oder die Höhle von Milatos und die Ostseite von Kalydon auf Spinalogna
5.4.
Guten Morgen du riesig schlafender Walfisch vor mir. Still ruhst du in dir. Was hat dich wohl hierher verschlagen? Kein Blas – kein Lüftchen, versteinert, aber bist du das auch? Was wissen wir, was weiß ich schon vom Seelchen der Steine, der Inseln, der Blumen und kleinen Gewächse? Und was weiß ich schon vom Seelchen des Walfisches.
Da stehe ich etwas oberhalb der Küste mit Weitblick, nordostwindgeschützt und heißer Morgensonne!
Kreta, du zeigst dich von deiner tollsten Seite. Ich laß mir viel Zeit heute morgen, hänge ein wenig Träumen und Gedanken nach. Von unten plätschert das Meer leise herauf, ein Fischerboot tuckert, in der Ferne bimmeln die Schafe und Schwalben zwitschern. Idylle pur!
Nach herrlicher Kraxel- und Pistentour durch die Berge lande ich schlußendlich hier auf Kalydon, der kleinen Halbinsel Spinalogna. Vorne am großen Parkplatz der kleinen Kapelle steht ein Pössl. Ich rumpel den kleinen steinigen Feldweg weiter. Ganz am Ende ein kleines Halbrund zum Verweilen. Ein zweiter hat hier keinen Platz mehr.
Weiter unten näher am Meer gibt es viele Plätze, den Weg dahin muß ich erforschen, ob er fahrbar ist. Kein einziges Auto dort und das hat vielleicht seinen Grund. Es ist doch Samstag. Aber noch ist es weit vor der Saison, sonst wäre es hier sicherlich mehr bevölkert.
Ich beginne den Tag mit Höhlenerforschung. Ausgerüstet mit einer guten Taschenlampe laufe ich auf ausgebauten Weg hinauf. In der Saison gibt es im ersten Teil wohl Lichter. Jetzt ist es finster und mal gucken wie weit ich komme. Rucksack bleibt irgendwo an einem Stein stehen. Die Menschleins, die vor mir da waren sind alle wieder weg. Ich taste mich weiter vor in die Dunkelheit. Von richtig gehen kann keine Rede sein, denn es wird immer niedriger.
Tief gebückt und teilweise auf dem Hintern rutsche ich vor. Ohne Lampe ist es stockfinster und staubig, aber spannend, viele Nischen und undurchdingbare Engstellen. Heruntergefallene Steine, ein kleines Labyrinth aus gewachsenen Steinsäulen. Die Geschichte dieser Höhle ist markaber denn sie diente einst als Rückzugsort vor marodierenden türkischen Truppen. Ausghungert und vor allem ohne Wasser mußten sie sich ergeben und wurden gemetztelt und gemordet.
Ob wir Menschleins wohl irgendwann dazu lernen? Ob wir wohl irgendwann mal lernen, das jeder die Freiheit haben sollte sein Leben zu leben, wie er möchte, wenn er denn damit dem anderen nicht schadet. Auf kleiner persönlicher Ebene und auf der großen Geopolitischen. Keine Ahnung im Moment schaut es nicht danach aus.
Da sind die Begierden und Vorstellungen von Glück, der Machtanspruch viel zu groß und das Reflektieren, was wirklich Glück ist oder sein könnte viel zu klein.
Zurück von meiner Höhle geht es über die Berge. Ich habe mir so ein paar kleine Straßen ausgesucht. Sie beginnen auch ganz normal, zwar schmal aber asphaltiert. Irgendwann werden sie zu reinem Feldweg. Problem ist nur das Bäume und Büsche hineinwachsen. Also mal wieder ein paar Kratzer mehr, aber umdrehen kann ich sowieso nicht. Ein Menschlein schaut gerade zu seiner Tür hinaus. Ihn frage ich und er schaut auf mein Brummeli, seine Reifen und die Bodenfreiheit und nickt. Und tatsächlich wird die Piste kurz danach offener, steinig ist sie sowieso.
Herrlich, durch und über die Berge. Immer mal wieder ein Weitblick. Ein altes Kloster und verlodderte Steinmühlen auf dem Weg der wieder Straße geworden ist. Ins Kloster hinein gehe ich nicht, aber die Mühlen werden begutachtet.
Ein Trampelpfad durchs Gebüsch, eine verrostete Tür, der Mühlstein und der klägliche Rest eines Windrades. Sie haben trotzdem noch so sehr viel mehr Flair als die neuen Kunststoffwindräder, die Berge bevölkern. Ja, Steinmühlen haben ihre Zeit, man kann sie restaurieren. Windräder dagegen sind irgendwann nur noch Sondermüll.
Das hinterste Ende von Eloundas bis Plaka und weiter wird erforscht mit Blick auf die Festung. Der mögliche Platz dort ist krumm, schief und viel zu klein, um dort zu verweilen. Zurück und auf die Westseite der kleinen Halbinsel.
Die vorabendlichen Discoklänge von Eloundas werden vom Wind hergetragen und das kann am Samstagabend lange gehen. Also hinauf auf den Berg und dann dieser tolle Platz.
Seelchen breitet seine Schwingen weit weit aus – hier ist es gut, hier bleibe ich.