Kretas Nordwestende an der Bucht Menies

oder durch karstiges Bergland in eine türkisblaue Bucht…

 

18.-19.5.

Was für eine Bucht, hier am Nordwestende von Kreta. Leises Wassergemurmel, ein paar Ziegen hinten in den Bergen, ein paar Fliegen und die Stille einer fast Robinson-Bucht. Der Wind kommt von hinten durch die Schlucht und verwirbelt sich am Strand und Kiesel dösen in der Sonne. Längst ist sie über die Felsen gekrabbelt. Was für ein Privileg hier sein zu können an und in dem türkis-blau glitzerndem Wasser.

 

 

 

 

Guten Morgen du Natur pur – jetzt am Morgen noch so still. Vielleicht kommen später mal ein paar Boote oder verwegene Autofahrer, die sich den Weg hier her trauen. Jetzt am Morgen gehört die Welt mir und den Kreaturen, die sie beleben. Und ich darf für einen Augenblick hier wohnen!

 

 

 

 

Nicht nur wohnen sondern eintauchen ein in die Natürlichkeit. Seelchen schwingt hoch und weit. Einen spannender Satz, der mich begleitet: all das was dir im Außen begegnet ist ein Spiegel für dein Inneres, für dein wahres Inneres. Wenn etwas kaputt geht, spiegelt es vielleicht etwas in dir, dessen Zeit abgelaufen ist, vielleicht. Wenn ich lerne diese Zeichen des Außens richtig zu lesen, erkenne ich die Steine, die auf meinem Weg liegen und den Pfad bilden auf dem ich wandere, meinen Lebenspfad. Gibt es nicht in uns allen eine Kraft, die uns leitet. Wir müssen nur lernen sie zu hören und ernst zu nehmen. Eigentlich ganz einfach.

 

 

 

 

Und was war da los, die letzten zwei Tage: Ich bleibe noch einen Tag auf meiner Ziegenwiese. Am Sonntagmorgen kommt der Bauer und bringt ihnen Futter, das in diese Tröge ausgeschüttet wird. Die Ziegen warten schon ungeduldig und kommen den Berg herunter gesprungen. Gemeckere, Gedränge und wenn man nicht einen Platz am Trog ergattert, wird reingesprungen.

Die „Chancenlosen“ knabbern am Heuballen herum. Irgendwann trotten sie von dannen, als auch der letzte Krümmel am Boden vertilgt ist.

 



 

 

Der Bauer besitzt unten am Strand das kleine Häuschen. Im Sommer verbringt er hier ein paar Wochen mit der Familie. Mit dem Boot draußen sein und fischen, abends in der Stille der Bucht die Ferien genießen. Noch finden die Ziegen Wasser in irgendwelchen Tümpeln, aber ab Juni muß er es bringen. Die beiden sind freundlich und zugewandt, kein Gemeckere, das ich hier stehe, auch die Ziegen haben sich an mich gewöhnt.

 

 

 

 

Ein Radlfahrer kommt herunter. Ein deutscher Auswanderer, der sich zwischen Chania und Rethymo ein Häuschen gemietet hat und sein Leben jetzt hier führt. Vor eineinhalb Jahren sind sie gekommen. Es gibt eine ganze Communitiy von Auswanderern, die sich gegenseitig helfen und unterstützen.

Jung genug einfach in dieses neue Leben gesprungen. Mutig. Er erzählt mir auch das die Piste nach hinten gut ist und ich ohne weiteres runterrumpeln kann. Wenn sie hier runter gefahren sind, können sie das dort auch.

 

 

 

 

Also mache ich mich auf den Weg über diesen Inselzipfel. Karstiges Bergland mit ein paar grünen Flecken mittendrin. Die Piste gut, teilweise fast Autobahnpiste. Erst bei der letzten Schlucht wird sie schmaler und windet sich am Hang entlang. Ein paar Bäume streicheln Womodach.

Ein Österreicher mit seinem Womopickup kommt mir entgegen.Jippii, nun kann ich seinen Platz übernehmen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Brummeli baut sich auf.

 

 

 

 

Von oben hatte ich ein Boot gesehen, das sich zum Ankern bereit macht. Es ist eine australische Familie, die sich für einen Tag eine Yacht gechartert hat. Die Jungen springen von den Felsen ins Wasser, die Älteren beobachten wohlwollend und der Yachtbesitzer gibt Tipps. Meine Liebe zu Australien wird wieder wach. Sie stammen letztlich von Deutschen ab, die Ende der 18hunderter Jahre ausgewandert sind. Ein französisches Päarchen kommt spät am Nachmittag. Sie kennen die Bucht und kommen immer wieder hierher. Der Weg ist besser geworden, erzählen sie. Noch später kommen ein paar Amerikaner oder Engländer. Der Wind frischt auf, irgendwann ist ihnen zu kalt und sie ziehen wieder von dannen. Es ist wie wenn man Besuch von Kindern kriegt. Sie toben umeinander, bringen lebendige Unruhe und wenn sie dann wieder zu ihren eigenen Nestern fahren freut man sich über die einkehrende Ruhe.

 

 

 

 

Das Wasser ist so ruhig und klar, das es Spaß macht mit dem Schnorchel unterwegs zu sein. Ein paar Fischleins, ein verrosteter Bootswagen, viele Steine und die steilen Klippen. Auch ein Gang hinauf zur Klippenkante gehört zu meiner Erforschungstour. Die Reste der alten Befestigungsanlage vom Krieg, eine alte Felsentreppe und der Blick auf die Nordküste von Kreta und die vorgelagerte Halbinsel von Chania. Die Sonne verschwindet erst um sieben hinter den Felsen. Die Häuser am Eingang der Schlucht längt unbewohnt. Langsam erobert sich die Natur diesen Platz zurück.

 

 

 

 

Robinson-Bucht am Abend und am Vormittag. Ich könnte bleiben – mal gucken!