Enttäuschung Pamukkale

oder wie die weißen Felsen vermarktet werden….

 

30.5.

Es duftet nach Kräutern, wilder Thymian und irgendein Zitronenkraut. Dazu Bienengesumms und ein fächelnder Wind bei blauem Himmel. Das gute Wetter hat mich wirklich wieder. Irgendwo im Karst zwischen Feldern finde ich ein kleines Platzerl für mich, abseits, sehr abseits vom Tourirummel da unten. Ein Quadbauer kommt vorbei, hupt freundlich zur Begrüßung und fährt weiter. Hier störe ich keinen. Die Sonne geht zwar in ein paar Wolken unter, aber es ist schön und gut hier, vor allem still und ruhig.

 

 

 

 

 

Ja und gestern? „Da mußt du durch“, sagt mir eine liebe Freundinn am Telefon und meint Pamukkale mit seiner Touripräsenz. Naja, gucken muß ich schon mal. Tolle Bilder machen neuierig, aber die gute wilde Zeit von Pamukkale ist vorbei. Viele Hotels und eine große Freßmeile zieren die weißen Felsen von unten. Jeder will sein Menü verkaufen und es ruft, Madam, Madam. Kenne ich doch schon von Marokko und stoisch gehe ich daran vorbei. Selbst der Campingplatzbesitzer von oben auf dem Berg will mich zu seinem Platz locken. Elf Euro soll der Eintritt kosten hatte ich irgendwo gelesen.

 

 

 

 

 

Brummeli wird am Straßenrand geparkt und ich marschier mal oben am Nordeingang los. Busse über Busse und viele, viele Menschleins. Hhhmm, das ist nix für mich. Ein bißchen in den braunen Felsen umeinander strolchen. Vielleicht kann ich einen Blick auf die Weißen erhaschen. Nix da.

So schnell gebe ich aber nicht auf und reihe mich ein in die Schlange am Kassenhäuschen. 30 Euro oder Dollar für Ausländer, für Einheimische in Lira. Ich kann es nicht wirklich glauben. Elf Euro war gestern, jetzt sind es 30. Dafür darf man die alten Mauern besichtigen und auf einem Holzsteg die weißen Felsen hinunter laufen in einer Reihe von schnatternden Menschleins.

 

 

 

 

 

Oh jee – nein, das ist mir zu teuer. Das Preisleistungsverhältnis stimmt nicht. Zwar ein bißchen schade, weil ich die schönsten Bilder gesehen hatte. In Natura hat sich das alles längst verwandelt und die mystische Stimmung, die es einst hatte, ist verloren.

Wie es wirklich an den Terrassen ausschaut, wieviel Wasser dort wirklich noch drin ist, weiß ich nicht. Und die wunderbaren Spiegelungen sind auch nur bei tollem Licht sichtbar. Ich fühle mich irgendwie ausgenützt, nach dem Motto Touriabzocke und das mag ich nicht.

 

 

 

 

 

Also zurück und mal gucken ob ich wenigstens von weiten ein schönes Foto machen kann. Unten am Südeingang ist es nicht besser, auch 30 Euro. Ein bißchen am See rumgeguckt, am und im Kanal entlang getapst, um ein paar Bilder zu machen. Die wirkliche Freude ist mir ein bißerl vergangen. Tjaa, da muß ich durch, nein muß ich nicht. Irgendein Mopedfahrer will mir dann noch eine Ballonfahrt verkaufen. Auch die verschmähe ich. Es gäbe ja ein paar schöne Plätze am Rande von den Felsen. Aber die große laute Straße ist zu nah und am Morgen ist es sicherlich der Aufbau- und Landeplatz der Ballons.

 

 

 

 

 

Nein hier bleibe ich nicht, viel zu viel Rummel. Also zurück in die Berge und ein paar Pisten ausprobiert, bis ich hier lande, weit weg von Marketing und Touri-Ramsch. Schönes Pamukkale, so wirst du benützt und verlierst deine wirkliche Schönheit und Bedeutung, zumindest in meinen Augen.  Ja, die Welt läßt sich nicht zurückdrehen und die Vermarktung von Natur schreitet unaufhörlich voran. Die Küsten sind mit Hochhäusern zugebaut, die Menschleins düsen mit ihren Quads und Wassermotorrädern rauf und runter, übertönen die Naturklänge mit lauten hämmernden Bässen und Gedudel. Die Natur muß das alles über sich ergehen lassen. Sie kann ja nicht einfach weglaufen oder fahren wie ich. Wie geht es wohl den Pflanzen, den Bäumen, den Karstseinen, den Felsformationen, wenn sie zu einer großen Touristenattraktion umgestaltet werden? Ich bin so weit weg von dem Unnatürlichen und verzichte lieber auf irgendein Highlight, wenn die Massen sie zu einer weiteren Ansichtskarte degradieren.

 

Und so lausche ich heute morgen lieber Bienengesumms und Vogelgezwitscher. Ich habe neulich mal eine interessante Sendung über die Klänge der Planeten gehört, spannenend.

Unsere Erde klingt ähnlich wie Vogelgezwitscher. Draußen in der Natur, der Erde in ihrem Sosein so nah. Was will ich mehr!