oder uralte Zeiten, heiliges Gemurmel und der See Borbollon
19.10.
Wenn der Morgen über den See krabbelt und die Welt in leuchtendes Orangerot taucht,- wenn Brummeli wie neugewaschen hinter den Eukas steht und wenn ich wieder auf der Tastatur herumklimpere, dann hat es geregnet und ein kräftiges Morgenrot schimmert zu mir herein. Der See ruhig vor mir, kein Windhauch nur leises Geschnatter der Wasservögel. Mal wieder baut sich Brummeli an einer schönen Ecke am See Borbollon auf. Noch ein paar Gassigeher und dann gehört die Welt mir. Ich bin in meinem Element.
Und was habe ich Schönes entdeckt?
Eine alte Burg und ein altes Dorf liegen fast auf meinem Weg. Castelo de Trevejo, ein malerisches Dorf mit den Resten einer Burg, die hoch oben auf einem Hügel thront. Markante Steinhäuser schmiegen sich eng an die Felsen und wickeln sich manchmal fast drumherum. Eine holprige Steinstraße. Aus der Bar leises Getuschel und auf dem Marktplatz ein paar Menschleins die ihren Kaffee schlürfen. Gute alte Zeiten fällt mir dazu ein. Ich schlendere hindurch. Spanisches Gemurmel, es ist Sonntag.
Ein bißchen hinauf auf den Hügel zur Burg gekraxelt. Ein paar neue Steine erzählen von Renovierungsversuchen und die Alten von vergangenen Zeiten, in den die Horden von irgendwo die anderen Horden jagten. Menschleins flohen auf die Burg, die nicht so leicht erreichbar war. Weiter unten ein Gotteshaus und der Friedhof.
Hieher pilgern sie immer noch an heiligen Tagen. Dann läuten die Glocken weit ins Tal hinaus und die Menschleins erinnern sich, das es neben ihrem harten Alltag noch etwas anderes gibt. Ein Blick hinauf in die Sterne, ein Blick hinauf in die Hoffnung auf das Gute. Je nach Geschmack des Pfarrers werden Leviten gelesen oder Erbauliches vorgetragen. Brauchen wir wirklich diese Priester als Wegweiser zu dem ganz Anderen, zu einer Welt jenseits unserer Normalität? Oder können wir irgendwann mal erkennen, das wir dieses „Andere“ längst in uns tragen, wir uns nur daran erinnern müssen, dieses Andere jenseits von Erdenschwere und Sternenstaub.
Was wäre wenn unser Leben hier auf der Erde genauso ein Traum wäre, wir der, mit dem wir morgens aufwachen? Nicht als Flucht, nach dem Motto, das Leben ist schrecklich und ich flüchte mich in Traumgefühle, sondern als wirkliche Wirklichkeit.Was wäre, wenn es ganau so wäre und wir nur vergessen haben, das wir letztlich nur Schauspieler sind in einem Drama, dessen Drehbuch wir selber geschrieben haben. Ich lausche einem spannendem Vortrag über die Smaragdtafeln.
Was wäre, wenn wir der Raum sind, in dem sich Gedanken, Gefühle, Emotionen, Empfindungen entfalten, sich ausbreiten und in Handlungen enden. Wir sind nur der Raum und nicht das Gedachte, Gefühlte und Empfundene. Stille Beobachter von dem Geschehen.
Zurück in die Normalität. Da gibt es noch ein „Schlammbad“, Bano de la Cochina, das ich mir anschauen will. Kreisrund wie ein Amphittheater und eine Steintreppe hinein. Heilschlamm, so erzählt die Legende und viele Menschleins kommen hierher, suhlen sich im Schlamm und kommen ohne Auas wieder raus. Ich finde es gerade nicht so einladend und gehe nur eine ehrfürchige Runde drumherum. Brummeli hatte es da etwas schwieriger. Ein schmaler Feldweg mit ein paar kratzigen Büschen. Der großen mächtigen Korkeiche haben sie aber einen Ast gekappt. So passt Brummeli drunter.
Nicht weit weg mein See. Noch ist er besiedelt von Sonntagsausflüglern, bevor die letzten verschwinden und ich mal wieder still in die tiefe Nacht eintauchen kann, Sternleins am Himmel und dann Regengeplätscher bis der Morgen orangegoldgelb erscheint. Die dunklen Wolken sind noch stärker als die Sonne und ein kühlerer Windhauch huscht hindurch. Oktoberwetter! Und dann,- jippiii dann ist sie wieder da und strahlt hell zu mir herüber und herein! Glück!