem fast keine Zeit zum Schnaufen läßt. Lernen, was werden, Karriere machen, viel Geld verdienen, Bedürfnisse befriedigen, die von außen getriggert werden. Wo bleibt der Mensch als Mensch an sich. Eigentlich müßte man schon früh in der Schule lernen, wie man auf sich selber hört, sich selber spürt und was die eigenen wirklich echten Wichtigkeiten sind.