Beni Yatti – alte Lehmhäuser in einer Palmenoase

oder zu Fuß und per Brummeli die Gegend erforschen …


24.11.

Die Morgenberge leuchten rot in der aufgehenden Sonne. Was für ein Farbenspektakel. Ich stehe wieder in meinem Wadi, doch diesmal fast ganz oben an der alten Ruine. Einst wohnten vielleicht Hirten hier, heute ist alles verfallen. Der Lehm brökelt und der alte Brunnen ist leer. Eine Palme wächst noch weiter hinten. Brummeli hat seinen Platz wieder an einer schönen Ecke. Am Nachmittag bin ich zurück.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In der Früh geht es per pedes vom unteren Platz nach oben. Den möglichen Platz merke ich mir. Bis zur Wasserscheide hinauf durch viele kleine und größere trockene Bachbetten bis ich ins dunkle spitzige schroffe Felsenland schaue. Ein herrliches Panorama zu beiden Seiten. Nach gut zwei Stunden bin ich wieder zurück.

 

 

 

 

 

Die kleine Straße geht bis weit hinter Beni Yatti . Alte verfallene Ksars – Lehmdörfer, in denen nur einzelne Häuser wieder aufgebaut werden. Ein großes Palmental öffnet sich und der Fluß hat hier und da sogar noch Wasser. Die Strecke einfach nur malerisch! Die Brüchigkeit der Lehmbauten wird sichtbar und irgendwann verfallen sie. Dann heißt es neu aufbauen oder woanders hingehen. Das Leben ist karg. Kleine Gärten, der nächste große Ort ist weit.

 

 

 

 

 

Hinter dem letzten Ksar komme ich wieder an ein Bergrund. Die Welt ist hier zu Ende. Ein paar Kinder rufen aufgeregt und folgen mir bis zur Furt. Ich könnte garantiert hinüber fahren, aber da hinten geht es nicht mehr weiter. Ein bißchen Quatsch mit den Kindern, die ein paar Bonbons kriegen und ein Selfie mit einem von ihnen. Sie wollen es!

 

 

 

 

 

Später fragen mich die Frauen nach Kleidung. Dummerweise habe ich nix vorbereitet und kann nicht vor deren Augen die Tasche mit dem Viel hervorkramen. So bleibt es bei den Sweeties. Eine Frau zeigt mir ihren Jungen, der irgendwas im Auge hat. Ich kann nix sehen und auch nicht helfen. Wollte sie nur eine Brille für ihn??? Sie reden kein Französisch und ich kein Arabisch.

Ich verabschiede mich und fahr wieder zurück zu meinem Platz. Menschenschicksale werden sichtbar und meine eigene Begrenzung auch.

 

 

 

 

 

Hier oben in meinem Wadi fühle ich mich pudelwohl und kann meinem Inneren lauschen. Hier in der Nixlandschaft, die das natürliche Dasein in den Vordergrund stellt reduziert sich so vieles auf das Wesentliche. Mir wird klar, das unsere ganz persönlichen Menschenschicksale etwas mit unserem tiefsten inneren Wesen zu tun haben. Wir wandern durchs Leben mit all seinen Schnörkeln und Mäandern, den Wichtigkeiten, die morgen schon wieder anders sein können. Der eine folgt einem klaren Ruf, der andere folgt einfach seinen Füßen.  Womit wir uns auseinandersetzen und wie wir damit umgehen,- ist es nicht auch schicksalsbedingt? Ist es nicht auch so abhängig von unserem andauernden Werden? Kommen wir als unbeleckte leere Blätter Papier auf die Welt oder bringen wir schon dies und jenes an Buchstaben und Zeichnungen mit, die dann den Weg bestimmen?

 

 

 

 

 

Warum reagieren die einen so und die anderen anders – egal ob in Coronazeit, Kriegszeit oder Enthüllungszeit. Folgen wir da nicht auch einer inneren Richtschnur? Ensteht Leiden am meisten da, wo wir uns gegen diese Richtschnur wehren? Nixlandschaft und große Fragen – ich bin in meinem Element!!!