oder eine wunderbare Abschiedsbucht bei Nopigia
26.-28.5.
Guten Morgen bei herrlichstem Sonnenschein. Hinter mir brummt schon der Schiffsmotor. Ich sitze oben auf Deck mit Blick auf den Balos Berg. Ein paar Wolkenfetzen wabern über die Zacken. Was für ein gemütlicher Hafen hier in Kissamos. Keine Laster und nur drei Brumms. Moderne VV-Busse und ich. Sie sind sauber geputzt, der ganze Staub weg. Die PKWs kommen genauso dreckig daher wie ich. Da gab es auf meinem Weg keine Waschstation. Also nehme ich den Saharastaub mit aufs Festland.
Ich habe so gut geschlafen auf meinem Platz zwölf Kilometer vor der Fähre. Nicht der, den ich mir ausgesucht hatte sondern in Nopigia, ganz am Ende der Piste. Park4night hat mir da gute Dienste geleistet. Fern ab von allem stehe ich auf einem Miniplatz, von hinten geschützt mit blühenden Orleander und vor mir eine Sonne, die sich zum Untergehen bereit macht, ein Meer das mit den großen Kieselsteinen spielt und Stühlchen im angenehmen Wind.
Was für ein toller Kreta-Abschiedsplatz. Nah genug und doch weit, weit weg. So liebe ich das.
Vorsichtshalber stelle ich mir den Wecker. Eine Stunde früher da sein hätte ausgereicht. Ich geb noch eine halbe Stunde dazu. Ich wußte ja nicht wie wenig Autos auf diese Fähre rollen. Viertel vor sieben bin ich da und heute ist schönes Fährwetter angesagt, wenig Wind.
Letzten Mittwoch habe ich sie von meiner Ziegenwiese aus gesehen, die jetzt im Gegenlicht kaum sichtbar ist. Auch meine allerwestlichste Nordspitze ist von einer Wolkenfahne umhüllt.
Nach meinen zwei Nächten in der Dyktina-Bucht verlasse ich das Terrain. Das Wetter ist wieder schön, der Wind wenig und das Meer ruhig. So kommt der erste große Ausflugsdampfer, das erste Privatboot und auch die ersten Touriautos. Zeit für mich zu gehen. Zu dritt waren wir hier mit gebührenden Abstand zueinander. Jeder folgt so seinem ganz eigenen Flow. Schwimmen, in die Sonne gucken, vor sich hin träumen, nix tun ist der meinige.
Kurzform: Rumbummeln.
Diesen Weg, den ich immer von weiten gesehen habe möchte ich noch erforschen. Es ist der Weg zum Ende der Welt zumindest zum Ende von Kreta. Brummeli wartet geduldig unten bei den Ziegen. Hinauf und um die Ecke bei dem „Pyramidenberg“. Am Felsenrund aufgeschichtete Türme, die wohl einst mal Befestigungsanlagen waren. Zu beiden wird hingekraxelt und das Kreta-Ende gebührend mit Wasser begossen.
Dann gehts wieder zurück über Stock und Stein, vorbei an Ziegenställen und einem verlassenem Auto. Das kommt hier sicher nicht mehr so schnell weiter.
Keine Menschleins weit und breit. Tief atme ich nochmal diesen herrlichen Kretaduft mit Thymian und Zitrone ein. Schau kurz noch an dem „Wimpel“ vorbei, den ich auch immer von weiten gesehen habe. Winke, winke du schöne Kissamoshalbinsel. Dich habe ich viel erforscht.
Und wo schlafen? Wirklich auf dem Lodderplatz ganz hinten unterhalb der Balospiste? Ich schau in Nopigia nach und bleibe. Schöner könnte der letzte Platz nicht sein. Kleiner Ratsch mit einem Päarchen, die hier noch ihren Abendsparziergang machen. Ein Wanderpfad führt zu anderen Buchten. Brummelis Fenster werden nochmal sauber gemacht.
Am Morgen versuche ich vergeblich eine Ziege zu retten, die sich im Zaun verfangen hat. Ihr Huf ist zu tief eingeklemmt. Ich krieg ihn nicht raus. Gottseidank sehe ich 100m weiter den Ziegenbauern und sag ihm das. Sofort düst er hin. Vielleicht kann er den dicken Stacheldrahtzaun durchtrennen und es befreien. Armes Zicklein.
Kreta, winke winke – was für eine Zeit hier. Ich habe vieles und doch längst nicht alles gesehen. Viele schöne Ecken entdeckt. Durfte immer wieder weit weg von irgendwem sein, eintauchen und fast abtauchen in dieses Kretaland. Jetzt kommen die anderen, die vielen die Sommerfrischler. Zeit für mich zu gehen.