oder mitten durchs alte Apuseni-Land
24.8.
Hoch oben in den weiten Schafswiesen, die in der Sonne gelb leuchten. Neben einem Pistenpfad wache ich auf,- wieder in dieser herrlichen Stille. Kein Lärm, keine Geräusche. Ich stehe unterhalb des alten Wegkreuzes, das weit über die Apuseni-Berge schaut. Grüne Wiesen und Felder und nur ab und an ein kleines altes Gehöft. Rumänien mit seinen ursprünglichen Häusern und Hütten. Hier scheint die Welt stehen zu bleiben. Die Felder noch per Hand gemäht und das Heu an Stangen aufgeschichtet. Jetzt im Sommer ist es herrlich warm, aber der lange Winter unten in den Tälern läßt den Geruch der Holzfeuerchen ahnen. Genug davon gibt es ja.
Ich bin auf der 1071 – der Trans-Apusenia unterwegs. Eine schmale Straße hoch hinauf und wieder runter. Diese Straße wird ähnlich wie die Transfagarasch und Transalpina durch die Karpaten beworben. Wie lange bleibt noch der Flair der Ursprünglichkeit hier erhalten? Je besser sie ausgebaut wird, desto mehr Betrieb. Rechts und links gehen aber immer wieder kleinere Sträßchen und Pisten ins Nirgendwo. Und natürlich muß ich die ausprobieren.
Erster Versuch eine Schafspiste Richtung Negrilesil, einem Wandergebiet. Irgendwann gehts durch den Wald hoch hinauf und noch höher hinauf. Oh jeeeh,- hier muß ich wieder umdrehen. Das wird mir zu riskant. Ist ja auch Wandergebiet. Gegenüber die kleine Straße Richtung Mogos. Davor picknicken schon die Menschleins beim Ausguck. Zum Halten zu eng.
Es ist schließlich Sonntag und die Ausflügler sind unterwegs.
Schnell komme ich nicht voran auf dieser Route. Wunderschöne alte Häuser und kleine Gehöfte zieren die Täler durch die wir gondeln. Ich lasse einfach die Bilder sprechen. Immer wieder könnte ich stehen bleiben. Grasbedeckte kleine gedrungene Hütten mitten im Feld oder am Rand des Tals, kleine Siedlungen eng zusammengebaut und dazwischen die Heukegel, die von anstrengender Arbeit erzählen. Natürliche, einfache, arbeitssame Welt. Ob die Menschleins zufriedener sind?
Ein einfaches Leben im Einklang mit der Natur, fernab vom Gewusel der Großstädte, die Bedürfnisse erzeugen, die oft so unötig sind und für Streß sorgen? Wie könnte es gehen – das gute alte zurück zur Natur und die technische Weiterentwicklung? Wird es irgendwann mal ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Technik geben?
Ich für mich finde einen guten Rhythmus. Ich nutze die Segnungen des Internet, sonst könnte ich hier nicht schreiben und telefonieren. Und daneben tauche ich ein in das ganz Natürliche, Einfache, Unkomplizierte,- tauche ein in die Natur mit ihren eigenen Klängen, laß mich von Naturformationen verzaubern und werde immer mal wieder einfach nur Teil davon. Dieses Draußen-sein ist sooo gut und Seelenbalsam. Es erzeugt Resonanzen in mir die von einer uralten Einheit von Mensch und Natur, von Himmel und Erde, von Stille und Bewegung raunen. Und das höre ich am ehesten dann, wenn es ganz still um mich herum ist, so wie heute morgen. Nur die Sonne, die Felder, ein Baum und ich.
Bei Ponor biege ich ab. Ich hatte mir schon vorher auf Maps angeschaut, wo ich eventuell eine Schlafmöglichkeit finde. Die Piste Richtung Kloster Ponor und dann rechts auf schmalem Waldweg wieder hinauf. Salciua ist ausgeschildert.
Oben ein großer Masten und freie, freie Sicht. Die Wege werden abgelaufen und hinter dem Hügel mit dem alten Steinkreuz werde ich fündig. Bei Regen wäre der Weg wohl recht matschig! Aber es regnet nicht. Ganz im Gegenteil – strahlend blauer Himmel. So liebe ich das.