Der kleine Fluß Mierisch in Rumänien

oder uralte Oliven und ein großer Fisch

3.8.21

Tja, das ist ja hier ein Zuckerlplatz!

Unter dichten alten, uralten Olivenbäumen baue ich mich am Ufer auf. Nach einer Fahrt durch platte endlose Felder , die nur von eintönigen grauen kleinen Straßendörfern unterbrochen werden lande ich unproblematisch auf der anderen Seite.

An der Grenze war eine richtige Paß- und Zollkontrolle. Was ich denn hinten drin hätte, fragt mich der Beamte freundlich und beantwortet schon selber die Frage. This is your house on wheels. Ich nicke und lache. Keine Frage nach den 3 G’s, auch keine Maske. Sag ich doch, so einfach kann es gehen. Nun betrete ich Neuland, denn noch nie war ich hier so weit im Osten. Die Uhr rückt auch gleich eine Stunde vor und am Straßenrand im nächsten Dorf Cenad gibt es Geldwechsel. 4,89 Lei für einen Euro. Und mein Internet, nämlich Orange werde ich mir morgen in der Stadt kaufen.

Viel, viel Platz ist hier, fast heidemäßig und am Ufer kriegt Brummeli den Schatten der alten Olivenbäume. Schaut das schön hier aus. Ein alter Fischer kommt und erzählt mir mit Händen und Füßen wie er diesen Riesenfisch aus dem Wasser gezogen hat. Schwerstarbeit, seine Hosenbeine sind naß, aber er ist stolz. Bingo hast du gut gemacht, signalisier ich ihm und mit seinem Radl zieht er von dannen.

 

 

 

 

Und ich stehe jetzt natürlich nicht an der Donau, sondern an der Mierisch, die viel ruhiger fließt. Das Ufer ist abgebrochen und der Wasserstand ist wahrscheinlich relativ hoch. In einem Carrefourmarkt hatte ich noch ein bißerl eingekauft, auch um die Preise zu wissen. Ich vermute, dass ich mein Obst und Gemüse später mehr bei den Bauernständen am Wegesrand erstehe. Einen Sack Kartoffeln habe ich schon. Man mußte zwar die Maske tragen, aber mehr unter der Nase als darüber. Kein Mensch achtet wirklich drauf. Es wird nicht so ernst genommen, scheint mir. Irgendwie hat man sie im Gesicht, aber nicht wirklich. Keine deutsche Gründlichkeit!!

Draußen sowieso nicht. Die Leute sitzen zusammen, essen und trinken, schwatzen und irgendwie, so scheint es mir, schert sich nicht wirklich einer drum. Diese Gelassenheit ist ansteckend! Ich glaube, nein ich glaube nicht nur, ich bin mir so sicher, dass es eine gute Entscheidung ist, hier rumzugondeln, weit ab von allem verrückten und wahnwitzigen Geschehen. Längst wißt ihr was ich von Corona halte und ich muß es ja nicht immer und immer wieder wiederholen.. Wen es interessiert, der kann mich fragen.

 

 

 

 

Tief innen bin ich so unendlich froh um mein Brummeli, den braven Pistenkrabbler. Er ermöglicht mir ein freies Leben, trotz der angedrohten Unfreiheit. Dazu kommt, das ich in der Tiefe spüre, wie wenig ich vom allgemeinen Notwendigen brauche. Mein Leben im Womo führt mich immer mehr auf das Wesentliche zurück. Was brauche ich wirklich, was ist wirklich wichtig und auf was kann ich auch verzichten.

Deutlich zu deutlich steht vor mir wie wesentlich für mich meine Freiheit und Ungebundenheit in der Natur ist. In tiefster Seele bin ich wohl der Nomade, der im Umherziehen sein Zuhause findet. Und ich geh sogar noch weiter: das Zuhause, das Daheim kann nur tief innen in mir selbst liegen, es ist nicht an Ort und Zeit gebunden, aber Ort und Zeit, vor allem wenn sie in freier Natur liegen spiegeln ein wenig von der inneren Zeitlosigkeit und der geahnten Endlosigkeit. Sie lassen mich lauschen auf Etwas, das ich so nicht in Worte fassen kann.

So sitze ich hier am Fluß und laß mich treiben, wie das Stück Holz das sachte seinen Weg findet.