oder Mylonas fallendes Wasser und Livaris glitzerndes Meer
12.4.
Noch weht ein etwas kühlerer Nordwestwind, das Meer schimmert herrlich türkisblau, meine Tamarisken vor mir geben Windschutz, die Sonne hinter mir ist gerade über die Berge gekrabbelt und nur ein paar weiße Wolken bevölkern den blauen Himmel. Stühlchen liegt zusammengeklappt zwischen den Felsen und ich fleze noch im Brummeli herum. Ein herrlicher Bummelmorgen auf einem wunderbaren Stück Land.
Fast am Ende der Welt baue ich mich hier auf. Kein Menschlein weit und breit, die drei Ferienhäuser hinter dieser Bucht sind noch unbewohnt und die Taverne wartet auf „O-zapft-is“. Wie gut das das noch ein bißerl dauert. Ich stehe so in der Ecke, dass ich die zwei Schornsteine vom Kraftwerk drüben nicht sehe. Ein paar Böen kommen ab und an um die Ecke. Wenn ich allein auf weiter Flur stehen kann, geht mein Herz auf. So ist das mit mir.
Vielleicht verweile ich auch deshalb noch hier im Norden, weil der nicht so begehrt ist wie der Süden. Ich glaube, das sich dort die meisten tummeln.
Also genieße ich voll und ganz diese Stille hier. Sonntagsmorgens um 7 (deutsche Zeit) ist die Welt noch in Ordnung, zumindest hier in meiner Bucht.
Da draußen tobt es. Eine Horrormeldung jagt die nächste und man ist schon aufgefordert gut in der eigenen Mitte zu verweilen.
Die Umdrehung unserer Werte, die Verdrehung der Wahrheit und der Versuch der deutschen Führung jegliche Kritik mit drastischen juristischen Maßnahmen zu unterbinden schreit nach Halt und Stopp. Das darf so nicht weitergehen. Lügen müssen entlarvt werden und wir müssen erkennen wie unser Weltbild manipuliert wird. Ein abgewähltes Parlament verändert das Grundgesetz, anstatt Frieden wird für Kriegstauglichkeit geworben, in die Köpfe der Menschen wird ein Krieg mit Rußland, dem Bösen, eingepflanzt und helfen tut eigentlich nur noch ein klarer gesunder Menschenverstand, der sagt, nein so nicht! Krieg füllt nur die Taschen einiger Weniger füllt und Menschleins werden wegen des Gewinns einfach geopfert, frei nach Madeleine Albright, Kollateralschaden. Ob wir Menschen das wohl mal erkennen?
Manchmal frage ich mich, haben die Menschen vor dem zweiten Weltkrieg sich auch so hilflos der Macht gegenüber gefühlt, die macht was sie will? Hat diese Hilflosigkeit dazu geführt, das man sich immer weniger mit dem Schlimmen auseinandersetzte, weil das Gefühl entstand man kann sowieso nix ändern? Man versuchte sein eigenes kleines Leben zu retten und rutschte dabei immer tiefer in den Abgrund. Ich könnte Romane schreiben, angesichts des Desasters in dem wir stecken, angesichts was mir dazu alles durch den Kopf geht. Nicht heute. Zurück zu meinem schönen Kreta:
Ich finde nämlich den Eingang zum Mylonas Wasserfall. Eine schmale Schotterpiste biegt in einer Kurve ab. Parken kann ich sowieso nicht auf der Straße, also rumpel ich mal gen offiziellen Parkplatz. Die Bäume ragen in die Piste hinein. Keine Ahnung ob das mehr oder weniger wird. Brummeli wird an einem ersten schönen Platz hingestellt und per pedes geht es weiter hinauf. Oben ist es schief und krumm. Der Steig zum Wasserfall steinig, teilweise steil, über Wurzeln und kleinere Felsbrocken, trotzdem gut zu gehen. Später dann, fast oben wandere ich in einem dieser betonierten Wasserkanäle, die jetzt nicht mehr benützt werden. Anstattdessen zieren dicke schwarze Wasserrohre die Landschaft.
Das Wasser wird schon viel weiter oben abgezwackt, folglich bleibt nur noch ein kleines Rinnsal zum Fallen. Trotzdem schön in warmer Sonne. Nun habe ich diese Berge hier ausgiebigst genossen und Brummeli rollt weiter auf der Küstenstraße. Kleine Wege werden getestet, ob sie zum Strand führen, bei manchen muß ich oben bleiben und andere sind sehr nach Nordwesten ausgerichtet.
Ein kleiner Fischerstrand nahe Kalo Nero schaut vielversprechend aus. Er ist nahe am Ort und ich bin mir nicht sicher, ob ich da jemanden störe, schließlich ist Wochenende. Ich rolle noch weiter durch rote bergige Felslandschaft. Ein Kloster und eine Schlucht laden zum Erforschen ein, aber der Platz ist dem Wind zu sehr ausgesetzt. Also weiter und hinter dem Kraftwerk teilweise steil hinunter zur Livari-Beach.
Ich laufe noch das ganze Rund ab, bleib aber in meiner Ecke. Ein Schäfer oder Fischer ganz weit hinten am anderen Ende und der windgeschützte Platz vor den drei kleinen Häusern ist privat. Das will ich nicht. Eine windgeschützte Ecke für mein Stühlchen gibt es auch bei mir. Und erst als die Sonne in ein paar Wolken verschwindet, nehme ich Brummelis Windschutz in Anspruch.