Die Katakomben von Jorf

und Steinschlag auf der N 9 kurz vor Gara Medouar


27.-28.1.

Wüstenschlafen, weit weit draußen auf freiem Feld. Brummeli kuschelt sich an einen Arganbaum und ich bin aufgehoben in dieser Weite. Gut ist es hier und ganz bewußt genieße ich dieses Frei-sein, weit weg sein und mich ganz auf den Moment einlassen können. Gedanken, die kommen und gehen, Einsichten, die beflügeln und Notwendigkeiten, die getan werden müssen. Oh, meine Wüstenzeit geht zu Ende. Nun muß ich mich wirklich aufs Zurückkommen einstellen. Noch einen Umweg und noch eine Piste rumpeln wollen gut überlegt sein. Warum?

 

 

 

 

 

Da ist doch so ein kleines ganz freches Steinchen auf der N9 auf Kollisonskurs mit Brummelis Windschutzscheibe. Ein Auto ist gerade vorbeigefahren, ein kleiner Knall. Ich sehe nix und denke, Glück gehabt. Dieses Glück ist aber nur von kurzer Dauer. Fünf Minuten später erscheint ein glänzender Strich auf der Windschutzscheibe. Ein Riß. Anhalten und gucken. Ich fühle nix, nur den ganz ganz kleinen Krater, drei Punkte am Rand der Scheibe und eben den glänzenden Strich in hellem Sonnenschein.

Tjaaa – Steinschlag ist doof.

 

 

 

 

 

Ich bin nicht mehr weit weg von meinem angedachten Wüstenplatz nahe Gara Medouar. Davor gibt es eine kleine schöne Piste Richtung Sandberge und einem Oued. Die Piste ist gut und glatt. Brummeli rollt vorsichtig über Sand und Stein. Ein guter Platz und in Ruhe surfe ich über Steinschlag und Reparatur. Ich brauche eine neue Scheibe, das ist klar. Und besser kann ich dies in Spanien oder Portugal machen. Bis dahin muß sie halten und ich eben vorsichtiger fahren im Sinne von Rumpellei.

Ich messe noch die Länge vom Riß, um zu sehen, ob er wächst. Dazu wird mit gutem durchsichtigen Klebeband der kleine Krater abgeklebt. Und Cargaglass Firmen gibts in Spanien und Portugal genug.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fazit, jetzt muß ich wirklich zurück und große Rumpellei auf herrlichen Pisten muß ich mir verkneifen. Das fällt schwer! In meinem Kopf hatte ich immer noch die Kunstwerke der Spirale d’Or und Citè d’Orion mitten in der Wüste nahe Jorf. Eigentlich wollte ich dahin. Ein bißchen probier ich die gut ausschauende Piste aus. Zwei Oueds müssen überquert werden, voller Sand und Rumpelschwellen. Der Sand wird mir zu weich und tief, die Schwellen zu rumpelig. Umdrehen, auch mein glänzender Riß in der Scheibe hebt mahnend den Finger. Laß das! Und zur Bestätigung wächst er um einen Zentimeter. Vorher Straße und einfache Rollpiste verträgt er, aber keine große Rumpellei. Ja, murre ich, habe ich verstanden. Also kleine Abseitsplätze sind ok und ansonsten nur noch Straßen und Sträßchen!

Winke, winke du herrlich geliebte Wüsten und Nixlandschaft.

 

 

 

 

 

Vorher schaue ich mir noch die Katakomben von Jorf Khettaras an. Für zwanzig Dirham geht es die Treppe hinunter in das Bewässerungssystem, ein weitverzweigtes Tunnelsystem, das das Wasser für alle Bauern nutzbar machte. Immer wieder die Brunnenöffnungen, um Wasser zu schöpfen. Schon lange ist er ausgetrocknet und wir laufen über das sandige Flußbett. Das Wasser wurde zu extensiv genutzt und dazu hat es viel zu wenig geregnet. An den Wänden sieht man noch die Wasserspuren. Ein paar Bonbons für die Kids und dann rolle ich einfach links auf freies Wüstenfeld eine gute schnurrige Piste entlang bis zu dem einen Baum, weit und breit. Hier ist es gut, hier bleibe ich. Herrliche Nixlandschaft, die nochmal ganz bewußt genossen sein will!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So tief bin ich eingetaucht in dieses Wüstenleben und so braucht es wohl etwas, bis ich die vielen Stufen wieder hinaufgestiegen bin in die normale Welt und Zivilisation. Ob ich das wohl noch kann? Wahrscheinlich schon und innerlich bereite ich michja darauf vor. Wie so oft bei jeder Reise merke ich gen Ende wie tief ich wirklich eingetaucht bin und diesmal war es sehr tief!