Ein alter Olivenbaum und der Sandstrand hinter Kalamiki

oder schauig schwarze Wolken über den Bergen

 

27.4.

Ein paar kullernde Tropfen auf dem Brummelidach wecken mich. Sonne, wo bist du? Tjaa, sagt sie ich bin schon da, bloß hinter den Wolken. Ich befrage mal wieder Wetterfrosch. Was sagst du dazu? Ich komme doch jetzt in die weisgesagte schönste Gegend und da soll es regnen? Er kratzt sich nur bedenklich an seinem nicht vorhanden Bart und grinst mich frech aus seinem breiten Maul an. So ist das eben. Wetter ist Wetter und auch auf Kreta hast du keine Garantie das es immer nur schön ist. Ich surfe auf dem Satellitenbild herum. Die Wolken aus dem Westen,- düstere. Das könnte man fast auch symbolisch sehen.

 

 

 

 

Sie ziehen über ganz Kreta hinweg. Vielleicht ist es unten am Strand ein bißchen besser, wispert mein Optimistengeist, und das Dunkle verfängt sich oben in den Bergspitzen. Könnte ja sein! Und während ich das schreibe, lockert es schon ein wenig auf. Geht doch!

 

 

 

 

Und gestern:

Brummeli ist sehr durstig auf diesen steilen Bergstraßen. Er muß sich ja auch sehr anstrengen. So wird mal wieder getankt, mein Konto geplündert und nett mit der Tankwartin geplaudert. Sie fragt mich wo ich geschlafen habe. Hinter Gerokampos, am Limnikistrand. Oh, sie kriegt fast Tränen in die Augen. Ihr Großvater hat dort ein Haus und sie ist dort aufgewachsen. Nur zum Arbeiten ist sie hier und hat Sehnsucht nach dem Meer. Ich bin schon in dem weiten Tal zwischen den Bergen. So klein ist die Welt.

 

 

 

 

Der alte Olivenbaum, names Mama Olive ist nicht weit weg. Brummeli schnurrt auf engen Feldwegen. Gut das ich schon längst Kratzer-schmerzbefreit bin. Irgendwo stelle ich ihn an die Seite und finde kurze Zeit später die Olivenmama.

Zweitausendachthundert Jahre ist sie alt. Ihr „Kopfhaar“ ist schütter geworden. Ihre dicken Rinden und Wurzeln haben die Zeit gespeichert, das Kommen und Gehen der Epochen, der Menschleins mit ihren Bräuchen, ihren Sorgen und Wünschen.

 

 

 

 

Könnte man Baumrinde lesen undzwar jenseits von Wissenschaft, so würde sie viele Bücher füllen über die Lebensgewohnheiten und über die Erde. Und sähe man dann die Essenz, würde man vielleicht eine Entwicklungspirale erkennen. Jenseits von menschlicher Zeit, jenseits von Bewertung, jenseits von bewußter Absicht wandern wir auf dieser Spirale unseren ganz ureigenen Weg. Manchmal wissen wir darum, manchmal auch nicht. Unser Weg, so wie die Baumringe, die sich Jahr für Jahr bilden oder Leben für Leben. Und Mama Olive steht da wie ein Wächter der Zeit, ein Wächter des Lebens und der Erde. Imposant! Steine auf die alte minoische Symbole eingraviert wurden stehen in einem Rund um sie herum.

 

 

 

 

Nicht weit weg gibt es einen Strand. Eine Piste führt den Strand entlang und eine feste Sandpiste zu einem guten Platz. Hier bleibe ich. Im Hintergrund tiefschwarzeWolken, vor mir türkisenes Wasser und hinten ganz am Ende Agia Galini. Am Strand viele platte Felsen, die wie festgebackener Sand ausschauen. Ein bißchen hin-und her geguckt, mit meiner Freundinn telefoniert.

Fast sitzen wir zusammen am Strand mit Blick auf ihr geliebtes Agia Galini, Füße im Sand und Blick auf den Sonnenuntergang, zwar ein bißchen in Wolke, aber trotzdem schön. Kreta-Leben!