Zuflucht am Gylisma-Strand

oder Blick auf Kokkina und Xotikospilio

23.5.

Heisser Südwind fegt die Felsen herunter und läßt die gelben Halme tanzen. Sie verbreiten den reifen Duft eines Kornfeldes. Vor mir das Meer auf dem heftige Böen dunkle Streifen zaubern, die gen Norden flitzen. Weiter hinten weiße Schaumkronen. Brummeli steht relativ geschützt hier in dieser Bucht. Ja, es wackelt ein bißchen und die Fenster wollen nur mit viel Vorsicht offen sein. Die Türe habe ich, um sie offen zu halten, zusätzlich gesichert. Die Böen kommen den Berg runter und verfangen sich. Eine eindeutige Richtung ist nicht auszumachen. Heiße Südwindstürme übers Wochenende, so munkelt Wetterfrosch, egal ob Windy oder wetteronline.

 

 

 

 

Trotzdem eine gute Bucht! Grober Kieselstrand, hinten ein Ziegenstall und ich auf der gelben Kornwiese. Neben mir ein Kircherl und oben eine Stromleitung mit Lampen. Ob die wohl abends angehen, überlege ich nach meinem schönen Ratsch mit Renate. Hhhmmm, ich kann ja nochmal zwei Buchten weiter schauen. Vorher aber gibts ein Schwimmerli um die schwarzen Felsen herum und eine Extrarunde für Renate. Kein Menschlein hier.

Abends als ich wiederkomme schaut nur der Bauer kurz nach seinen Ziegen. Ich habe die ganze Bucht für mich. Was für ein Luxus und die Lampen gehen nicht an, nur weiter vorne am Hafen, aber da stören sie nicht.

 

 

 

 

Zwei Kilometer weiter gibt es einen Strand bei einer Höhle und einen anderen daneben. Brummeli bleibt oben auf dem kleinen freien Platz stehen. Die Piste zur Höhle ist mittlerweile betoniert und der Platz am Strand eingezäunt. Ein holländischer Bulli kommt herunter, während ich mir das Ganze erstmal zu Fuß anschaue. Oben auf dem Hügel habe ich herrliche Fernsicht. Da könnte ich doch bleiben. Die andere Piste geht sehr steil hinunter. Eine enge Kurve würde schwierig und danach nur wirklich lodrig grobe Steinpiste. Nein, da rolle ich nicht runter. Das lohnt sich nicht. Unten auch nur ein Ziegenstall und der Strand nicht schöner.

 

 

 

 

Ein kleiner Ratsch mit Brigitte, die schon seit 20 Jahren auf Kreta lebt. Sie kam nur fürs Schwimmen. Hat eine Agentur für Hausvewaltung und Vermietung, organisiert Yogakurse. Wir ratschen über die Veränderung der letzten zwanzig Jahre hier auf Kreta. Früher war der Westen wirklich wild und fast unbewohnt. Da gab es noch nicht die Villen und schicken Häuser, die Straßen waren nur Pisten. Unsere Welt dreht sich aber weiter und der Tourismus hat Hochkonjunktur. Sie fragt mich, ob ich Schwierigkeiten habe mit dem neuen Campergesetz. Habe ich nicht, aber ich steh halt auch nicht an den begehrtesten Plätzen und Stränden wie in Elafonisi. Wochenlang standen die Camper dort oder auch in Chania.

 

 

 

 

Und so kommt mir mal wieder meine Devise unauffällig und abseits sehr zugute. Ich sitze schon mit meinem Stühlchen draußen, da raunt Stimmchen, guck doch mal Wetter. Tja, die roten Windböen kommen in der Nacht. Nix wie weg hier und zurück zu meinem Extrastand. Die Lampen werden hoffentlich nicht angehen und sie bleiben dunkel. Brummeli steht etwas weiter vorne im „Kornfeld“, dort wo ich gerade noch Internetempfang habe, nicht gut, aber gut genug. Mal wieder ein Sonnenuntergang, zwar ein bißchen in Schlieren aber immerhin.

 

 

 

 

 

 

 

Und was habe ich davor gemacht? In der Früh verlasse ich nach dem ersten Kaffee meinen Hafenplatz in Sfinari. Die gestern gesehene Piste ruft. In einer Ecke wartet Brummeli und ich wandere hinunter. Bis zum Kircherl ist sie gut, auch wenn das letzte Stück sehr steil ist. Unten am Kircherl aber so gut wie kein Platz, jedenfalls nicht für höhere Brumms. Es gibt aber ein kleines Rund oberhalb. Da baue ich Brummeli auf und kann Blog schreiben und dabei in die Weite schauen. Die Piste weiter runter zum Strand ist durch viele Steine und einen Erdrutsch nicht wirklich befahrbar. Ein schöner Platz aber nur bei wenig bis kaum Wind.

Und die Winde auf Kreta können schon sehr stürmisch sein!