Die Küstenlinie der Mani

oder ein alter Bienenplatz mit Weitblick aufs Meer und Gedankenpurzelbäume meines Seelchens…

27.Mai

Das leise Gesumm einer Biene, Rinderglocken und in der Ferne ein tuckerndes Fischerboot. Vor mir die kahle Kulisse der „Mani“ Felsen, die unwirtlich aus dem Meer ragen. Neben mir ein verlassenes Stühlchen, wer da wohl drauf gesessen hat? Hinter mir die Reste einer ehemaligen Bienenkolonie. Die Stöcke sind abgebaut. HIer herrschte mal emsiges Treiben. Jetzt ist Ruhe eingekehrt und das trockene Gras steht hoch. Ich liebe solche Plätze, in der ich tief in die Weite eintauchen kann, Platz genug für Gedankenpurzelbäume, still genug um Wichtiges zu hören.

 

 

 

 

 

Was das Wichtige ist? Hhhhm – zeitlos leben, leben vom Moment zu Moment, gerade jetzt in diesen anstrengenden Zeiten, in der so vieles sich wandeln und ändern will. Die Politik steht Kopf , Werte werden umgedreht und alles untere nach oben gekehrt. Sicherheiten verlieren ihre Gültigkeit und die Ausrichtung auf das Morgen wird schwieriger.

Solange ich keine Richtung erkennen kann, in die unsere Welt sich weiter dreht, so lange halte ich in gewisser Weise meine Füße still und warte, auch wenn das Warten schon zwei Jahre dauert. Einfach so weiterleben wie vorher geht schon lange nicht mehr. Und das was mir mal wichtig war, verliert mehr und mehr an Bedeutung. Was ist denn wirklich wichtig im Leben, eine Frage, vor der ich immer wieder stehe. Gibt es überhaupt eine eindeutige Antwort darauf oder zeigt sich das erst im Nachhinein?

„Was machst du denn jetzt? Was hast du denn vor?“, werde ich in Gesprächen immer wieder gefragt. Meine ehrliche Antwort, ich weiß es nicht.

 

Weiß ich es deshalb nicht, weil mein Wollen, mein Wünschen, meine Vorstellungen und Ideen sich gerade verändern? Was will ich denn wirklich, wenn ich erkenne, wie wir uns mit unserem eigenen Wollen Gefängnisse der Vorstellung bauen. Was will ich denn wirklich, wenn ich sehe, dass die eigenen Hoffnungen letztlich aus Glauben und Vorstellung geboren werden und nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen. Tiefsinniger Tobbacc der mir heute morgen serviert wird. Gewagte Gedanken, die ihre Purzelbäume schlagen, aber in mir ein tiefes Echo hervorrufen.

Ist es das Wollen und Wünschen, die Vorstellung und der Glaube an etwas, das uns hindert die Wahrheit zu sehen? Ist es die Gewohnheit der Ausrichtung auf einen linearen Zeitablauf, der verhindert, das wir das Jetzt sehen? Ist es das Festhalten an Täuschungen, die unsere Sicht auf die Wahrheit vernebelt?

An welchen Täuschungen und Ideen, an welchen Vorstelllungen und Wünschen halte ich fest, frage ich mich und wer ist dieses nebulöse komische Ich, das durch die Welt wandelt und glaubt, es wäre fest und unerschütterlich?

Absichtslos – ein Zauberwort der spirituellen Welt – heißt auch ziellos. Wenn es keine Absicht mehr gibt, gibt es auch kein Ziel. Und wenn es kein Ziel mehr gibt, gibt es auch keinen Weg. Angekommen in der Ziellosigkeit? Und wie fühlt sich das an? Doof!
Aber die Wahrheit fragt nicht nach herrlich und doof, der Wahrheit ist das egal, weil es nicht darum geht. Emotionen verlieren ihre Bedeutung, wenn das Wollen zurückgelassen wird.

Und so sitze ich heute morgen draußen, im Schatten von Brummeli und geb mir die Zeit, dem Echo der Purzelbäume nachzuspüren.

 

 

 

 

Gestern nach einem langen schönen Schwimmerli in der Bucht von Limeni rolle ich ein bißchen weiter. In einer Kurve geht es geradeaus weiter auf einer Ministraße, die zu einem neuen Hotelkomplex führt. Danach Piste, die an einem Gatter endet. Vorher jedoch der gute alte Bienenplatz, der zum Verweilen einlädt. Unten soll es noch eine Höhle geben.

 

 

 

 

 

Also wird das Gatter umklettert. Ein Trampelpfad führt in die Richtung. Es ist aber nur ein Trampelpfad der Tiere, der irgendwann im Dickkicht endet, mit großen schwarzen Spinnen im Geäst. Ich drehe um. Ein neuer Trampelpfad wird ausgewählt und der führt mich bis zur Steilküste. Vorsichtig luge ich hinunter.

Da unten, wo es blau schimmert könnte die Höhle sein. Ein Zugang von oben, nicht sichtbar. Ich marschiere wieder zurück in heißer Spätnachmittagssonne und freu mich über den kleinen Wind, der hier oben so erfrischend weht. Ein guter Platz.

 

 

 

 

 

Und so lebe ich zweigleisig: da ist die Seite der Reise, der Erforschung und der Freude wieder einen tollen Platz zu finden, im warmen Wasser zu schwimmen, umeinander zu laufen und da ist die Seite, die innerlich sooooooo viel fragt, hinterfragt und einen ganz anderen Blick auf die Wichtigkeiten findet. Spannendes Leben.

Und die innere Seite ist so wertvoll. Komme ich hier meiner Lebenserfüllung näher? Mein Nomadenleben, mein tiefes Eintauchen in die Natur und meine kleinen Eremitenplätze unterstützen mich dabei.

 

 

 

 


Spannende Manifelsenlandschaft – spannende innere Fragenlandschaft.