Tavernenleben zwischen Peristeres und Agio Marina

oder Kraxelei, Supermarkt und viele Gespräche…

8.-9.5.


Ein paar graue Wolkenschlieren wabern übers Land, verlorene Regentropfen zwischen Kieseln und weißschäumende Wellen, die ans Ufer rollen. Die Sonne verborgen, – noch. Im Osten sehr viel grau, im Westen heller. . Vielleicht nur ein kurzes Wolkengeplänkel, bevor Sonne ihre wirkliche Kraft entfaltet und die Wolken einfach wegtrocknet.

 

 

 

 

Mein Schattenolivenbaum wiegt sich leise im Wind. Heute morgen brauche ich ihn nicht. Ich liebe das, wenn ich am Morgen aufwache nur mit Natur um mich herum. Seelchen fliegt mit den Möwen, zwitschert mit den Schwalben und lauscht dem Raunen der Kiesel im Sand. Das sind die Momente in denen alles an seinem Platz ist, natürlich, normal unkompliziert.

 

 

 

 

Das Tun rückt für einen Atemzug an die Seite und schafft Raum fürs Sein. Nur ein Moment. Ist es nicht so, dass wir mit einem bewußten Atemzug eine Pause schaffen vom unermüdlichen Reagieren hin zum wirklichen Antworten. Der Unterschied? Antworten steigen aus Tiefe empor und Reaktionen aus Gewohnheit. Nur ein Atemzug oder auch zwei, drei ?

 

 

 

 

Spannende Gedanken heute morgen auf meinem Stühlchen draußen. Und davor? Ein Tag mit viel Begegnung. Ich treffe die beiden „Zeltlinge“ vom Kalamiki-Strand wieder. Sie haben bei Agio Marina zwischen den niedrigen Bäumem ihr Domizil aufgebaut. Eigentlich will ich ja ein bißchen rumlaufen, bleibe aber bei ihnen in der Taverne hängen. Mikael, der mit seinem Bus weiter vorne steht, gesellt sich dazu. Kriegt eine Einkaufsliste von Ana, der Tavernenbesitzerin und düst mit seinem Motorrad davon. Hans, kommt von der anderen Seite hergewandert. Wir sitzen zusammen unter den Bäumen, ratschen über Gott und die Welt, mehr Welt als Gott und erzählen uns Schwanks aus unserem Leben. Tavernengeplänkel.

Und wie ist das jetzt mit dem „neuen Gesetz von Griechenland“, das fast alles für Camper verbietet? Womoleben, wenn es denn so umgesetzt würde, wäre fast unmöglich. Selbst an Tavernen dürften zum Parken nur noch ein Womo stehen. Im Sommer schätze ich wird es schwieriger sein. Ana schimpft und sagt hier ist es ok. Die Gerüchteküche kocht hoch und jeder legt es nach seinem Angstlevel aus. Da wo viele stehen, habe ich sowieso keine Lust. Möglichst weit weg in der Pampas sucht mich keiner.

 

 

 

 

Gemeinsames Abendessen steht auf dem Plan. Eine gute Idee, gehe ich doch eher selten in Tavernen. Ich schau mir noch den Zeltplatz an. Es ist auch schön dort, aber mir zu nah an der „guten“ Straße. Da kommen die Sonnenanbeter und Ausflügler schnell mal runter gedüst, es ist schließlich Wochenende. Ich bleibe da wo ich bin, genau in der Mitte zwischen Peristeres und Agio Marina.

 

 

 

 

Wo kriege ich frische Kaffeemilch her?

Im nächsten Ort, der über einen Trampelsteig zu erreichen ist, gibt es einen Supermarkt. Ich laufe los, finde aber nicht den richtigen Steig und lande im kratzigen Gebüsch. Na gut, dann halt Straße. Aber meine Neugier ist groß genug und ich probiere es von der anderen Seite. Ein unmißverständliches Schild weist auf den richtigen Weg. Hinter einer schönen Taverne mit malerisch gepflegten Tamarisken.

 

 

 

 

Und wo geht es bitte weiter? Die Schlucht hinauf oder über riesige Felsbrocken hinweg? Schlucht hinauf endet irgendwo und ist eigentlich auch nur ein Ziegenpfad. Großer Felsen wird überkraxelt und der Pfad wieder sichtbar. Geht doch! Eine ältere Frau hatte mich auf der Straße vor dieser Kraxelei gewarnt. Ihre Kniee! Ich spüre meine zwar auch, aber so ist es gerade.

 

Später treffe ich noch den Wandersmann. Alleine unterwegs versucht er inneren Frieden mit dem Verlust seiner Frau zu finden und baut langsam seine Kondition wieder auf nach einem Bandscheibenvorfall. Mikael macht dafür jeden Tag Yoga, die beiden Zeltlinge wandern und leben, vor allem er, hochdiszipliniert. Sie übernimmt einiges von ihm und muß das ihrige noch richtig finden und danach leben. Ihr Körper gibt ihr unmißverständliche Hinweise. Jeder sucht auf seine Weise sein Glück und seine Zufriedenheit.

Und so verbummele ich den Rest des Tages. Sitze lange draußen und beobachte den Mondenschein, der die Wellenränder in warmes Licht taucht. Zeit weiter zu ziehen!